Gladbach feiert Rettung - Eberl: „Kleines Wunder“

Mönchengladbach (dpa) - Tief im Westen haben die Mönchengladbacher Fußballprofis ihr kleines Wunder vollbracht, tief in der Nacht warteten die treuesten Fans auf ihre Helden. Als der Mannschaftsbus weit nach Mitternacht das Gelände des Borussia-Parks erreichte, empfingen tausende Anhänger das Team.

„Das ist fantastisch, mit diesen Fans zu feiern“, sagte Trainer Lucien Favre, der Vater des Erfolgs, mit dem auch die kühnsten Optimisten kaum gerechnet hatten. „Es war eine unglaubliche Stimmung, die ich in den vergangenen Jahren nirgendwo erlebt habe“, befand Stürmer Mike Hanke.

Um 23.42 Uhr war der Bundesligaverbleib des niederrheinischen Traditionsclubs auch sichtbar. Wie versprochen, ließ sich Gladbachs Abwehrspezialist Dante von den Kameraden die üppige Haarpracht abnehmen und kam mit glatt rasiertem Schädel aus der Kabine des Bochumer Stadions. „Das fühlt sich komisch an. Ich habe etwas Angst, dass meine Kinder ihren Papa nicht mehr erkennen“, meinte der Brasilianer. „Ich finde ihn jetzt hübscher“, sagte Favre.

Nach ihrer unglaublichen Aufholjagd feierten die Borussen die weitere Bundesligazugehörigkeit im Anschluss an das 1:1 (0:1) im Relegations-Rückspiel ausgelassen und intensiv. Erst nach mehr als einer Stunde nach Spielende verließen die Kicker die Kabine, in der sie zuvor getanzt, gesungen und reichlich Bier getrunken hatten. „Das ist einer der geilsten Tage mit dieser Mannschaft. Darum spielt man Fußball“, sagte Rechtsverteidiger Tony Jantschke. „Das war aber auch brutaler Druck. Das will keiner mehr erleben“, meinte der Junioren-Nationalspieler.

Zuvor wollten die Anhänger in der Kurve vor allem Trainer Favre sehen. „Wenn man von großen Leistungen eines Trainers spricht, dann muss ich davon sprechen. Lucien Favre hat fantastische Arbeit geleistet. Das war ein kleines Wunder“, befand Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Der Schweizer Favre hat die Mannschaft seit seinem Amtsantritt am 15. Februar extrem verbessert und zu einer unglaublichen Rückrunden-Leistung geführt. „Das war unglaublich schwer und der Druck enorm. Da musst du als Trainer immer ruhigbleiben und positive Gedanken haben“, meinte Favre.

Matchwinner in einem engen und spannenden Rückspiel, in dem die Gladbacher nach dem hauchdünnen 1:0-Polster aus dem Hinspiel lange zittern mussten, war einmal mehr Marco Reus, der beste Gladbacher Torschütze der Saison. Sein Einsatz stand wegen einer Leistenverletzung lange auf der Kippe. Dann gelang dem Hochgeschwindigkeits-Spieler nach dem Eigentor von Havard Nordtveit zum 0:1 (24. Minute) der Ausgleich in der 72. Minute.

„Ich wollte unbedingt auf die Zähne beißen und spielen. Das ist Wahnsinn, dass wir das geschafft haben“, sagte Borussias Starspieler, der trotz vieler Anfragen auch in der kommenden Saison für die Gladbacher auflaufen wird und trotz Schmerzen seiner Einladung zur Nationalelf nachkommt.

Rückenwind durch den lange nicht für möglich gehaltenen Klassenverbleib erhält damit auch das Präsidium um Clubchef Rolf Königs, der sich am 29. Mai bei der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern stellt. Eine Oppositionsgruppe um den Ex-Gladbacher Stefan Effenberg will per Satzungsänderung die Rechte der Mitglieder stärken und das amtierende Präsidium stürzen. „Ich erwarte, dass die Leute kommen und für den Verein abstimmen“, sagte Eberl.

Im Gladbacher Jubel ging die respektable Leistung der Bochumer etwas unter. Der Zweitligist hatte den Borussen das Leben in beiden Spielen extrem schwer gemacht und wurde von seinen Fans trotz des verpassten Aufstiegs gefeiert. „Was die Mannschaft geleistet hat, verdient absolute Anerkennung. Wir können erhobenen Hauptes nach Hause gehen“, befand Trainer Friedhelm Funkel und versprach: „Wir werden im nächsten Jahr wieder angreifen.“