Kruse spielt ohne HSV-Herz
Die Borussia will am Sonntag gegen die abstiegsbedrohten Hamburger das andere Gesicht zeigen.
Mönchengladbach. Nach einer Serie von neun Sieglos-Auftritten, die beim Auswärtstriumph in Dortmund ein vielumjubeltes Ende fand, folgte eine Heimgala gegen Hertha BSC, dann jedoch unter der Woche die blutleere Vorstellung in Frankfurt. Die Fans von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach erleben in 2014 wahrlich eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Der VfL ist in dieser Rückrunde immer für eine Überraschung gut — im positiven wie im negativen Sinne. Am Sonntag nun, zum Abschluss der „englischen Woche“, trifft die Mannschaft von Cheftrainer Lucien Favre im mit 54 010 Zuschauern ausverkauften Borussia-Park auf den Hamburger SV.
Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass das treue Gladbacher Publikum wieder mitreißenden Offensiv-Fußball statt biederer Hausmannskost geboten bekommt. Denn der abstiegsgefährdete HSV strotzt weder vor Selbstbewusstsein noch hat er auf des Gegners Platz unter dem neuen Trainer Mirko Slomka Angst und Schrecken verbreitet. Die Auswärts-Bilanz: Ein Punkt aus den vergangenen sieben Spielen. „Davon sollten wir uns nicht blenden lassen. Der HSV hat richtig Qualität im Kader — auch wenn sie tief im Keller stecken“, sagt Borussias Flügelflitzer Patrick Herrmann.
Der 23-Jährige zählte in Frankfurt zu den Borussen, denen nichts gelingen wollte. Weshalb er auch nach 55 Minuten ausgewechselt wurde. „Das habe ich nicht als Strafe gesehen“, sagt Herrmann, „ich bin da eher selbstkritisch. Das hat mich selbst ja ungemein geärgert. Ich nehme das an — und hoffe, dass ich gegen Hamburg wieder das zeigen kann, was in mir steckt.“
Einen gut aufgelegten Herrmann samt seiner Schnelligkeit wird Borussia auch brauchen, wenn der Liga-Dino aus Hamburg erlegt und im Rennen um die Europapokalplätze nachgelegt werden soll. „Wir wissen, dass wir in Frankfurt nicht gut gespielt haben“, sagt Borussias Nationalstürmer Max Kruse. „Aber man sollte nicht gleich alles wieder in Frage stellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen den HSV ein anderes Gesicht zeigen werden.“ Kruse ist in Hamburg geboren, pilgerte als Junge mit seinem Vater in den Volkspark. Doch Rücksicht will er auf seine alte Liebe HSV keine nehmen. „Ich lasse mein HSV-Herz in der Kabine“, so der 26-Jährige. „Wir brauchen die Punkte selbst. Ich habe denen im Hinspiel zwei reingemacht — wäre schön, wenn mir das noch einmal gelingen würde.“
Die Fohlen-Fans hätten sicherlich auch nichts dagegen, wenn Kruse seinen Hamburgern noch einmal richtig wehtut. Personell sind bei Borussia bis auf Linksverteidiger Oscar Wendt (Aufbautraining nach Innenbandriss im Knie) alle Profis fit.