Kellers S04-Zukunft hängt am seidenen Faden

Mönchengladbach (dpa) - Jens Keller war blass. Auch nach der nächsten schmerzhaften Pleite wirkte der Trainer des FC Schalke 04 ratlos. Dabei hängt seine Zukunft nur noch an einem seidenen Faden.

Nach dem Pokal-Aus und bitteren Rückschlag in der Meisterschaft kann sich der Chefcoach des ambitionierten Revierclubs eine weitere Enttäuschung in der entscheidenden Champions-League-Partie gegen den FC Basel am Mittwoch wohl nicht mehr leisten. Denn dann wären innerhalb von einer Woche fast alle Saisonziele verspielt. Daher formulierte Kapitän Benedikt Höwedes nach der 1:2 (1:2)-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach auch ganz treffend: „Mittwoch haben wir ein Alles-oder-Nichts-Spiel.“

Die Clubführung stärkt dem Coach (noch) den Rücken. „Die Trainerfrage stellt sich jetzt nicht - es gilt in den nächsten Spielen darum Siege einzufahren“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies der Online-Ausgabe der „Sport-Bild“. Auch Horst Heldt betonte noch einmal, dass man die Situation des Clubs am Ende der Halbserie analysieren wolle. „Wir haben immer noch die Möglichkeit in der Champions League weiterzukommen“, sagte der Schalker Sport-Vorstand. Aber was passiert, wenn diese Chance auch noch verspielt wird?

In der Meisterschaft ist der Zug auf Platz 4 vorerst abgefahren. Zwar meinte Heldt angesichts der sieben Punkte Rückstand: „Das hat nichts zu bedeuten“. Doch im Vergleich mit den besten vier Teams der Liga haben die Schalker nicht nur einen rechnerischen Rückstand, sondern auch einen sportlichen. Keller fand die Vorstellung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit „eindrucksvoll“. Und im Vergleich zur desolaten Vorstellung gegen Hoffenheim war die Leistung sicherlich auch verbessert - in allerletzter Minute hätte Kevin-Prince Boateng sogar noch den Ausgleich machen können. Den Ansprüchen eines Champions-League-Teilnehmers genügte dies alles freilich nicht.

Dafür war der Ärger über Schiedsrichter Felix Zwayer bei den Schalkern umso größer. „Wir wurden heute klar benachteiligt“, behauptete Heldt. Gemeint war der 2:1-Siegtreffer durch Max Kruse per Elfmeter, nachdem Höwedes zuvor einen Schuss von Kruse im Strafraum mit den Armen abgewehrt hatte. „Das war kein Elfmeter. Ich drehe mich noch weg“, meinte der Schalker Kapitän, der danach mit Gelb-Roter Karte vom Platz gestellt wurde. Vor dem 1:0-Führungstreffer der Schalker durch Jefferson Farfans verwandelten Strafstoß hatte der Schiedsrichter dem Gladbacher Julian Korb wegen Haltens ebenfalls die Gelbe Karte gezeigt. „Da muss er zwingend Rot geben“, meinte Keller. Das einzige Tor aus dem Spiel heraus erzielte in der 25. Minute der ehemalige Schalker Raffael zum 1:1.

Den Gladbachern genügte eine im Vergleich zu den Vorwochen eher mäßige Leistung, um ihre imposanten Serien auszubauen. Die mittlerweile beste Heimmannschaft der Liga gewann zum achten Mal nacheinander vor eigenem Publikum und feierte den insgesamt sechsten Sieg in Serie. Vom mittlerweile punktgleichen Tabellendritten Borussia Dortmund trennen die Mannschaft von Trainer Lucien Favre nur noch drei Tore. „Eine solche Siegesserie habe ich noch nicht erlebt“, sagte Torschütze Raffael.

Auch Christoph Kramer war völlig begeistert von den Erfolgen. „Wir haben zur Zeit einen unglaublichen Lauf“, befand der Mittelfeldspieler. Der Lauf ist so gut, dass die 31 Punkte nach 15 Spieltagen schon besser sind als in der als Tabellenvierter abgeschlossenen Saison 2011/12. Damals hatte die Borussia 30 Punkte nach 15 Spieltagen. Kapitän Martin Stranzl erinnerte trotzdem alle daran, dass damit noch längst nichts gewonnen sei: „Es ist noch ein weiter Weg für uns“.