Borussia Mönchengladbach Kurioses 1:5 - Gladbachs höchste Heimniederlage seit 19 Jahren

Mönchengladbach. Heiko Herrlich konnte es kaum fassen. Nach dem spektakulären Fünferpack sprach Leverkusens Trainer von einem glücklichen Sieg. Die tolle Tore-Show beim 5:1-Erfolg sorgte für Verwunderung, lässt Bayer aber auf die Wende hoffen.

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„Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, wird es schwer uns aufzuhalten“, befand Nationalspieler Jonathan Tah nach dem ersten Auswärtssieg der Saison.

Gnadenlose Effektivität und taktische Variabilität sorgten für die tolle Tore-Show der Leverkusener, die aber in der ersten Halbzeit weit hinterliefen. Rudi Völler ordnete den Erfolg realistisch ein. „Die letzten Wochen hatten wir dieses Spielglück nicht. Am Ende war es auch ein bisschen zu hoch, aber die drei Punkte tun gut“, sagte Leverkusens Sportchef. Völler meinte auch, dass der Trainer einen großen Anteil an der Wende gehabt habe. „Das hat er gut gemacht mit den Wechseln nach der Halbzeit und der Ansprache.“

Die Gladbacher hatten das Spiel nach Fabian Johnsons Führungstreffer (7.) eigentlich in der Hand, zumal das 2:0 in der Luft lag. „Das war unsere beste Halbzeit der Saison. So etwas habe ich in dieser Form auch noch nicht erlebt“, sagte Borussias Trainer Dieter Hecking später. Doch mit dem eingewechselten Julian Brandt und einer Neuordnung in der Angriffsreihe kamen die Gäste besser zurecht und profitierten auch vom schnellen Ausgleich durch Sven Bender (48.).

Danach ging es Schlag auf Schlag: Leon Bailey, Brandt, Kevin Volland und Joel Pohjanpalo schraubten das Ergebnis auf 5:1 hoch. „Da hat sich die Mannschaft in einen Rausch gespielt und jede Chance genutzt, die sich ihr geboten hat“, sagte Herrlich, unter dem die mittlerweile vier Spiele unbesiegte Bayer-Elf zuvor schon eine bessere Spielanlage gezeigt hatte, aber im Angriff die Effektivität vermissen ließ.

Neben Kai Havertz, der drei Torvorlagen gab, war auch Brandt ein wichtiger Faktor in der Bayer-Offensive. „Nach dem 2:1 war die Leichtigkeit gegeben, vieles hat geklappt. Darauf können wir stolz sein“, meinte der Nationalspieler. Wie knapp es im Endeffekt war, wusste der Torschütze auch: „Wenn das 2:0 für Gladbach fällt, hätte uns das das Genick gebrochen“, meinte Brandt.

Für die Elf vom Niederrhein war es nach zuletzt zwei Siegen in Serie natürlich ein bitterer Rückschlag und nach dem 1:6 bei Borussia Dortmund schon die zweite deftige Pleite. Höher verloren die Gladbacher zuletzt ein Bundesliga-Heimspiel vor 19 Jahren - mit 2:8 gegen Bayer Leverkusen.

„Darüber müssen wir reden. Das zeigt, dass wir noch in einem Lernprozess sind. Aber nach einem 1:5 hat man normalerweise keine Argumente“, sagte Hecking. Laut Statistik waren die Gladbacher allerdings fast in allen Bereichen besser: Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, höhere Zweikampf- und Passquote. Allerdings waren die Leverkusener elf Kilometer mehr gelaufen.

Max Eberl wurde in seiner Analyse deutlich. „Bayer hat mit gnadenloser Effizienz gespielt und uns mit den schnellen Leuten den Arsch aufgerissen“, meinte Gladbachs Sportdirektor. „Wir haben heute Lehrgeld gezahlt.“ Schon am Dienstag (18.30 Uhr) im Pokal beim Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf können es die Gladbacher besser machen. Doch Hecking warnt: „Fortuna ist im Moment auf Bundesliga-Niveau unterwegs. Das wird ein sehr emotionales Spiel.“