„Katze“ Kamps wird zum Elfmeterkiller
Es ist der 7.April 1992, als Borussias Torhüter Leverkusen im Pokal verzweifeln lässt.
Mönchengladbach. Pokalsieger, Olympia-Medaille, Final-Pleite, Europapokal, Abstieg, Aufstieg - Uwe Kamps hat während seiner Laufbahn bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach alle Höhen und Tiefen miterlebt. Da mag es für einen Profi-Torhüter im Ruhestand, der allein 390 Einsätze in Liga eins vorzuweisen hat, auch schwierig sein, sich an alle die Details seiner Karriere zu erinnern.
Den 7. April 1992, ein Dienstagabend, den hat Kamps aber bis heute nicht vergessen. "Ein richtiger Krimi, ein tolles Spiel für die Zuschauer. Ein Abend, den man als Torhüter wohl nur einmal im Leben hat. Das war das außergewöhnlichste Spiel meiner Karriere."
Es ist die Nacht, in der Uwe Kamps, gerade einmal 27 Jahre alt, für immer seinen Namen in die VfL-Chroniken meißelt. Der mit 34.500 Zuschauern ausverkaufte Bökelberg bebt, als "Katze" Kamps zum Elfmeterkiller wird: Im Pokalhalbfinale gegen Bayer Leverkusen steht es nach 120 Minuten 2:2 - Elfmeterschießen: Kamps, der Unbezwingbare, hält alle Schüsse der Leverkusener: Heiko Herrlich, Ian Lupescu und Martin Kree - sie alle scheitern an "Uuuweee".
Demgegenüber haben die Gladbacher Elfmeter-Schützen mehr Glück: Martin Max und Holger Fach düpieren Bayers Schlussmann Rüdiger Vollborn. Endstand: 4:2 - Borussia im Finale. "Das war alles Intuition und auch ein bisschen Glück", erinnert sich Kamps im Gespräch mit unserer Zeitung.
"Nur beim ersten Elfer durch Jorginho habe ich einen Tipp von Trainer Jürgen Gelsdorf, der vorher Coach bei Bayer war, bekommen. Das war der Einstieg in diese Geschichte."
Dass Kamps diesen Pokal-Wahnsinn damals unbeschadet überstehen konnte, hatte er Team-Kamerad Frank Schulz zu verdanken: "Da sind alle Dämme gebrochen, die Fans haben den Platz gestürmt, die ganze Mannschaft lag auf mir. Noch mal Danke an Frank, er hat die Leute, die auf mir drauf lagen, einzeln weggezogen. Noch 30 Sekunden länger, und mir wären die Lampen ausgegangen."
Richtig laut lachen kann Kamps immer noch, wenn er an Reporter-Legende Rolf Töpperwien denkt: "Der Töppi wollte mit aller Gewalt das Interview. Dem haben sie dann auf dem Platz das Portemonnaie geklaut."
Cup-Gewinner wurden die Fohlen am Ende aber nicht. Im Finale unterlagen sie dem damaligen Zweitligisten Hannover 96, der den Triumph im Berliner Olympiastadion davontrug - nach Elfmeterschießen. "Im Nachhinein hätte ich mir lieber einen gehaltenen Elfer für dieses Finale aufgespart", ärgert sich Kamps immer noch.
Nun kommt am Mittwoch Leverkusen erneut zu einer Pokalschlacht nach Gladbach, diesmal aber in den Borussia-Park. Kamps ist längst Torwart-Trainer. Und Bayer hat nach dem jüngsten 6:3 der Borussen in Leverkusen noch eine Rechnung offen. Kamps: "Ich wünsche mir, einen ähnlichen Krimi wie damals und dass wir das bessere Ende für uns haben." Das hofft Trainer Michael Frontzeck auch: "Das ist eine Herausforderung. Wir sind schon seit Jahren nicht mehr in die dritte Runde eingezogen."