Gladbachs vierter Streich
Das Team von Trainer Favre hat beim VfB den vierten Sieg in Folge eingefahren.
Stuttgart/Mönchengladbach. Als die Profis der Gladbacher Borussia wenige Minuten nach ihrem 2:0-Triumph beim VfB noch einmal geschlossen aufs Spielfeld zurückgekehrt waren, hatten sich die Zuschauerränge in der riesigen Stuttgarter Arena längst geleert. Nur im Block der Fohlen-Fans wurde noch gedrängelt, gehüpft, gesungen und geklatscht. Vierter Siege in Serie — da feierten die rund 5000 mitgereisten VfL-Anhänger gerne etwas länger.
„Gegen Gladbach kann man mal verlieren“, schallte es durch die schwäbische Beton-Schüssel. Mit dem Erscheinen von Kruse, Raffael und Co kochten die Emotionen dann beim Borussen-Anhang noch einmal hoch, das lockere Auslaufen der Stars entwickelte sich zum Triumphzug. Tosender Applaus, Sprechchöre — Runde um Runde. „Das hat richtig Spaß gemacht. Die Fans singen vom Europapokal. Ich hoffe, das bleibt so“, sagte später ein zufriedener Raffael.
Der Brasilianer hatte mit einem clever erzielten Treffer den zweiten Auswärtssieg eingeleitet. „Wir sind momentan einfach gut drauf, haben eines unserer besten Auswärtsspiele gemacht“, so Raffael, der es sich nach seinem Tor nicht nehmen ließ, vor laufender Kamera einen Kuss-Gruß an seine Mutter daheim in Fortaleza zu schicken. „Das Tor widme ich ihr. Wir hatten vor dem Spiel darüber gesprochen, ob ich treffen würde. Mein erstes Auswärtstor gibt mir noch mehr Selbstvertrauen.“ Nach Raffaels Geniestreich sorgte der stark aufspielende Linksverteidiger Oscar Wendt mit einem herrlichen Distanzschuss für die Entscheidung zu Gunsten der Elf von Trainer Lucien Favre.
Dass Borussia beim VfB allerdings noch drei, vier Großchancen fast schon fahrlässig hatte liegenlassen, darüber konnte selbst der sonst so kritische Favre milde hinweglächeln. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Schweizer — und segnete auch die Kiste Bier ab, die Abwehrchef Martin Stranzl vor der Rückfahrt an den Niederrhein in den Mannschaftsbus schleppen durfte. Nicht das letzte Bonbon, das Favre seinen Serien-Siegern gönnte. Die sonst übliche Trainingseinheit am Tag danach wurde kurzerhand gestrichen. Stattdessen Kurzurlaub bis Dienstagnachmittag.
„Die Zeit werde ich mit meiner Familie genießen“, verriet Wendt. Er wolle sich das eine oder andere Mal auch noch mal die aktuelle Tabelle anschauen. „Das ist schon ein geiles Gefühl. Wir sind Vierter in der Bundesliga — eine der besten Ligen der Welt, das ist schon was. Es ist verdient, dass wir die Nummer vier sind. Hoffentlich können wir dieses Niveau halten.“ Sechs Punkte beträgt Borussias Polster auf Rang sieben. Es winkt ein weiteres Abenteuer auf der europäischen Bühne. Zumal die Fohlen bis zur Winterpause noch drei Heimauftritte (Freiburg, Schalke, Wolfsburg) vor der Brust haben und lediglich einmal auswärts (in Mainz) ranmüssen.
Sportdirektor Max Eberl mahnt allerdingst zu Besonnenheit. „Niemand braucht jetzt durchzuknallen. Wir haben uns das mit harter Arbeit verdient. Harte Arbeit ist auch weiter gefragt.“