Borussia Mönchengladbach Thorgan Hazard: "Ich kann die Gladbacher Fans verstehen"
Mönchengladbach · Der Wechsel von Thorgan Hazard zum BVB hat viele Fans der Fohlenelf verärgert. Sportlich ist der Abgang nach fünf Jahren jedoch verständlich.
Die letzten 89 Minuten der Saison 2018/19 trug Thorgan Hazard das Trikot der belgischen Nationalmannschaft. Am vergangenen Dienstag kamen die "Roten Teufel" bei der EM-Qualifikation in Brüssel zu einem nie gefährdeten 3:0 über Schottland. Es war der letzte Auftritt Hazards als Angestellter von Borussia Mönchengladbach. "Jetzt freue ich mich erstmal auf den Urlaub und dann starte ich bei Borussia Dortmund in das nächste Kapitel meiner Karriere", sagte Hazard unserer Zeitung in der Medien-Zone des König-Baudouin-Stadions auf dem Heysel-Plateau.
Beinahe schon passend zu den Worten des Angreifers blinkte das benachbarte Atomium in den Abendhimmel. So wie es für die WZ von Düsseldorf bis Brüssel nicht weit war, so kurz ist auch der Weg für Hazard von Mönchengladbach nach Dortmund und doch erscheint beides wie andere Welten. Hier die Modestadt Düsseldorf gegenüber der politischen Zentrale Europas, dort der international ambitionierte Bundesligist Mönchengladbach gegenüber dem auf globale Strahlkraft ausgerichteten Champions-League-Dauerstarter. Nach fünf Jahren ist dieser Umzug für Hazard ein logischer Karriereschritt.
"Der BVB ist ein großer Verein. Hier steht ein Spieler unter größerem Druck, Meisterschaft und Champions League zu erreichen. Es war für mich daher einfach an der Zeit, zu wechseln", erklärte der 26-Jährige. Im Sommer 2014 war Hazard von Chelsea London nach Mönchengladbach zunächst ausgeliehen, schon im Februar 2015 dann allerdings für acht Millionen Euro fest verkauft worden. Nun fließen 25,5 Millionen Euro plus erfolgsabhängiger Bonus-Zahlungen vom Borsigplatz an den Niederrhein.
In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich das Engagement des Belgiers für Gladbach also vollauf gelohnt.
Gladbachs Sportdirektor hat eine große Lücke zu schließen
In sportlicher jedoch ebenso und aus diesem Grund hat Sportdirektor Max Eberl nun eine große Lücke zu schließen. Zwar bemüht sich der 45-Jährige um den Belgier Leandro Trossard (24) vom KRC Genk sowie den Spanier Dani Olmo (21) von Dinamo Zagreb, sieht sich mit Brighton & Hove Albion bzw. Bayer Leverkusen aber großer Konkurrenz ausgesetzt. Doch egal, wer kommt - die Werte von Thorgan Hazard sind große Fußspuren. Und das nicht nur wegen seiner nackten 43 Treffer in 184 Pflichtspielen.
Besonders in der abgelaufenen Saison war Hazard einer der absoluten Leistungsträger der "Fohlenelf". Das Portal "sport.de" hat den nun 23-fachen Nationalspieler in drei von zwölf Kategorien als Spitzenreiter ausgemacht und damit in so vielen wie keinen anderen Borussen. Hazard wurde am meisten gefoult (62mal), trat die meisten Eckbälle (106) und war mit 10,71 Kilometern Strecke pro Spiel der laufbereiteste Akteur im Kader von Trainer Dieter Hecking. Zu diesen Faktoren kommen zehn Treffer sowie zwölf Torvorlagen. Damit war Hazard an 40 Prozent aller Gladbacher Treffer beteiligt. Seinen Wert im Team unterstreichen zudem die Startelf-Nominierungen (97 Prozent) sowie die absolvierten Spielminuten (94 Prozent).
"Ich habe bei der "Fohlenelf" fünf überragende Jahre gehabt"
Bei Hazard markierten die Zahlen den passenden Zeitpunkt für eine Veränderung, ohne dass er die Borussia als seinen Förderer vergisst. "Ich habe hier fünf überragende Jahre gehabt. Die Eingewöhnung war etwas schwer, aber meine Einsätze sind schnell mehr geworden und ich habe gelernt, auf verschiedenen Positionen zu spielen." In den letzten Wochen im Gladbacher Trikot aber ist er zum Buhmann der Fans geworden. Das tut ihm weh, gleichwohl hat er Verständnis. "Ich kann die Fans verstehen, meine Rückrunde war wie die des gesamten Teams nicht mehr so gut wie die Hinrunde. Dann konzentriert sich die Kritik natürlich auf einen, der den Verein verlässt. Ich war jedoch mit dem Herzen bis zum letzten Spiel dabei", sagte Hazard.
Vielleicht war der Zorn der Gladbacher Anhänger ja auch vielmehr der Erkenntnis geschuldet, dass ihr Verein einen absoluten Leistungsträger an einen Liga-Konkurrenten verliert. Thorgan Hazard jedenfalls zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung in Brüssel zuversichtlich, im Borussia-Park willkommen zu sein. "Gladbach hat überragende Fans, von daher hoffe ich auf einen guten Empfang." Dass er dabei allerdings in gelb und schwarz aufläuft, wird schon gewöhnungsbedürftig sein.