Schweizer Torhüter-Treff - Sommer: „Etwas Besonderes“
Valencia (dpa) - In Brasilien haben sie eine tolle WM mit der Schweiz gespielt, jetzt treten sie erstmals in ihrer Karriere als Konkurrenten gegeneinander an. Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg und der Mönchengladbacher Yann Sommer gelten als die besten beiden unter einigen guten Schweizer Torhütern.
Im Verfolger-Duell der Fußball-Bundesliga kommt es dann am Sonntag in Wolfsburg (15.30 Uhr) zu der ungewöhnlichen Konstellation, dass der langjährige Nationaltorhüter auf seinen Nachfolger trifft. Der 31 Jahre alte Benaglio trat im Sommer überraschend aus der Nationalelf zurück, der 25 Jahre alte Sommer ist die neue Nummer eins in der Schweiz.
„Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Das ist schon etwas Besonderes. Bislang haben wir nur im Training gegeneinander gespielt“, sagte Sommer, der seit Saisonbeginn in der Bundesliga spielt. Benaglios Rücktritt kam - ähnlich wie bei Bayern Münchens Philipp Lahm - ungewöhnlich früh. „Ich habe mir die Entscheidung gut überlegt und bin sicher, dass es die richtige Entscheidung war“, sagte der Kapitän des VfL Wolfsburg. Wie Lahm nannte auch Benaglio den Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie nach all den vielen Reisen in den vergangenen Jahren.
Das konnte dem Neu-Gladbacher Sommer natürlich nur recht sein, obwohl auch er ein wenig überrascht war. „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, weitere zwei Jahre die Nummer zwei zu sein“, sagte Sommer unmittelbar nach der Bekanntgabe. Seine herausragenden Leistungen seit Saisonbeginn hat Nationaltrainer Vladimir Petkovic honoriert und den Borussenprofi zur Nummer eins befördert. Auch im Verein genießt der neue Keeper einen sehr guten Ruf. „Bei Yann stimmt das Gesamtpaket. Zudem ist er ein offener, witziger Typ“, sagte Gladbachs Torwarttrainer Uwe Kamps.
Die beiden alten Rivalen verstehen sich prima und sind im Nationalteam auch immer gut miteinander ausgekommen. „Die Mannschaft verliert mit Diego eine große Persönlichkeit. Aber seine Entscheidung ist für mich gut nachvollziehbar“, meinte Sommer.
Der Respekt des früheren Junioren-Nationaltorhüters vor dem Routinier Benaglio ist groß. „Er ist viel erfahrener. Er spielt schon lange in der Bundesliga und ist dort Meister geworden“, sagte Sommer, der vom FC Basel nach Mönchengladbach wechselte.
Auch der Wolfsburger hat von seinem ehemaligen Konkurrenten im Nationalteam eine hohe Meinung. „Yann ist ein sehr guter Typ - ruhig, bodenständig und in seiner Einstellung sehr positiv“, befand Benaglio, der sich gefreut hat, dass sein jüngerer Kollege den Weg in die Bundesliga gefunden hat.
Doch die Konkurrenz für Sommer ist groß. In Roman Bürki vom SC Freiburg und Marwin Hitz vom FC Augsburg stehen weitere gute Goalies aus der Schweiz im Blickpunkt. „Das ist eine Bestätigung für die gute Nachwuchsarbeit, die in der Schweiz in den letzten Jahren betrieben wurde. Alle drei Torhüter haben das Potenzial, um in der Schweiz die Nummer eins zu sein“, sagte Benaglio.
Der Wolfsburger selbst macht jetzt den Weg frei für die jüngere Generation. „Zudem möchte ich mich natürlich noch stärker auf meine Arbeit im Verein fokussieren“, begründete Benaglio seinen Rücktritt. Das unglückliche WM-Aus nach einem großartigen Achtelfinale gegen Argentinien (0:1) bezeichnet der Wolfsburger als einen Karriere-Höhepunkt. „Dieses Länderspiel und diese Eindrücke werde ich nie vergessen.“