HSV stürzt noch tiefer: 0:1 gegen Gladbach
Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV kann seinen unaufhaltsamen Absturz in der Fußball-Bundesliga nicht stoppen, Sportchef Frank Arnesen hält aber weiterhin an Trainer Michael Oenning fest. „Ich stehe hundertprozentig hinter dem Trainer“, sagte der Däne nach dem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach.
Igor de Camargo hatte nach einem Freistoß per Kopf (66. Minute) das Tor für die in dieser Saison erstaunlich starken Gladbacher erzielt. Die „Fohlen“ rückten vorübergehend auf Platz zwei in der Tabelle vor.
Die Spieler der Hanseaten sind verzweifelt. „Das ist katastrophal. Wir stehen auf Platz 18, tiefer geht es nicht“, sagte Stürmer Mladen Petric, der vor 55 797 Zuschauern im heimischen Stadion keinen Stich bekommen hatte. Die Hamburger bauen den schlechtesten Saisonstart ihrer Geschichte weiter aus: In sechs Spielen gelang nur ein mageres Pünktchen. „Wenn ich eine Lösung wüsste, würde ich sie sagen“, gab Marcell Jansen freimütig zu.
Die Diskussionen um HSV-Trainer Oenning, dem schon vor der Partie von der Vereinsführung Rückendeckung selbst bei ausbleibendem Erfolg gegeben wurde, dürften dennoch auflodern. Denn von einer Leistungssteigerung, wie der Coach sie in den vorangegangenen Wochen ausgemacht hatte, war nichts zu sehen. „Wir haben es nicht geschafft, uns Torchancen zu erarbeiten. Es ärgert mich maßlos, dass wir das Gegentor wieder durch einen Standard bekommen haben.“
Erneut präsentierte sich die Mannschaft verunsichert. Selbst die Routiniers wie David Jarolim, Marcell Jansen, Dennis Aogo und Mladen Petric fanden nicht zu geordneten Aktionen. Kurzpassspiel ohne Raumgewinn, zahlreiche Fehlpässe und Stockfehler reihten sich aneinander. Erst die Einwechslung der 19-jährigen Gökhan Töre und Son Heung Min nach der Pause für die enttäuschenden Jansen und Per Skjelbred brachte etwas Feuer in die Angriffsbemühungen des HSV.
Oenning hatte dem Team, das in dieser Saison bereits 17 Gegentore hinnehmen musste, zunächst mehr Abwehrkraft verordnet. Gleich sieben Defensivakteure sollten das Aufbau- und Offensivspiel der Gladbacher unterbinden. Die Offensivqualitäten des HSV litten darunter aber deutlich. Nur anderthalb Chancen in der ersten Halbzeit durch Tomas Rincon (21. Minute) und einen Freistoß von Mladen Petric (37.) sprachen Bände. Die erste Gelegenheit hatten die Gladbacher. Der für den verletzten Mike Hanke in den Sturm beorderte Marco Reus jagte den Ball rechts am HSV-Tor vorbei (28.).
Die Gäste schienen im ersten Durchgang die Qualitäten des angeschlagenen Rivalen ausloten zu wollen. Sie hielten sich weitgehend zurück, wurden erst nach dem Seitenwechsel kecker (Igor de Camargo/46. und 63.; Juan Arango/47.). „In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Fehler korrigiert und hatten fünf bis sechs klare Torchancen. Das war ein verdienter Sieg“, erklärte Gladbachs Trainer Lucien Favre.
Größter Aufreger war eine umstrittene Szene in der 59. Minute. Gladbachs Verteidiger Filip Daems hatte einen Kopfball von Robert Tesche im Strafraum mit dem rechten Ellenbogen abgewehrt - der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Peter Sippel blieb jedoch aus. „Das war klares Handspiel“, meinte Oenning verärgert.