Fohlen trumpfen gegen Hannover auf - souveräner Heimsieg
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach hat das erste Ausrufezeichen in der neuen Bundesliga-Saison gesetzt. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre setzte sich am 2. Spieltag souverän mit 3:0 (1:0) im heimischen Borussia-Park gegen Hannover 96 durch.
Die Gladbacher sind damit nach dem peinlichen Pokals-Aus in Darmstadt und der Auftakt-Pleite bei Bayern München in die Erfolgsspur zurückgekehrt.
„Gegen Gladbach kann man mal verlieren!“ — die Fohlen-Fans feierten bereits Minuten vor dem Abpfiff berauscht vom Offensiv-Feuerwerk ihrer Borussia ausgelassen den ersten Heimsieg der neuen Saison. Seit dem Abgang von Marco Reus hatten sie nur zu selten solch einen Hochgeschwindigkeits-Fußball gesehen. Borussia spielt wieder schön und erfolgreich — das wurde nach dem Schlusspfiff besonders gefeiert. Die Stadion-Regie spielte die heimliche Klub-Hymne „Die Seele brennt“ ein — und fast alle VfL-Treuen sangen mit. Gänsehaut-Atmosphäre!
Besser hätte sein erster Liga-Auftritt im Borussia-Park kaum verlaufen können: Nationalspieler Max Kruse ist endgültig angekommen in Gladbach. Der 25-Jährige feierte nicht nur seine Torpremiere im Fohlen-Trikot, sondern konnte sich auch als zweifacher Vorbereiter auszeichnen. Kruse spielte genauso erfrischend und frech auf, wie er das auch letzte Saison noch in Freiburg getan hatte und so zum Senkrechtstarter der Liga wurde. Nach dem Schlusspfiff gab es Sonderapplaus — doch Kruse blieb ganz bescheiden. „Natürlich freue ich mich riesig, aber es war das erste Heimspiel von uns, die Saison hat gerade erst begonnen, es gibt keinen Grund, abzuheben.“
„Mensch Schiri, das ist doch ein Elfer gewesen!“ — es lief die 12. Spielminute, als Borussias Wirbelwind Patrick Herrmann verärgert auf den Pfiff des Unparteiischen Jochen Drees wartete. Der hatte nicht gesehen, dass Herrmann im Strafraum beim Laufduell von Hannovers Marcelo am Trikot gehalten und nach unten gedrückt worden war. Eine Szene, bei der es durchaus Strafstoß für Gladbach hätte geben können, wie später auch die TV-Bilder zeigten.
Die Fohlen-Elf wusste von Beginn an vor über 46.000 Zuschauern im Borussia-Park zu überzeugen, kombinierte schwungvoll im Mittelfeld. VfL-Trainer Lucien Favre hatte die Elf ins Rennen geschickt, die zum Saisonstart in München verloren hatte (1:3). Erster Aufreger bereits nach 12. Minuten, als Herrmann in den Strafraum eingedrungen war und von Hannovers Marcelo gefoult wurde — Schiedsrichter Drees ließ jedoch weiterspielen.
Borussia machte unbeirrt weiter Druck, wurde immer zwingender. Der Führungstreffer zum 1:0 (20.) durch Kruse war daher nur eine Frage der Zeit. Raffael hatte den Ball mustergültig von der Torauslinie zurückgespielt - und Kruse keine Mühe, sein erstes Tor zu erzielen. Die Gäste aus Niedersachsen hingegen agierten im Spielaufbau zu fehlerhaft und bekamen kaum Sicherheit ins eigene Spiel. Gladbach nutzte das aus, 96-Keeper Zieler musste in der 29. Minute alles riskieren, um gegen Herrmann das 0:2 zu verhindern.
Hannover kam erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit besser in die Partie, Andreasen prüfte ter Stegen aus 30 Metern, Sekunden später musste der Torhüter nach einer verunglückten Kopfballrückgabe von Stranzl gegen Diouf retten. In der Nachspielzeit war dann Gladbach wieder am Zug: Juan Arango scheiterte aber an Zieler, den Nachschuss setzte Raffael neben das Tor. Auch in Durchgang zwei wirbelte Borussia gleich wieder los. Nach einem Heber von Kramer über Zieler rettete Sané akrobatisch auf der Linie (51.). Zwei Minuten später traf Kramer dann doch, als er einen Lupfer von Kruse über die Linie zum 2:0 drückte.
Hannover mangelte es auch in der Folge an der notwendigen Durchschlagskraft, Gladbach hingegen spielte munter weiter. Nach einem Konter dann die Entscheidung: Hannovers Sakai nahm gegen Kruse die Hand zur Hilfe, Daems verwandelte den Elfmeter gewohnt sicher zur 3:0-Entscheidung (66.). Im Anschluss hätte die Borussia sogar noch erhöhen können, auf der anderen Seite verhinderte ter Stegen Hannovers Ehrentreffer. Am Ende feierte Gladbach einen souveränen Heimsieg und kann zuversichtlich dem Derby bei Bayer Leverkusen entgegenblicken.
Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es war ein verdienter 3:0-Erfolg. Wenn du am 1. Spieltag verlierst, stehst du direkt unter Druck. Das ist in allen Top-Ligen in Europa so. Nach dem Spiel in München wussten wir nicht genau, wo wir stehen. Es hat gegen Hannover schon gut gepasst, wir müssen aber noch sehr viel arbeiten, es gibt immer etwas zu tun. Deshalb ist es gut, wie die Mannschaft mit dem Druck umgegangen ist. Sie hatte viele Torchancen und hat hinten nur wenig zugelassen. Ich freue mich sehr über diesen Sieg, wir müssen uns nun aber auf das nächste Spiel konzentrieren.
Mirko Slomka (Trainer Hannover 96 ): Das Gladbacher Offensiv-Spiel ist von großer Kreativität geprägt gewesen. Technisch und taktisch war die Mannschaft sehr gut gegen uns eingestellt. Auch defensiv hat Borussia sehr wenig zugelassen, insbesondere in den Phasen, in denen man den Eindruck hatte, dass wir noch etwas bewegen könnten. Wir können in vielen Bereichen vieles besser machen, müssen der Gladbacher Mannschaft aber Respekt zollen. Das war in der Offensive schon großartig anzusehen, wie sie uns Schwierigkeiten gemacht haben.