Marc-André ter Stegen: „Die WM ist ein großes Ziel“
Seit knapp zwei Jahren steht der 20-jährige Marc-André ter Stegen im Tor von Bundesligist Borussia Mönchengladbach.
Mönchengladbach. Ein Tag wie jeder andere war es beileibe nicht. „Ich spiele heute“, sagt Marc-André ter Stegen am Vormittag des 10. April 2011 zu seinem langjährigen Trainer und Förderer Roland Virkus. Ein paar Stunden später lief der Jungprofi von Borussia Mönchengladbach hinter Kapitän Filip Daems in den ausverkauften Borussia-Park ein und feierte sein Debüt in der Fußball-Bundesliga. Mit 18 Jahren. Und er genoss es in vollen Zügen. Denn es gab einen 5:1-Derbysieg gegen den 1. FC Köln. Am Samstag gegen Greuther Fürth steht der Publikumsliebling fast auf den Tag genau zwei Jahre im Kasten des VfL. Im WZ-Interview spricht der 20-Jährige über die vergangenen beiden Jahre, die aktuelle Lage und die Zukunft.
In den bisherigen 67 Bundesligaspielen haben sie 24 Mal zu Null gespielt. Schauen Sie auf solche Zahlen?
Ter Stegen: „Letztlich ist es auch immer ein Erfolg der gesamten Mannschaft, und der Gegner spielt ja auch mit. Natürlich muss ich in erster Linie dafür sorgen, dass ich mein Tor sauber halte. Gegen Hannover im jüngsten Heimspiel hat das wunderbar geklappt, in Freiburg wiederum war ich stinksauer wegen der beiden Tore. Das Spiel hat gezeigt: Wir müssen uns immer wieder aufs Neue alles hart erarbeiten.“
Trotz der 0:2-Niederlage in Freiburg bleiben die internationalen Plätze in Reichweite.
Ter Stegen: „Ich denke derzeit nur an Fürth. Das hört sich so leicht an. Tabellenletzter, was kann da groß passieren, denkt jeder. Die Fürther haben aber schon gezeigt, dass sie Qualität haben. Eine Heimschlappe im augenblicklichen Stadium wäre fatal. Ich bin aber optimistisch. Wir werden gewinnen und dran bleiben.“
Borussia ist in der Europa-League unter die letzten 32 Teams vorgestoßen. Dann kam Lazio Rom und das Aus. Welche Erinnerungen bleiben?
Ter Stegen: „Es war eine unglaublich schöne und spannende Phase. Ich selbst habe jedes Spiel, jede Tour genossen und viel gelernt. Lazio war einen Tick besser, eine Spur intelligenter. Das hat fürs Weiterkommen gereicht. Es wäre großartig, wenn wir wieder unter die Top sechs kämen. Dafür werden wir auf der Zielgeraden der Saison alle Kraft aufbringen.“
Sie sind ein Torwart, der Situationen im Spiel am liebsten spielerisch-elegant löst. Wie haben Sie reagiert, als Manuel Neuer nach seinem Patzer gegen Kasachstan von den Fans verhöhnt wurde?
Ter Stegen: „Vorab: Manuel ist ein Top-Torwart, und so ein Patzer etwas könnte auch mir passieren. Denn ich mag bei aller Vorsicht auch das Risiko. Ich finde, die Fans müssen das so akzeptieren. Die Reaktionen waren überflüssig, und die Pfiffe haben mich echt gestört. Aber das habe ich auch schon erlebt.“
Sie haben im Vorjahr bei Ihrem Länderspieldebüt gegen die Schweiz Lehrgeld zahlen müssen, auch in der Bundesliga gab es kleinere Rückschläge. Wie gehen Sie mit Negativerlebnissen um?
Ter Stegen: „Es ist nicht so, dass ich mich nach einer Niederlage zurückziehe und ins Grübeln komme. Ich arbeite alles mit meinem Torwarttrainer Uwe Kamps auf. Und bei der Videoanalyse mit Lucien Favre wird dann das gesamte Spiel besprochen. Das Positive und das Negative.“
2014 steigt die WM in Brasilien. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dabei zu sein?
Ter Stegen: „Manuel Neuer ist die Nummer 1. Das ist klar. Dahinter folgen derzeit René Adler und Ron-Robert Ziegler. Was in einem Jahr ist, weiß ich nicht. Ich kann mich nur auf die Borussia konzentrieren und versuche, Woche für Woche meine Leistung zu bringen. Wichtig ist, dass ich gesund bleibe. Natürlich ist die WM ein Traum, ein großes Ziel, aber ich lasse mich nicht verrückt machen.“
Sie haben in Gladbach einen Vertrag bis 2015. Wie würden Sie mit einem Angebot aus Barcelona umgehen?
Ter Stegen: „Dann würde ich mir das in aller Ruhe anhören. Nein, Spaß beiseite: Ich spiele bei einem großen Klub in einer tollen, attraktiven Liga und fühle mich rundum wohl in Mönchengladbach.“