Trainer Favres Rückkehr nach Berlin

Gladbach spielt bei Hertha — ein besonderes Spiel auch für Trainer Lucien Favre.

Mönchengladbach. Wenn Lucien Favre über Fußball plaudert, dann lässt er seiner Begeisterung freien Lauf. Momentan ist der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach in der überaus glücklichen Lage, dass er sich vorwiegend zu Erfolgen oder passablen Leistungen seiner Mannschaft äußern kann. Denn die Gladbacher stehen vor dem Gastspiel in Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) auf dem fünften Tabellenplatz.

„Also ehrlich. Platz fünf ist doch nur eine Momentaufnahme“, wiegelt der vor zwei Tagen 54 Jahre alt gewordene Schweizer energisch ab, „das ändert sich doch von Spieltag zu Spieltag.“ Bei aller Euphorie am Niederrhein nach 20 Punkten aus elf Begegnungen und einem um gut 4 000 gestiegenen Zuschauerschnitt: Lucien Favre holt sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Den erbarmungslosen Abstiegskampf mit der Borussia aus der vorherigen Spielzeit hat er nicht vergessen. „Das war wie leben und sterben.“ Die Erinnerung an das nervenaufreibende Saisonfinale in der Relegation gegen den VfL Bochum ist noch immer frisch. Das Gastspiel der Gladbacher in der Hauptstadt birgt viel Zündstoff. Hertha BSC war Favres erste Trainerstation in Deutschland.

Bei Hertha erlebte er die ganze Bandbreite des Geschäfts — Anerkennung, Frust, Erfolge, Tiefschläge. Im zweiten Jahr seiner Tätigkeit in Berlin (2008/2009) kämpfte Favre mit seiner Mannschaft sogar vorübergehend um die Meisterschaft. Am Ende sprang Rang vier heraus.

Die Liaison ging dann aber zu Beginn der folgenden Spielzeit in die Brüche. Nach sechs Niederlagen hintereinander musste der Schweizer gehen: „Es war trotzdem eine fantastische Zeit. Ich habe viel gelernt. Aber jetzt bin ich Trainer in Gladbach, und das ist eine große Herausforderung.“

Mit einem nahezu unveränderten Kader mauserte sich der Pokal-Achtelfinalist in der Liga zur Überraschungsmannschaft 2011/2012. „Berlin wird eine harte Nuss. Hertha ist sehr offensivstark.“ Insbesondere der Brasilianer Raffael (vier Tore, zwei Vorlagen), den Favre damals aus Zürich nach Berlin geholt hatte, ragt heraus.

Das Gegenstück auf Gladbacher Seite ist Marco Reus, der derzeit europaweit von zahlreichen Vereinen umworbene Star. Doch Favre bleibt in dieser Angelegenheit gelassen: „Marco steht bei uns bis 2015 unter Vertrag, und ich weiß, dass er sich hier sehr wohl fühlt. Wir haben entschieden, nicht mehr groß darüber zu reden.“