Borussia vergibt Sieg

Die Mönchengladbacher trennen sich mit einem 3:3 von Bayern München. Den 18. Heimsieg der Gladbacher im Klassiker verhindert Bayern-Kapitän Philipp Lahm mit seinem Tor zum 3:3.

Mönchengladbach. Ein Klassiker, der am Samstag Erinnerungen an die glorreichen 70er Jahre weckte. Gladbach gegen Bayern - das Torfestival der Samstagspiele. In 42 Bundesliga-Heimspielen verlor die Borussia nur neun Mal, am Samstag folgte mit dem 3:3 (1:2) das 17 Remis. Bayern Kapitän Philipp Lahm verhinderte mit seinem Tor zum 3:3 den 18. Heimsieg der Gladbacher. WZ-Newsline stellt die entscheidenden Spieler und Szenen vor.

Der geschah nicht auf dem Platz. Verantwortet hat ihn Michael Frontzeck. In der Halbzeitpuase, dort im Allerheiligsten einer Mannschaft, in der Kabine, rüttelte der Gladbacher Trainer seine Spieler wach, nach einer ersten Halbzeit, die für den zweiten Spielabschnitt Arges befürchten ließ. Welche Worte er wählte, wollte Frontzeck später nicht preisgeben. "Das, was in der Kabine gesagt wird, bleibt auch dort", begründetet Frontzeck sein Geheimnis. Frontzeck brachte Roel Brouwers und Igor de Camargo - zwei Wechsel, die dieses Spiel für die Gladbacher neu belebten und die die Voraussetzungen für eine packende zweite Spielhäfte schafften.

Dafür bewerben sich gleich mehrere. Etwa Bastian Schweinsteiger. Er spielte eine überragende Weltmeisterschaft und hat vielleicht als Einzigster aus Löws Südafrika-Fahrern die Form auch über dieses große Turnier mit in die Liga nehmen können. Er ist Chef im Mittelfeld der Bayern, ob in defensiver Rolle oder, wie am Samstag auch in der Offensiven. Seine Ideen und Pässe geben dem Spiel der Bayern jenen Tick an Gefährlichkeit, die am Samstag reichte, um den ewigen Klassiker der Liga zu entscheiden. Das 2:1 (40.) produzierte er mit einem lässigen Hackentrick, leistete sich allerdings auch, einen Foulelfmeter an den Pfosten (43.) zu setzen.

Sebastian Schachten, der am Samstag einen weniger erfreulichen 26. Geburtstag feiern musste und zur Pause in der Kabine blieb, hatte Altintop im Strafraum gefoult. Dieser Fehlschluss ließ den Glabachern die Chance auf eine Rückkehr in dieses Spiel.Igor de Camargo ist Gladbachs Bewerbung für den Spieler des Spiels. Eingewechselt und mit klaren Aktionen, schickte er zunächst Marco Reus mit einem schlauen Paß auf die Reise zum 2:2 (56.), wenig später erzielte er sein erstes Tor für die Gladbacher zum 3:2 (60.). Gut 20 Minuten konnten die Fans von einem Erfolg in diesem Klassiker träumen.

Diesen produzierten der Gladbacher Patrick Herrmann und sein Spielgerät in Kooperation. Spätestens seit Samstag weiß man, warum der neue, ligaweit einheitliche Ball den Namen Torfabrik trägt. Er produziert aus sich selbst heraus Tore. So wie in der fünften Minute, als Herrmann fast von der Seitenlinie in Strafraumhöhe die Torfabrik Richtung Jörg Butt schickte. Der schien richtig zu stehen, mühte sich gerade den Ball irgendwie abzuwehren, bis der sich am Torhüter vorbei ins Tor der Bayern schlich. Die Kandidatur für das Tor des Monats ist diesem Kunstschuss Herrmanns gewiss, die Torfabrik schwieg zu ihrem kurisosen Meisterstück.

Gladbach Gegentorflut: 30 Gegentore nach zehn Spielen bedeuteten Platz fünf der Bundesliga-Historie. Schlechter waren bisher nur Klubs, die in der Bedeutungslosigkeit des Profi-Fußballs verschwunden sind: Saarbrücken, Tennis Borussia Berlin, Eintracht Braunschweig und Tasmania Berlin. Jetzt folgten weitere drei Gegentreffer. Gladbach bleibt dieser unglaublichen Quote treu. Immerhin 25 Jahre sind vergangen, seit aktuelle Bundesligsiten nach zehn Spielen 30 Gegentore kassierten: Hannover 96 (Saison 85/86) und der Hamburger SV (87/88).

Die Fans in der Nordkurve foderten auf einem großen Banner: Kämpft mit Leidenschaft für Verein und Vitusstadt.Das gelang in der ersten Halbzeit nun gar nicht, trotz der frühen Führung von Patrick Herrmann. Die Bayern schüttelten sich nur kurz und antworteten. Mit den Toren von Gomez und Schweinsteiger, spielten die Bayern Katz und Maus mit der Borussia - bis zum verschossenen Elfmeter. Gladbachs Antwort nach der Pause schockte die Bayern. Zwei Tore in 15 Minuten zum 3:2, nun mussten die Bayern wieder ackern statt spielen. Kapitän Lahm ging dann mit dem Tor zum 3:3 voran.