Borussias organisierte Sensation

Gut geordnet, ein Nadelstich: Wie Gladbachs Rezept in München greift.

München. Ausgerechnet die im Mai dem Abstieg nur hauchdünn entronnenen Mönchengladbacher haben die Aufbruchstimmung des FC Bayern München pulverisiert. Ausgerechnet Borussia Mönchengladbach, das zuvor in 43 Auftritten bei den Bayern lediglich am 14. Oktober 1995 einen Sieg schaffte.

Am Sonntag gab es den zweiten. Durch einen Treffer von Igor de Camargo in der 62. Minute gewann das Team von Trainer Lucien Favre vor 69 000 Zuschauern mit 1:0 (0:0). „Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, hier bei diesem Gegner zu gewinnen. Aber wir haben ja am Ende der vergangenen Saison bereits gesehen, was im Fußball so alles möglich ist“, sagte de Camargo.

Nun hat es auch Jupp Heynckes sehen müssen. Seit 2001 hatten die Bayern kein Auftaktspiel einer Bundesliga-Saison mehr verloren. Und dass jenes 0:1 vor zehn Jahren just gegen den Gegner vom Sonntag passiert war, versetzte beim Rekordmeister angesichts der Ausgangslage auch niemanden in Alarmstimmung. Schließlich war Arjen Robben gesundet, konnte Franck Ribéry nach Knöchelproblemen zumindest auf der Bank Platz nehmen und gab Manuel Neuer trotz Magen-Darm-Problemen grünes Licht. Die Borussia hingegen musste auf Routinier Martin Stranzl wegen einer Wadenblessur verzichten. Für den Österreicher rückte Roel Brouwers in die Abwehr. Eine Defensive, die von Favre hervorragend eingestellt wurde.

„Sie standen sehr gut organisiert. Wir haben es nicht verstanden, uns klare Chancen heraus zu spielen“, sagte Heynckes. Und wenn doch, dann war da immer noch Marc-André ter Stegen. Der 19-jährige Schlussmann konnte sich mehrfach auszeichnen. Ganz anders als sein Gegenüber Manuel Neuer. Der patzte beim entscheidenden Tor, als er völlig unnötig aus seinem Kasten stürmte, Jerome Boateng so behinderte und de Camargo nur noch einschieben musste. „Das war ein völlig unnötiger Gegentreffer aus dem Nichts“, schimpfte Heynckes.

Ein Kommunikationsproblem hat die für 44 Millionen Euro aufgemöbelte Verteidigung schachmatt gesetzt. Kapitän Philipp Lahm war desillusioniert: „Wir wollten unbedingt gewinnen, denn es kostet sehr viel Kraft, hinterher laufen zu müssen.“