Bundesliga-Freitagsspiel Mobbing, Umbruch, Unsicherheit: Krisen-Duell in Gladbach

Mönchengladbach (dpa) - Bei den einen wird über Mobbing gegen den Torhüter diskutiert, bei den anderen sind die Unruhen in der Vereinsspitze ein beherrschendes Thema.

Torwart Yann Sommer, Matthias Ginter (verdeckt) und Lars Stindl (l-r) von Mönchengladbach diskutieren nach dem 2:1 gegen Berlin mit einem Fan.

Foto: Ina Fassbender

Vor dem Auftakt des 31. Spieltags in der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg am Freitag (20.30 Uhr) rückt das sportliche Geschehen fast in den Hintergrund.

Dabei geht es für die Wolfsburger um viel. Vom Abstiegs-Relegationsplatz trennt die Niedersachsen, die 2015 unter dem heutigen Gladbacher Trainer Dieter Hecking Vize-Meister und DFB-Pokalsieger wurden, nur die bessere Tordifferenz. Weswegen Coach Bruno Labbadia die Unruhe beim Tabellen-Achten und nächsten Gegner relativiert: „Ich wäre gerne in deren Situation und hätte nichts mit dem Abstieg zu tun.“

Zumal die personelle Situation der Wolfsburger angespannt ist, vor allem im defensiven Mittelfeld. „Wir haben keinen etatmäßigen Sechser und wenig Optionen“, sagte Labbadia, der aus den letzten drei Spielen ohne Gegentor immerhin fünf Punkte holte: „Diese Situation macht mir auch keinen Spaß.“

Schwer fällt das Ausblenden der Geschehnisse im Verein. Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz trat nach seinem Ausscheiden aus dem Mutterkonzern im Zuge der VW-Umstrukturierung zurück. Unter Nachfolger Frank Witter scheint die Zukunft von Labbadia und vor allem Sportdirektor Olaf Rebbe fraglich. Dabei plant Rebbe eigentlich die neue Saison und einen Umbruch.

Den wird es auch in Mönchengladbach geben. Und zwar mit Hecking. Das stellten der Trainer und Manager Max Eberl am Donnerstag klar. Und zwar unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen über eine Vertrags-Verlängerung im Sommer. „Er wird seinen Vertrag bis 2019 erfüllen“, sagte Eberl. Auch der Trainer hegt offenbar keinerlei Gedanken über einen freiwilligen Rückzug: „Es gibt überhaupt keine Überlegung, irgendwas anderes zu machen.“

Zuletzt waren die Vertragsgespräche in den Sommer verlagert worden. In der Rückrundentabelle belegt die Borussia Rang 15, was zu großen Unruhen unter den Fans führte. „Es geht einzig und allein darum, dass wir wieder zusammenrücken und zu uns finden“, mahnte Eberl: „Denn wir brauchen alle.“

Im Fall von Torhüter Yann Sommer schrieben einige Medien gar von „Mobbing“. Falsch ist dieser Begriff nicht, denn viele Ultras richten ihren Ärger zielgerichtet gegen den Schweizer. „Es hat sehr unappetitliche Ausdrücke gegen ihn gegeben“, berichtete Hecking: „Wenn Yann sich vor einem Heimspiel vor seiner eigenen Kurve warmmachen möchte und dann in einer Art und Weise angegangen wird, dass er überlegt, sich vor der anderen Kurve aufzuwärmen, dann ist das nicht gut. Das tut dem Yann nicht gut, aber auch nicht der Mannschaft. Denn das ist natürlich auch ein Thema in der Kabine.“ Sommer sagte dazu: „Das sollte in keinem Club vorkommen.“

Für den Stimmungsumschwung braucht auch Gladbach am Freitag den Sieg, auch wenn von der Europacup-Qualifikation niemand mehr spricht. „Natürlich wünsche ich Wolfsburg den Klassenerhalt und alles Gute“, sagte Hecking: „Außer morgen.“