Nach dem Paukenschlag So will Gladbach-Trainer Hecking in das Bremen-Spiel gehen
Mönchengladbach · Nach turbulenten Tagen wird wieder Fußball gespielt: Die Spieler zeigen schon vorher, dass sie hinter Hecking stehen. Gefahr droht gegen Bremen von einem Ex-Gladbacher.
Unlängst blickte Max Eberl in der Wochenzeitung „Die Zeit“ nicht nur auf seine Alltagswelt als ehrgeiziger Fußballer in jungen Jahren zurück, sondern verglich seine Arbeitsmoral und kämpferische Natur auch mit seinem jetzigen Job als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach: „Vertragsverhandlungen und Transferpoker sind wie Zweikämpfe außerhalb des Platzes.“ Abseits des Feldes spielte sich in dieser Woche im Borussia-Park auch ein überraschendes Szenario ab.
Eberl hatte die Trennung von Cheftrainer Dieter Hecking nach Abschluss dieser Spielzeit verkündet, um den Verein für die Zukunft neu auszurichten. Es gilt inzwischen als sicher, dass Marco Rose, der derzeit noch als Trainer von RB Salzburg fungiert, im Sommer Heckings Nachfolger wird. Aber bevor der 42-jährige Rose im Borussia-Park übernimmt, will der jetzige Coach noch einmal alles geben, um den Sprung auf die internationale Fußball-Bühne zu schaffen. Ein Ziel, das Hecking in den beiden Spielzeiten zuvor verfehlt hatte.
Vor dem Duell gegen Werder Bremen am Sonntag (18 Uhr) gibt sich der Coach allem Trennungsschmerz zum Trotz gelassen und zuversichtlich: „Ich bin Profi genug, um die neue Situation zu akzeptieren und das Thema abzuschütteln, obwohl die Enttäuschung noch da ist. Jetzt geht es allein darum, das Spiel gegen Werder zu gewinnen. Die Mannschaft will nach Europa.“ Die Spieler des Tabellenfünften scheinen dann auch voll motiviert zu sein. „Wir haben uns gemeinsam mit dem Trainer darauf eingeschworen, dass wir die restlichen Spiele mit voller Power angehen“, sagt Torwart Yann Sommer, „wir werden Vollgas geben“. Nicht nur für Sommer, auch für den Rest des Teams kam das Aus für Hecking überraschend.
54 022 Zuschauer werden dabei sein, wenn für Borussia Mönchengladbach die entscheidende Phase im Kampf um die Europapokalplätze beginnt. Die besondere Brisanz ist spürbar. Sportlich und auch ob der Trainer-Konstellation. Trotzdem, ohne Wenn und Aber: Gladbachs Sportdirektor musste in die Offensive gehen und der Spur von Marco Rose nachgehen, als sich für ihn eine Möglichkeit auftat, den Klopp-Zögling aus Salzburg engagieren zu können.
Nach sieben Begegnungen mit nur einem Sieg muss Borussia Mönchengladbach unbedingt punkten, um sich im Gerangel um die wichtigen Plätze wieder Respekt zu verschaffen. Zuletzt waren eine zu schlappe Einstellung, fehlende Frische, Engagement und Ideenlosigkeit der Auslöser für die mäßige Punktausbeute. Eines darf man jedoch auch nicht außer Acht lassen: Gladbach ist noch Fünfter, gehört zur Creme de la Creme der Liga. Gleichwohl braucht die Fohlen-Elf für den Endspurt einen neuen Schub, eine Mixtur aus Kämpfern, Sprintern, Technikern – und Mut für das Vertikalspiel. Personelle Änderungen sind wahrscheinlich. Vielleicht ringt sich Hecking sogar dazu durch, den für 23 Millionen Euro verpflichteten Mittelstürmer Alassane Pléa von seiner Position am linken Flügel weg zu lotsen und ihn in den Strafraum zu beordern.
Ein anderes System
gegen starke Bremer
Wie will Borussia Mönchengladbach gegen die Bremer bestehen? Eventuell ist sogar ein anderes System vonnöten, um diese selbstbewusste Werder-Mannschaft zu verblüffen. Beim DFB-Pokal-Halbfinalisten macht seit Wochen ein Pärchen in der Offensive Furore. Max Kruse, einst unter Lucien Favre zweimal in Folge bester Gladbacher Scorer, zaubert jetzt mit dem Kosovo-Albaner Milot Rashica. Die beiden bringen es in der Rückrunde bis dato zusammen auf 13 Tore und sechs Vorlagen. Thorgan Hazard und Pléa kommen hingegen im gleichen Zeitraum lediglich auf zwei Tore und vier Vorlagen.
Aber das kann sich ja alles noch ändern bis zum 18. Mai, wenn Dortmund im Borussia-Park auftritt und der letzte Vorhang fällt. Auch für Dieter Hecking. Max Eberl bleibt der niederrheinischen Borussia auf jeden Fall treu: „Ich verlasse den Club nicht.“ Auf jeden Fall planen die Verantwortlichen aber etwas Besonderes, wollen sich in den Spitzenpositionen des Vereins offensichtlich noch breiter aufstellen. Ein
Modell à la Dortmund vielleicht?