Nach 16 Jahren gewinnt Borussia wieder in Leverkusen
Leverkusen. Der Fluch ist beendet - nach mehr als 16 Jahren hat Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach wieder einmal gegen Bayer Leverkusen einen Sieg errungen.
Und was für einen: In der vollbesetzten BayArena kamen die über 30.000 Zuschauer nicht mehr aus dem Staunen heraus und erlebten beim 6:3-Triumph eine zweitweise wie entfesselt aufspielende Gladbacher Mannschaft.
"Es war eine fast perfekte Offensivleistung, an solch ein Ergebnis haben wir gar nicht zu träumen gewagt", sagte Gladbachs Cheftrainer Michael Frontzeck nach dem Gala-Auftritt der Borussia. Die Elf vom Niederrhein schaffte nicht nur im 27. Anlauf den ersten "Dreier" gegen Titelaspirant Bayer, sondern verpasste dem Werksklub aus der Farbenstadt die höchste Liga-Heimniederlage seit mehr als 26 Jahren (1:5 gegen Bayern München am 21. Januar 1984) und kletterte auf Rang sechs der Tabelle.
Den fast schon historischen Erfolg leitete der erst 19 Jahre alte Patrick Herrmann mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (20. und 44.) ein - das beeindruckte selbst Bayer-Sportdirektor Rudi Völler dermaßen, dass er dem jungen Hüpfer aus der Talentschmiede im Borussia-Park spontan gratulierte. Neben dem vor Spielwitz sprühenden Herrmann trafen der torgefährliche Abwehrspieler Roel Brouwers (40.), Juan Arango (56.), Mohamadou Idrissou (60.) und Marco Reus (69.) für den fünffachen deutschen Meister.
Erstmals kassierte Bayer sechs Gegentore in einem Bundesliga-Heimspiel. Für die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes hatte Eren Derdiyok den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erzielt (24.). Arturo Vidal verwandelte in einem jederzeit flotten und packenden Spiel einen Foulelfmeter (58.) - Marx hatte ihn zuvor im Strafraum unsanft zu Fall gebracht. Nationalspieler Stefan Kießling traf schließlich nach einem bösen Fehler von VfL-Keeper Logan Bailly zum 3:6-Endstand (70.).
"Die ganze Defensive war eine Katastrophe", beklagte sich Bayer-Torhüter. Und fügte hinzu: "Wir hatten einen Plan, aber der ist nicht aufgegangen. Wenn man sechs Tore kriegt, will man am liebsten das Stadion verlassen." Auch Heynckes haderte mit der Defensivleistung: "Es ist ja bekannt, dass Gladbach sehr gut kontern kann. Wir haben sie dann zu diesem Torfestival förmlich eingeladen. Dabei habe ich meine Mannschaft in der Vorbesprechung eigens darauf hingewiesen."
Allerdings wollte sich Jupp Heynckes nicht dazu hinreißen lassen die Borussia 2010 mit der legendären Fohlen-Elf in Verbindung zu bringen: "Ich würde dem Kollegen Frontzeck damit keinen Gefallen tun. Aber wenn die Borussia in dieser Saison noch zehn Mal so auftritt, dann rufe ich ihn an und sage es ihm persönlich."
Am Sonntagabend, gut zwei Stunden nach einem der wohl spektakulärsten Auswärtssiege der Vereinsgeschichte, bat Michael Frontzeck seine strahlenden, aber müden Sieger noch zu einer lockeren Einheit, ehe er sie in einen Kurz-Urlaub schickte.
Im Heimspiel (11. September, 15.30 Uhr) gegen die noch sieglose Eintracht aus Frankfurt hat der VfL nun die große Chance, mit einem weiteren Erfolg sich zum Saisonstart im oberen Tabellendrittel zu etablieren. Sportdirektor Max Eberl warnt allerdings vor allzu viel Euphorie: "Wir wissen das einzuschätzen, keiner hebt ab. Frankfurt wird genauso unangenehm wie Nürnberg."