Borussias perfektes Derby

Die Gladbacher demütigen Köln mit 3:0 und sind dem rheinischen Rivalen in allen Belangen überlegen.

Köln. Lucien Favre ist in seinem Element. Er hüpft an der Seitenlinie auf und ab. Schimpft, fuchtelt wild mit den Armen, schreit wütend laute Kommandos Richtung Spielfeld. Dass seine Gladbacher Borussia gerade den Lieblingsgegner Köln beim 3:0 (2:0) derart demütigt, das tausende FC-Anhänger die Arena vorzeitig fluchtartig verlassen, kümmert den Fußballlehrer wenig.

Favre hat sein Kollektiv an diesem Abend auf das Level geführt, das er als perfektes Spiel bezeichnet: Defensiv bombensicher, dem Gegner nicht den Hauch einer Chance lassen, in der Offensive überfallartig mit feiner Klinge Chancen in Hülle und Fülle erarbeiten — um schließlich eiskalt zu vollstrecken. Damit das Gesamtkunstwerk nicht in Gefahr gerät, treibt der Schweizer die Fohlen in der Schlussphase stetig an, duldet keine Nachlässigkeiten.

Derweil haben überforderte Kölner im rheinischen Derby längst die Waffen gestreckt. „Gladbach war total dominant, wir hatten nicht den Hauch einer Chance. Sie waren um Klassen besser, uns taktisch, im Spielaufbau und in der Ballsicherheit deutlich überlegen“, knurrt Kölns Sascha Riether später entnervt. Die Geißböcke werden überrollt von Borussias Frech-Kickern. „Das war so ein geiles Derby, dass ich unbedingt weiterspielen wollte“, sagt auf der anderen Seite Marco Reus, warum er trotz eines gleich zu Beginn zugezogenen Zehenbruches bis zum Abpfiff auf die Zähne beißt.

Er sei voller Adrenalin gewesen. Eine Tablette gegen die Schmerzen gönnt er sich während der Halbzeit dennoch. Um zwölf Minuten vor dem Abpfiff mit Mike Hanke per Schnick-Schnack-Schnuck auszuknobeln, wer aus vielversprechender Position einen Freistoß schießen darf. Eine Szene, die den Gladbacher Spaßauftritt in Köln widerspiegelt. „Ich wollte unbedingt schießen, Mike auch. Statt zu streiten, haben wir das so geregelt“, sagt Reus.

„Wir wollten aber nicht die Kölner veralbern. Wir haben immer Respekt vor unserem Gegner“, betont er. Nach dem Schlusspfiff trägt Reus Hanke zum Feiern huckepack in die Fankurve, die Anhänger singen vom Derby-Triumph und angesichts des Höhenfluges „deutscher Meister wird nur der VfL“. Hanke mahnt jedoch geerdet: „Wir dürfen jetzt nicht spinnen und denken, dass das von alleine so weitergeht.“ Mit seinem ersten Doppelpack im Borussen-Trikot ist Hanke nach zuvor 1037 torlosen Minuten der gefeierte Derby-Held. „Das mit den Toren freut mich, aber wichtig ist, dass wir Erfolg haben“, sagt der 28-Jährige — um dann den Blick auf das Spitzenspiel am Samstag gegen Meister Dortmund zu richten. „Das wird ein heißer Tanz. Wir müssen im Training wieder sehr hart arbeiten, um eine Chance gegen die zu haben.“