Reus: Agil und erquickend

Borussia Mönchengladbach verliert gegen Twente und zieht trotzdem positive Schlüsse.

Aalten/Mönchengladbach. Je länger das Spiel in der ländlichen Idylle des Grenzstädtchens Aalten/Niederlande, neun Kilometer nördlich von Bocholt, dauerte, um so schlapper und unkonzentrierter wurden die Aktionen im Spiel von Borussia Mönchengladbach, und auch das Ein- und Auswechseln war letztlich nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Eine Stunde durchaus gefällig agierend, machten sich nun die harten Trainingswochen der Gladbacher augenscheinlich bemerkbar. Und nach dem spektakulären Eigentor von Roel Brouwers (63.) dem ein Pfostenknaller des Niederländers Jansen vorausgegangen war, bewegte der Gast nichts mehr.

Der FC Twente Enschede, eines von fünf, sechs Top-Teams in der holländischen Ehrendivision und sogar im Champions-League-Zirkus 2009/2010 eine Nummer, erhöhte wenig später nach einem Konter auf 2:0 - die erste Niederlage der Borussia im fünften Testspiel war perfekt. "Wir haben das bis zum 0:1 ganz gut gemacht. Ich bin nicht unzufrieden und ziehe trotzdem positive Schlüsse", sagte Cheftrainer Michael Frontzeck.

Der FC Twente, im Ausdruck vielleicht routinierter und gefestigter, brachte zudem mehr Schärfe und Biss ins Spiel. Eine Stunde lang wehrte sich Gladbach vehement und mit Erfolg gegen die niederländischen Routiniers. In der besten Phase der Borussia tat sich ein Sextett besonders hervor: Abwehr-Organisator Dante imponierte durch seine Kopfballstärke, Tobias Levels durch seinen robusten Einsatz, Marcel Meeuwis dirigierte als Chef vor der Abwehr lautstark und trieb das Spiel auch nach vorne, Kapitän Filip Daems wirkte sehr dynamisch, Thorben Marx ein sicherer Ballverteiler, und Marco Reus sorgte schließlich für spielerische Finessen sowie Tempo. "Marco arbeitet aber auch sehr gut nach hinten, stört immer wieder den Spielaufbau des Gegners", lobte der Cheftrainer den 20-jährigen später, der mit seiner Unbekümmertheit und individuellen Klasse mehr denn je Marko Marin ähnelt. Aber Reus ist talentierter, technisch noch versierter.

Setzte Reus zu einem Dribbling an, ging gleich ein Raunen durchs Publikum, und seine Direktabnahme aus rund 13/14 Metern wäre in der fünften Minute ein Tor wert gewesen.

Während Borussias Star Nummer 1, Juan Arango, auf Mallorca seine Wohnung auflöste, bot sich die zweite hochkarätige Neuverpflichtung des VfL, Raul Bobadilla, nach der Pause immer wieder an, rackerte, setzte seinen kräftigen Körper geschickt ein - noch ohne große Wirkung. Frontzeck beruhigte: "Gerade Raul braut nach langer Verletzungspause noch die Zeit, um weiter zuzulegen. Wenn Pokal und Meisterschaft beginnen, wird er topfit sein."

Der Argentinier hinterließ von allen eingesetzten Stürmern (außer ihm kam noch noch Lamidi, Neuville, Colautti und Bäcker zum Einsatz) dennoch den nachhaltigsten Eindruck.

Borussias Kader umfasst in der neuen Saison 27 Spieler. In Aalten fehlten noch: Callsen-Bracker, Stalteri, Friend, Arango, Alberman, Bradley und Torwart Logan Bailly.