Ein Hauch Klischee: Bald-Borusse besiegt Gladbach
Freiburg (dpa) - Der Trainer des Jahres drückte den Spieler des Tages lang und innig und die Fans sangen höhnisch und freudetrunken: „Den Kruse, den habt ihr nicht verdient.“
Mit seinen Saisontoren acht und neun beim 2:0 (0:0)-Sieg des SC Freiburg gegen Borussia Mönchengladbach avancierte ausgerechnet Max Kruse zum Matchwinner seines Noch-Arbeitgebers gegen seinen künftigen Club. Außergewöhnlich wegen seines ersten Bundesliga-Doppelpacks, aber sonst alles ganz normal, wie der Bald-Borusse befand: „Für mich war es ein Spiel wie jedes andere auch. Ich freue mich aber, dass das Publikum hinter mir und der Mannschaft steht.“
Auch SC-Trainer Christian Streich mochte der Vorstellung seines Offensivspielers keine größere Bedeutung beimessen. „Max Kruse hat heute im Trikot des SC Freiburg gespielt wie immer, seit er hier ist. Er hat super gearbeitet, sich mit einem Tor belohnt und noch ein Tor geschossen“, kommentierte Streich betont sachlich. „Dass er Vollgas gibt, ist keiner Erwähnung wert.“ Auch SC-Präsident Fritz Keller freute sich über das professionelle Auftreten des Umworbenen: „Das zeugt von der guten Einstellung von Max. Er will sich nichts nachsagen lassen.“
Der Mann, dessen Wechsel für eine festgeschriebene Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro zu den Borussen nur noch eine Frage der Zeit ist und der die Schlagzeilen vor dem Duell der beiden Kontrahenten um einen Europa-League-Platz bestimmt hatte, war in der Stunde des Erfolgs um Zurückhaltung bemüht. „Ich freue mich und bin stolz auf die Leistung der Mannschaft“, sagte Kruse. Zu seinen Zukunftsplänen mochte sich der gebürtige Hamburger, der zu Saisonbeginn für eine halbe Million Euro vom FC St. Pauli in den Breisgau gekommen war, nicht konkret äußern: „Es gibt noch nichts zu vermelden. Wichtig war allein, dass wir mal wieder einen Dreier geholt haben.“
Der erste Sieg nach zwei Unentschieden und zwei Niederlagen mit je fünf Gegentoren ging vollauf in Ordnung für die deutlich engagierteren Gastgeber, die mit 39 Punkten auf Rang sieben vorrückten und nun einen Zähler mehr auf dem Konto haben als die Mannschaft von Trainer Lucien Favre. Der Schweizer Coach gratulierte seinem Kollegen zu einem „verdienten Sieg“ und trauerte nur der vergebenen Großchance von Patrick Hermann in der 53. Minute nach. „Wenn der Ball reingeht, sehe ich ganz schlecht aus“, sagte Kruse - er wusste um die möglichen Folgen seines Fehlpasses in der eigenen Hälfte, den die Gladbacher zum Konter nutzten. Hermanns Schuss aus spitzem Winkel endete aber an der Latte.
Eine spielentscheidende Aktion nach Meinung von Streich: „Es ging darum: Wer schießt das erste Tor. Wenn Hermann das 1:0 macht, dann hätten wir zu 90 Prozent verloren.“ Stattdessen schlug es in der 69. Minute im Tor der Gladbacher ein. Kruse bekam im Mittelfeld den Ball, er lief ohne attackiert zu werden auf das Tor der Gäste zu und schlenzte von der Strafraumgrenze zur Freiburger Führung ein. Nach einem misslungenen Abschlag von Gäste-Keeper Marc-André ter Stegen in der Nachspielzeit machte Kruse mit seinem zweiten Tor seinen großen Auftritt perfekt.