Hockey: Montag - „Ich empfinde so etwas wie Wut“

Hockey-Nationalspieler Jan-Marco Montag über seine Rolle als Ergänzungsspieler.

Mönchengladbach. "Dabei sein ist alles" lautet das bekannte olympische Motto. Jan-Marco Montag sieht das ein wenig anders. Von Bundestrainer Markus Weise überraschend nur als Ergänzungsspieler für das olympische Hockey-Turnier in Peking berufen, hadert der Weltmeister von 2006 mit seiner Rolle. Kurz vor dem Abflug nach Peking am Sonntag gibt Montag Einblick in seine Gefühlslage.

Montag: Das ist schwer zu sagen. Eigentlich freue ich mich auf meine ersten Olympischen Spiele. Aber innerlich brodelt es in mir, ich empfinde so etwas wie Wut.

Montag: Nein, nachvollziehen kann ich diese Entscheidung nicht. Und ich stehe damit nicht alleine da. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die ebenfalls nicht verstehen, warum ich nicht zum Stammkader gehöre. Aber das hilft mir nun auch nicht mehr. Ich muss die Entscheidung des Bundestrainers akzeptieren.

Montag: Wir sind tagsüber ganz normaler Teil der Mannschaft und nehmen natürlich an allen Trainingseinheiten teil. Allerdings dürfen Christian und ich abends nicht mit ins Olympische Dorf. Wir übernachten abseits des Teams in einem Hotel, das zum Glück nur 800 Meter vom Olympischen Dorf entfernt ist. Bei den Spielen sitzen wir auf der Tribüne, es sei denn, es kommt zu Verletzungen. Dann würden wir ins Aufgebot nachrücken.

Montag: Ich bin Sportler durch und durch. Natürlich will ich bei Olympia unbedingt spielen. Aber ich gehe nicht so weit zu sagen, dass ich jemandem eine Verletzung herbei wünsche, nur damit ich zum Zug komme. Das wünsche ich wirklich keinem meiner Teamkollegen.

Montag: Ja, diese Überlegung gab es. Denn eigentlich bin ich nicht der Typ, der die mir nun zugedachte Rolle des Ergänzungsspielers ausfüllen kann. Aber angesichts der hohen Intensität des Turniers und der belastenden klimatischen Bedingungen ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch wir Ersatzspieler gebraucht werden. Das gab letztlich den Ausschlag, doch mitzufahren. Inzwischen habe ich auch mit Markus Weise ein gutes Gespräch geführt, das hat mir auch ein Stück geholfen.

Montag: Es stimmt, wir haben uns zuletzt aus der Favoritenrolle gespielt. Aber das ist gar nicht schlecht für uns. Auch vor der Weltmeisterschaft haben wir die Generalprobe gründlich verpatzt und dann den Titel geholt. Wir wissen als Mannschaft ganz genau, worauf es ankommt und können im entscheidenden Moment unsere Bestleistung abrufen. Das haben wir schon oft bewiesen. Ich bin aber vorsichtig, wenn es um den Olympiasieg geht. Die Weltspitze liegt eng beisammen. Wir wissen, dass wir jeden schlagen können. Allerdings können wir auch gegen jedes Team verlieren.

Montag: Nicht nur für Olympia, allgemein bringt man als Hockey-Nationalspieler große Opfer. In den letzten Jahren standen viele Höhepunkte an, auf die ich mich immer parallel zu meinem Job vorbereiten musste. Die Olympia-Qualifikation fand beispielsweise unmittelbar vor meiner Abschlussprüfung im Rahmen meiner Ausbildung statt. Ohne die Zusatzbelastung hätte ich ganz sicher mit einer besseren Note abgeschlossen. Aufgrund der vielen Lehrgänge musste ich mich zuletzt oft vom Job freistellen lassen. Und jetzt bringt man mich unter Umständen um meine ersten Olympischen Spiele als Aktiver. Das muss man erst einmal verkraften.