Gladbacher Abstieg kaum noch zu verhindern
Mainz (dpa) - Lucien Favre gibt den trotzigen Schweizer. „Den Abstieg vermeiden ist möglich“, sagte der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem ernüchternden 0:1 (0:0) im Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga beim Europa-League-Anwärter FSV Mainz 05.
„Wir müssen in den letzten vier Spielen dreimal gewinnen“, lautet die einfache, aber so schwer zu realisierende Forderung des 53-Jährigen angesichts der Gegner Dortmund, Hannover, Freiburg und Hamburg. Der vierte Abstieg des fünffachen deutschen Meisters in die Zweitklassigkeit ist nach der 18. Saisonniederlage ein großes Stück näher gerückt.
Der Frust des Tabellenletzten nach dem späten „Geschoss“ von Nationalspieler André Schürrle (87. Minute) zur Entscheidung richtete sich gegen Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der Unparteiische schickte Mike Hanke nach mehreren Fouls und verbalen Scharmützeln mit Gelb-Rot vom Platz (53.) und verweigerte den Borussen nach 70 Minuten einen klaren Elfmeter, als der Ex-Gladbacher Eugen Polanski Marco Reus im Strafraum von den Beinen holte.
Zwar räumte Aytekin („Nach der Zeitlupe war es ein Strafstoß. In der realen Geschwindigkeit habe ich das nicht so gesehen“) hernach den Fehler ein, den Ärger im Lager von Mönchengladbach dämpfte das nicht. „Das ist eine Farce. Wenn er Gelb-Rot gibt, dann muss er auch Elfmeter geben. Auf der einen Seite konsequent, auf der anderen Seite wie eine Wurst“, polterte Sportdirektor Max Eberl. Trost gab es vom Sieger. „Das ist doppelt und dreifach bitter“, meinte der Mainzer Coach Thomas Tuchel.
„Wir können positive Sachen mitnehmen. Wir haben gut gestanden, aber wir müssen in den nächsten Spielen mehr Chancen kreieren“, sagte Favre. Doch er muss ein deprimiertes Team, das zu wenig für die Offensive tat, erst einmal wieder aufrichten. „Die Psyche ist angeschlagen“, stellte Eberl fest. Das Selbstvertrauen nach dem 5:1 im Derby gegen Köln ist jedenfalls verflogen.
Bei den Mainzern war die Erleichterung nach dem ersten Heimsieg seit dem 26. November 2010 fast greifbar. „Die Überzahl hat uns zum Nachdenken gebracht. Erstmals hatten wir was zu verlieren gegen zehn Gladbacher“, meinte Tuchel und freute sich über Schürrles magischen Moment. „Das ist der Schlüssel für die letzten beiden Heimspiele. Im Derby gegen Frankfurt sind wir dran mit einem Sieg, gegen St. Pauli wollen wir uns natürlich erfolgreich aus dem Bruchwegstadion verabschieden“, erklärte der 37-Jährige, der das „Matchglück“ lobte. „Wenn es Elfmeter gegeben und Gladbach den genutzt hätte, glaube ich nicht, dass wir noch einmal zurückgekommen wären.“
So aber stehen vier Spieltage vor Schluss 48 Punkte und damit einer mehr als in der vergangenen Saison auf der Habenseite - Rekord in der immer noch jungen Erstliga-Geschichte. „Das ist schon außergewöhnlich und macht uns stolz“, meinte Tuchel. Beim Konkurrenten um den fünften Platz, dem 1. FC Nürnberg, soll der Schwung am Ostersonntag genutzt werden. „Es ist ein großes Glücksgefühl, der Glaube war immer da“, freute sich Schürrle, dessen 13. Treffer die 05er zum 30. Mal unter den besten Fünf der Liga hält und das Tor zur Europa League weit aufstieß.