Erinnerungen an seine Karriere in Mönchengladbach Das späte Glück des Michael Frontzeck in Wolfsburg

MÖNCHENGLADBACH · Der ehemalige Gladbacher Spieler und Trainer ist plötzlich wieder in der ersten Liga angekommen – als Assistent von Mark van Bommel

Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel (r. nach l.), Co-Trainer Kevin Hofland und Michael Frontzeck.

Foto: picture alliance/dpa/Swen Pförtner

Zuletzt, vor knapp drei Jahren, war er noch einmal als „Feuerwehrmann“ gefragt, in einer Rolle, die er nicht nur einmal in seiner Karriere gespielt hat. Doch es nahm kein gutes Ende. Der Ur-Gladbacher Michael Frontzeck musste nach dem Abstieg in die dritte Liga mit dem 1. FC Kaiserslautern im Dezember 2018 den 285 Meter hohen Betzenberg wieder hinuntersteigen. Es schien, als würde Frontzeck nun endgültig das Trainergeschäft verlassen. Aber es kam anders: Dass er nach dem Intermezzo in der Pfalz nun noch einmal in den Genuss gekommen ist, den Fußball auf höchster Ebene zu erleben, hatte er sich nicht träumen lassen „Da ist was dran. Aber es ist anders gekommen. Ich gebe wieder Vollgas und bin sehr glücklich bei meinem neuen Klub“, sagt Frontzeck im Gespräch mit dieser Zeitung. 

Der 57jährige Fußball-Lehrer aus Mönchengladbach hat beim VfL Wolfsburg angeheuert und ist seit 1. Juli einer der drei Co-Trainer des Niederländers Mark van Bommel, ebenfalls seit Sommer beim niedersächsischen Spitzenklub unter Vertrag. „Ich wollte gerne einen deutschen Trainer im Team haben, der die Liga kennt und Qualität hat. Ich denke, dass wir gut zueinander passen“, sagt van Bommel.

Dass die zwischenmenschliche Komponente in Wolfsburg mutmaßlich passt, lässt sich an den Ergebnissen ablesen, die „Wölfe“ sind Tabellendritter. Auch in der Champions-League passt es: Nach dem 0:0 beim französischen Top-Klub Lille musste das Team von van Bommel und Frontzeck am Mittwochabend gegen den FC Sevilla erst spät den 1:1-Ausgleich hinnehmen. Samstagnachmittag (15.30 Uhr) ist wieder Liga-Alltag: Die Borussen aus Gladbach kommen mit breiter Brust. Der 1:0-Sieg gegen Borussia Dortmund hat die Stimmung im Borussia-Park erhellt.

Das hält auch Frontzeck nicht für abwegig, der in der Bundesliga unter Jupp Heynckes als Spieler seine beste Zeit erlebte, 190-mal für Gladbach auflief und 17 Tore erzielte. Der agile, kampfstarke Linksfuß war insbesondere wegen seiner scharfen und mit viel Effet hereingegebenen Flanken gefürchtet. Nach Gladbach (zunächst sieben Jahre) war Stuttgart (fünf Jahre) die nächste Station, mit dem VfB wurde er überraschend Deutscher Meister 1992. So viel Glück war Frontzeck, dessen Vater Friedhelm 1960 Pokalsieger mit der niederrheinischen Borussia war, als Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach nicht beschieden. Nach einer passablen ersten Saison (2009/2010/Tabellenzwölfter) erlitt er eine Spielzeit später Schiffbruch. Als die Borussia in bedrohlicher Tabellenlage direkt hintereinander zwei schwere Niederlagen gegen den VfB Stuttgart und beim FC St. Pauli einstecken musste, war die Uhr für Frontzeck im Februar 2011 abgelaufen. Borussia war Letzte. Lucien Favre folgte auf Frontzeck und leitete eine neue Blütezeit in Mönchengladbach ein.

 Frontzeck aber blieb auch deshalb als Cheftrainer der Gladbacher in Erinnerung, weil er den jungen Marco Reus in dessen erster Phase als Profi mit viel Fingerspitzengefühl begleitete, den schmächtigen Kicker von Rot-Weiß Ahlen förderte und formte. Es war im Juli 2009 beim 4:1-Sieg im Testspiel beim SC Wegberg vor den Toren Gladbachs, als Reus, damals 20, erstmals sein Können aufblitzen ließ. Es war der Auftakt zu einer großen Karriere. Und für Frontzeck „eine wunderbare Erfahrung mit einem ehrgeizigen, talentierten Kicker“. Auch für Gladbachs Manager Max Eberl war die Verpflichtung Reus‘ 2009 der erste echte Coup. Weitere sollten folgen.