Borussia Mönchengladbach Gewaltexzess: Prozess gegen Vorzeige-Fan
Mönchengladbach, 20. Dezember: Nils B. tritt einen anderen Borussia-Fan halb tot. Warum?
Mönchengladbach. Warum Nils B. kurz vor Weihnachten derart ausrastete, weiß immer noch niemand, vielleicht weiß er es auch selbst nicht. Nils B., 29 Jahre alter Akademiker aus Mönchengladbach, trat am 20. Dezember einem 36-Jährigen vor dem Bundesligaspiel Mönchengladbach gegen Darmstadt im Borussia-Park mit derartiger Wucht ins Gesicht, dass der 36-Jährige in Lebensgefahr geriet. Beide sind Fans der Borussia, Nils B. zählte gar zu den Mönchengladbacher Vorzeige-Fans. Bis zur Tat im Dezember war er völlig unbescholten, auf dem Zaun zum Spielfeld sitzend organisierte er die Schlachtgesänge in Block 16.
Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat Anklage wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung gegen Nils B. erhoben, die das Landgericht Mönchengladbach vor kurzem zugelassen hat, wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Der Prozess könnte in absehbarer Zeit beginnen, Nils B. droht eine Strafe zwischen zwei und 15 Jahren Haft.
Vor diesem Spiel im vergangenen Dezember hatte der damals bereits alkoholisierte 36-Jährige kurz vor Anpfiff draußen vor Block 16 im Gedränge Bier auf Nils B.s Kleidung verschüttet, ob absichtlich oder unabsichtlich, ist nicht klar. B. drehte sich nach Darstellung des Landgerichts um und schlug zu. Als der 36-Jährige sich krümmte, trat Nils B. ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Zeugen hätten den Begriff „Vollspannschuss“ benutzt, um die Art des Trittes zu beschreiben, sagte am Mittwoch Jan-Philip Schreiber im Gespräch mit unserer Zeitung, er ist Sprecher des Landgerichts Mönchengladbach. Der 36-Jährige erlitt schwerste Verletzungen am Kehlkopf und durch den Sturz auf den Beton vor Block 16 Hirnblutungen.
Während der Notarzt begann, um das Leben des 36-Jährigen zu kämpfen, ging Nils B. auf seinen Platz am Zaun, den er erst kurz vor Abpfiff wieder verließ. Dann stellte er sich der Polizei. Ein Haftrichter entschied, dass Nils B. die Zeit bis zum Prozess unter Auflagen in Freiheit verbringen darf. Er habe einen festen Wohnsitz in Mönchengladbach, ebenso einen festen Arbeitsplatz.
Ein Sprecher von Borussia Mönchengladbach teilte am Mittwoch auf Anfrage mit, das damalige Opfer sei wieder so gesund, dass er „die letzten Saisonspiele vor der Sommerpause im Borussia-Park“ habe verfolgen können.