Highlight im Borussia-Park
Die Bolton Wanderers aus der Premier League prüfen Michael Frontzecks neues Team.
Mönchengladbach. Gerade mal 63 Tage sind nach dem letzten Bundesligaspiel der Gladbacher gegen die Namenscousine aus Dortmund vergangen (1:1), und schon bietet der Borussia-Park ein erstes Highlight in der neuen Spielzeit an. Mit den Bolton Wanderers empfängt Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag (ab 15.30 Uhr) einen der ältesten Fußballvereine Englands.
Am Neujahrstag 1874 ins Leben gerufen, war der Klub eines der zwölf Gründungsmitglieder der höchsten englischen Liga, welche zur Saison 1888/89 erstmals an den Start ging. Bis vor einem halben Jahrhundert waren die "Trotters" dann auch durchaus erfolgreich. So konnten sie 1923, 1926, 1929 und 1958 den traditionsreichen FA-Cup gewinnen.
Danach aber ging es bergab. Erst 2001 gelang es dem Verein aus dem Nordwesten Englands wieder, sich in der Premier League zu etablieren. Ein Grund dafür war sicher auch der Umzug vom alten Burnden Park in das 1997 fertiggestellte und 28 723 Zuschauer fassende Reebok-Stadium, das mit seinen modernen Logen neue Finanzquellen erschloss. Mit diesen Geldern wurden teilweise spektakuläre Transfers wie der des Nigerianers Jay-Jay Okocha getätigt, der in der Bundesliga aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt bekannt ist.
Mit ihm gelang 2005 sogar die erstmalige Qualifikation für den Uefa-Cup, der 2007 eine weitere folgte, wobei in der Gruppenphase ein 2:2 beim FC Bayern München geschafft wurde. Okocha hat Bolton inzwischen verlassen, doch das war sicher nicht der Grund für den enttäuschenden 13. Platz in der vergangenen Saison. Eher schon die Tatsache, dass Trainer Gary Megson aus der Multi-Kulti-Truppe keine Einheit formen konnte. Im Kader der Wanderers befinden sich nämlich Spieler aus 13 verschiedenen Nationen.
Die bekanntesten dabei sind wohl der Nigerianer Danny Shittu, der Israeli Tamir Cohen und Ricardo Gardner, der mit Jamaika an der WM 1998 in Frankreich teilnahm. Star des Teams aber ist Torjäger Johan Elmander, der für Schweden die U-21-EM 2004 in Deutschland bestritt. Für die englische U-21-Auswahl war vor wenigen Wochen Fabrice Muamba am Ball. Allerdings dürfte der im Kongo geborene Mittelfeldspieler der Bolton Wanderers daran weniger gute Erinnerungen haben, denn im Endspiel gab es ein 0:4 gegen Deutschland.
Vergleicht man die neue mit der alten Borussia, bleibt einem fast die Spucke weg: Zwar ist der Kader wie zu Beginn der vorigen Saison 27 Mann stark, doch 13 Profis von 2008/2009 sind über alle Berge. Die Gladbacher haben kräftig ausgemistet und fangen "bei Null" an. Mit neuer Mannschaft, neuen Trainern und dem bekannten Ziel, mindestens 15. zu werden und nicht wieder fast bis zum letzten Abpfiff zittern zu müssen. "Das wird so schnell nicht wieder passieren, dass lediglich 31 Punkte zum Klassenerhalt reichen", sagt der neue Cheftrainer Michael Frontzeck.
Abgesehen von Dribbelkünstler Marko Marin, der partout weg wollte und Virtuose Alexander Baumjohann, der die Bayern-Offerte natürlich nicht ausschlagen konnte, tun alle anderen Abgänge nicht weh und sind nachvollziehbar. Ja, und Marins Wechsel an die Weser hat sich für Gladbach finanziell auf jeden Fall gelohnt.
Jetzt präsentieren sich die Borussen also erstmals im heimischen Park - vor größerem Publikum, vor neugierigen Fans. Und man darf gespannt sein auf die neuen, interessanten Spieler, die einiges versprechen, ohne dass man von ihnen gleich Wunderdinge erwarten sollte. Aber wenn Frontzeck von Juan Arango in höchsten Tönen schwärmt und er Bobadillas wuchtige Präsenz herausstellt, dann könnte das Vakuum, das in der Offensive entstanden ist, kompensiert werden. Zumal in Marx, Meeuwis und Reus drei frische Kräfte unterschiedlicher Couleur für neue Qualität stehen dürften.