Herr Beyer, sind Sie froh, wieder im gewohnten Umfeld zu sein, bei der Borussia und der Familie in Kempen?
Fußball-Bundesliga „Ich will jetzt richtig Gas geben“
Krefeld · Der Gladbacher Abwehrspieler und gebürtige Kempener ist nach seinem Hamburg-Intermezzo froh, dass er wieder Heimatluft schnuppert.
Mit 17 Jahren stand Jordan Beyer das erste Mal im Kader, mit 18 Jahren feierte der Abwehrspieler von Borussia Mönchengladbach sein Debüt gegen Bayer Leverkusen. Bis heute hat er es auf zwölf Bundesligaspiele gebracht. Nach halbjährigem Gastspiel beim Hamburger SV (Ausleihe) ist der gebürtige Kempener zurück und steht vor einer richtungsweisenden Saison in Mönchengladbach. „Die Spielpraxis in Hamburg hat Jordan gutgetan, da bin ich sicher. Schön, dass er wieder hier ist“, sagt Trainer Marco Rose, „nun muss er sich in einer Top-Mannschaft durchbeißen.“ Im Gespräch mit der WZ spricht Beyer über seine Wunschposition, seine Zeit in der Metropole Hamburg, über die Corona-Krise und vieles mehr.
Beyer: Auf jeden Fall. Ich bin in Kempen groß geworden, lebe hier sehr gerne, und Mönchengladbach und somit auch Borussia sind gleich um die Ecke. Das fühlt sich alles sehr gut an.
In knapp vier Wochen geht der Alltag richtig los - mit Pokal und Bundesliga. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?
Beyer: Riesig, ohne Übertreibung. Nach dem enttäuschenden Saisonfinale mit dem HSV will ich bei Borussia neu angreifen und das volle Programm in drei Wettbewerben nicht nur von der Bank miterleben. Eines weiß ich: Ich bin Teil eines großartigen Teams.
Marco Rose hält große Stücke auf Sie und wollte Sie nach der halbjährigen Ausleihe unbedingt wieder in seinen Reihen haben. Glauben Sie, dass Sie seine Erwartungen erfüllen können?
Beyer: Schwer zu sagen, aber mein Ziel ist es, mittelfristig den nächsten Schritt zu machen. Die Zeit in Hamburg war eine gute Schule für mich. Ich habe Selbstbewusstsein getankt, bin kompletter geworden. Nun bin ich wieder in Gladbach, und das ist nun mal eine andere Liga, eine andere Welt. Aber für mich ist es, und davon bin ich überzeugt, der richtige Weg. Ich will hierbleiben, mich durchsetzen und zu Einsätzen kommen.
Sie müssen es im Team mit großer Konkurrenz aufnehmen. Auf der rechten Seite verteidigt und stürmt gemeinhin Stefan Lainer, im Abwehrzentrum sind Matze Ginter, Nico Elvedi oder Tony Jantschke gestandene Größen. Vergrößert der engmaschige Terminkalender und die Tatsache, dass Gladbach in drei Kategorien, in der Liga, im DFB-Pokal und in der Champions-League beschäftigt ist, Ihre Einsatzchancen?
Beyer: Das werden wir sehen. Drei Wettbewerbe sind schon happig, gehen auf die Knochen. Die Spiele in der Königsklasse sind erst recht eine anspruchsvolle Aufgabe und eine große Herausforderung für die Mannschaft und den Verein. Aber das ist auch die Chance für mich. Ich will auf den Punkt da sein und für den einen oder anderen Spieler einspringen, der vielleicht eine Pause braucht. Das ist mein Ziel und mein Anspruch. Ich bin erfahrener geworden und will angreifen.
Der Trainer sieht Sie, wie er dieser Zeitung erzählt hat, eher in der Abwehrmitte. Ist das am Ende auch Ihre Vorstellung?
Beyer: Ja, von Haus aus bin ich Innenverteidiger, die rechte Seite in der Viererkette ist eher eine Ausweichposition. Aber auch davor ist mir nicht bange.
Borussia Mönchengladbach hat eine starke Runde in der Liga absolviert und spielt nach vier Jahren wieder in der Champions League. Wie haben Sie den Saisonverlauf der Fohlen Elf verfolgt?
Beyer: Ich habe alles gesehen und mich über jeden Punkt und jeden Sieg der Jungs riesig gefreut. Rang vier ist fantastisch.
Nach heutigem Stand werden wegen Corona auch in der kommenden Spielzeit zunächst keine Zuschauer zugelassen. Wie gehen Sie mit dem Thema um?
Beyer: Es ist schon eine komische Zeit, in der wir uns befinden, aber alles in allem haben wir doch die Corona-Krise weitgehend gut im Griff. Ich hoffe sehr, dass sich die Lage nicht verschlimmert. Für mich als Profifußballer ist insbesondere das Fehlen der Fans im Stadion ein emotionales Manko. Was Schöneres als Siege mit den Fans zu feiern gibt es ohnehin nicht. Ich hoffe weiter, dass sich das im Laufe der Saison vielleicht doch noch ändert. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Sie haben schon mit 17 Jahren erstmals im Kader der Borussia gestanden, damals sogar gegen Dortmund. Denken Sie noch hin und wieder an die Anfänge im Borussia-Park?
Beyer: Es war ein einzigartiger Moment. Leider haben wir damals verloren, aber dafür gab es bei meinem ersten Bundesliga-Einsatz für den VfL im August 2018 gegen Bayer Leverkusen einen 2:0-Erfolg, und das bleibt erst recht für immer und ewig haften.
Glauben Sie, dass sich durch Covid-19 die Fußball-Branche verändert, und was halten Sie grundsätzlich von Gehalts-Obergrenzen?
Beyer: Ich denke, dass große Transfers die Ausnahme bleiben und sich die Kader nicht wesentlich verändern. Ansonsten bin ich froh, dass ich das Thema Gehaltsobergrenze nicht zu entscheiden habe.