Borussia will in „die Vollen“ gehen
In der Winterpause wollen die Gladbacher drei bis vier neue Spieler holen, um dem Abstieg zu entgehen.
Mönchengladbach. Alles, was die Mönchengladbacher momentan bewegt, alles, was rund um die abstiegsbedrohte niederrheinische Borussia passiert und die Seelen aufwühlt, ist für Eugen Polanski ganz weit weg.
"Ich bin in Spanien, spiele für den FC Getafe und konzentriere mich auf die nächsten Spiele", sagt der 22-jährige Fußballprofi, der Borussia Mönchengladbach im Sommer ablösefrei verließ und in Spanien sein Glück gefunden hat.
Seit sieben, acht Begegnungen agiert der blonde Techniker als defensiver Mittelfeldspieler vor der Abwehr des FC Getafe, dem Tabellenneunten der Primera Division, in der viele Experten die stärkste Liga Europas sehen.
Einen ähnlichen Strategen wie Polanski, der 15 Jahre für die Borussia gespielt hat, dort aber nicht wie erhofft zum Zuge kam, scheinen die Gladbacher wieder gefunden zu haben: Tomas Galasek.
Der erfahrene Mittelfeldchef von Banik Ostrau geht allerdings auf die 36 zu und kann keine langfristige Lösung sein. Galasek, den Cheftrainer Meyer seit seiner Nürnberg-Zeit sehr schätzt, soll das defensive Mittelfeld des Tabellenletzten verstärken und das Spiel der Borussen in der Rückrunde ankurbeln.
Nach dem Ende der Halbserie wird im Nordpark fieberhaft gearbeitet. Eine "neue Mannschaft" muss in der Winterpause entstehen, um dem drohenden Abstieg noch zu entgehen. "Wir gehen noch einmal in die Vollen", behauptet ein Insider des Vereins.
Und meinte damit auch den finanziellen Aspekt im Hinblick auf die avisierten drei, vier Transfers, die der Verein innerhalb der nächsten Tage und Wochen tätigen will. Im Gegenzug wird Spielern wie Ndjeng, Brouwers, Gohouri oder Voigts ein Tapetenwechsel nahegelegt.
Marko Marin und Alexander Baumjohann, zwei "Gladbacher Fohlen", würde das Bundesliga-Schlusslicht wiederum liebend gerne halten. Doch die beiden Youngster sind national wie international äußerst begehrt. Die Verantwortlichen der Borussia werden sie kaum an sich binden können, wenngleich Marin einen Vertrag bis 2010 hat.
Ursprünglich waren im Borussia-Park rund drei Millionen Euro veranschlagt worden, jetzt wird sogar über die doppelte Summe spekuliert.
Nach der miserablen Hinrunde herrscht Hektik im Borussia-Park, auch hervorgerufen durch den Rücktritt von Co-Trainer Christian Ziege, den Meyer durch den früheren Gladbach-Profi Manfred Stefes ersetzt hat.
Ziege hat innerhalb weniger Wochen mithin drei Jobs verloren: den des Sportdirektors, des Interims-Cheftrainers und des Trainer-Assistenten. Ein Novum in der Bundesliga.
Neben Galasek steht Paul Stalteri, Kapitän der kanadischen Nationalmannschaft, ganz oben auf der Wunschliste der Gladbacher. Auch dieser Transfer soll dem Vernehmen nach kurz vor dem Abschluss stehen. Torhüter Logan Bailly (22) vom RC Genk ist der Dritte im Bunde.
Bei der Suche nach einem Innenverteidiger hat es allerdings einen Rückschlag gegeben: Denn Wunsch-Kandidat Oguchi Onyewu von Standard Lüttich ist abgesprungen. Bitter, denn gerade die Defensive ist die Achillesferse der Gladbacher, die zum Rückrundenstart (31. Januar) in Stuttgart antreten müssen.
"Es kursieren so viele Namen, dass ich mich manchmal wundere", sagt Borussias Sportdirektor Max Eberl, der - erst ein paar Wochen im Amt - viel auf Achse ist.
Auch wenn es für ihn weit weg ist: Der "Spanier" Eugen Polanski fühlt mit, was im rund 1.500 Kilometer entfernten Gladbach passiert: "Ich krieg hier schon noch einiges mit, und es ist ja nicht so, dass ich mit der Bundesliga und Borussia abgeschlossen habe. Der Verein liegt mir sehr am Herzen, und irgendwann kehre ich bestimmt in die Bundesliga zurück." Sonntagabend verlor Getafe übrigens in Osasuna mit 2:5.