Neustädter startet durch
Der 22-Jährige fühlt sich in der Mannschaft akzeptiert.
Saalfelden. Wie unterschiedlich doch Fußballerkarrieren verlaufen können: Vor einem Jahr ist Roman Neustädter (22) vom FSV Mainz 05 zur Borussia gewechselt. Zeitgleich kam Marco Reus (21) nach Mönchengladbach. Während Reus wie ein Komet empor stieg und kurz vor seinem ersten Einsatz in der Nationalmannschaft steht, musste Neustädter sich mit dem Dasein als Reservist zufrieden geben. Schlappe zwei Einwechslungen mit exakt acht Minuten Einsatzzeit - die Rückennummer 13 brachte ihm jedenfalls kein Glück. Woran es gelegen hat, weiß der 22-Jährige "Sechser genau. "Ich war viel zu zurückhaltend, sowohl auf dem Trainingsplatz als auch daneben. Ich habe ein halbes Jahr benötigt, um mich einzufinden bei Borussia. Jetzt startet Neustädter voll durch.
Er hat in der Rückserie Selbstvertrauen getankt. "Ich bin jetzt voll akzeptiert in der Mannschaft. Ich werde viel mehr gesucht auf dem Feld, die Kollegen sprechen mehr mit mir, sagt Neustädter. Bestes Beispiel: Vor drei Wochen waren Marco Reus und Tony Jantschke zum WM-Gucken und Grillen bei ihm zuhause. Auch Trainer Michael Frontzeck und Sportdirektor Max Eberl haben ihm kürzlich ihr volles Vertrauen ausgesprochen. Die Flucht zu einem anderen Verein ist derzeit also ausgeschlossen. Wieso auch. Durch den längeren WM-Urlaub von Konkurrent Michael Bradley dürften sich seine Einsatzchancen zu Saisonbeginn erhöht haben.
Ein weiterer Konkurrent auf der zentralen Defensivposition im Mittelfeld, Gal Alberman, hat vom Verein die Freigabe erhalten. Bleiben Thorben Marx und Marcel Meeuwis, die vor ihm stehen. Wie schnell sich jemand verletzten kann, hat die bisherige, eher holprige Saisonvorbereitung gezeigt. Oder das Beispiel Ballack, das Neustädter im Pressegespräch in Saalfelden selber nennt. "Für Ballack sind junge Leute nachgerückt, die es perfekt gemacht haben. Wie Bastian Schweinsteiger die Bälle verteilt, Ruhe am Ball gezeigt und Torgefahr ausgestrahlt hat, ist beeindruckend.
Die neuen Bälle in der Bundesliga sind für den Sohn eines Russlanddeutschen und einer Deutschen kein Problem. "Über die neuen Bälle meckern doch nur die Torhüter, sagt Neustädter. Er hat gemerkt, dass es darauf ankommt, wie hart die Kugel getroffen wird. "Schießt man ihn zu hart, geht er meistens drüber oder daneben. Trifft man ihn nicht ganz so voll, nimmt er im letzten Drittel der Flugbahn noch einmal richtig Tempo auf und er beginnt zu flattern.
Grund genug für ihn als Mittelfeldspieler, sein Glück aus der Entfernung zu suchen. Nicht mehr weit entfernt von ihm wird bald endlich auch seine Freundin Mona. Im August wird sie von Mainz zu ihm nach Mönchengladbach ziehen. Fehlen für das perfekte Glück nur noch reichlich Einsatzzeiten.