Borussia Mönchengladbach Unterschiedliche Elfmeter-Beurteilung ist der Aufreger des Gladbach-Spiels

Mönchengladbach · Erste Derby-Niederlage für die Gladbacher Borussia in dieser Spielzeit. Die Elf vom Niederrhein kassierte am 27. Spieltag in eigener Arena im Geister-Duell gegen Bayer Leverkusen eine 1:3 Pleite.

Yann Sommer (r.) scheitert bei beim Elfmeter von Leverkusens Kai Havertz.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Was zur Folge hat, dass der Werksklub im Kampf um die Champions-League-Plätze am VfL in der Tabelle der Fußball-Bundesliga vorbeizieht. Bayer ist Dritter, Gladbach rutscht auf Platz vier. Sonntag kann sich das Ranking allerdings noch ändern, sollte Leipzig in Mainz punkten. Kai Havertz per Doppelpack und Sven Bender trafen für die Gäste, das Tor für Borussia ging auf das Konto von Marcus Thuram.

Die Geste des Spiels: Die gab es vor dem Anpfiff. In Zeiten der Coronavirus-Pandemie wurde den Erkrankten und Toten der neuartigen Krankheit per Schweigeminute gedacht, zudem trugen während der Partie alle Akteure per schwarzer Armbinde Trauerflor.

Die Optik des Spiels: Rund 13.000 sogenannte Pappaufsteller hatten die Fohlen-Fans bis zum Rheinland-Duell im Borussia-Park aufgebaut. Auf den Pappkameraden sind größtenteils Anhänger des VfL per Foto abgedruckt zu sehen. Diese „Kulisse“ sorgte dafür, dass die Ränge in der Gladbacher Arena trotz eines Geisterspiels nicht vollkommen leer erschienen.

Der Spieler des Spiels: Der trägt das Trikot von Bayer Leverkusen und heißt Kai Havertz. Der 20 Jahre alte Offensivspieler ragte am Niederrhein nicht nur wegen seiner beiden Treffer im Top-Spiel um das Königsklassen-Ticket heraus. Ein ständiger Unruheherd, der mit fairen Mitteln aktuell kaum zu stoppen ist. Havertz präsentierte sich in bestechender Form. Er sagte nach dem Spiel: „Das war ein Top-Spiel, wir mussten alles raushauen – und haben das auch gemacht. Aus meiner Sicht haben wir verdient gewonnen. Wir haben das Spiel von der ersten Minute an im Griff gehabt, haben den Ball gut laufen lassen. Klar, wir haben auch die eine oder andere Chance zugelassen, weil Gladbach auch eine große Qualität hat. Trotzdem haben wir gut gespielt, haben viele Chancen kreiert und das Spiel so auch in der zweiten Halbzeit entschieden.“

Der Pechvogel des Spiels: Der heißt Breel Embolo. Gladbachs Offensiv-Akteur muss bereits nach wenigen Minuten den Platz wieder verlassen. Doppeltes Pech für den Schweizer Nationalspieler: Ihm wurde zum Verhängnis, dass er schneller als Leverkusens Matchwinner Havertz am Ball war, dieser traf so, statt des Spielgerätes, Embolos Fersenbereich. Ein wuchtiger Tritt mit fatalen Folgen. Embolo konnte nicht mehr weiterspielen. Gladbach verlor so nach wenigen Augenblicken einen Top-Angreifer. Eine genaue Diagnose zu Embolos Verletzung steht noch aus. Dass der insgesamt nicht wirklich überzeugend agierende Unparteiische Sören Storks für diesen fatalen Fehltritt Havertz nicht einmal die gelbe Karte zückte, darf guten Gewissens von Gladbacher Seiter bemängelt werden.

Der Aufreger des Spiels: Die Regel kann offenbar so ausgelegt werden – muss es allerdings nicht zwingend. Gemeint ist der Pfiff des Unparteiischen Sören Storks (33) in der 55. Spielminute. Das war geschehen: Leverkusens Bellarabi war der Gladbacher Defensive enteilt, kam zum Abschluss, derweil grätschte VfL-Verteidiger Nico Elvedi in den Abschluss hinein. Als Bellarabis Schuss deutlich am langen Pfosten vorbeigesaust war, kam es zum Kontakt zwischen Elvedis ausgestrecktem Beim und Bellarabis Fuß. Der Videoassistent überprüfte, schließlich schaute Schiedsrichter Storks auch noch mal auf die TV-Bilder. Er blieb jedoch bei seiner Sicht der Dinge. Sekunden vorab hatte Storks im Leverkusener Strafraum eine ähnlich heiße Nummer (Dragovic gegen Thuram) anders bewertet. Gladbach-Trainer Marco Rose (43) sagte später: „Regeltechnisch haut der hin für Leverkusen, nachdem ich die TV-Bilder gesehen habe, aber dass die Nummer an Thuram so unbeachtet bleibt, hat mich dann geärgert.

Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Die Niederlage ist bitter für uns, weil wir uns viel vorgenommen hatten. In der ersten Halbzeit war Leverkusen insgesamt besser im Spiel. Sie hatten mehr Zugriff, haben mit einfachen Mitteln versucht, uns über ihr Tempo vorne wehzutun und haben mehr Zweikämpfe und zweite Bälle gewonnen. Trotzdem haben wir nicht unendliche viele Chancen zugelassen. Nach vorne haben wir aber selber zu wenig Druck gemacht, zu wenige Abschlüsse kreiert und Leverkusen zu wenig wehgetan. Zur Pause haben wir umgestellt, weil wir vorne mehr Präsenz wollten und es unseren Außenverteidigern beim Vorwärtsverteidigen leichter machen wollten. Wir sind dann sehr gut in die zweite Halbzeit gekommen. Als wir uns schließlich eingegroovt und den Ausgleich erzielt hatten, hatten wir die Chance auf das 2:1. Thuram wurde dabei gestört und im direkten Gegenzug haben wir den Elfmeter gegen uns bekommen. Das war in der Summe der Knackpunkt des Spiels.“

Peter Bosz (Trainer Bayer Leverkusen): „Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, in der wir mit viel Mut nach vorne gespielt und Druck gemacht haben. Wir hätten schon zu diesem Zeitpunkt das zweite Tor machen können. Nach dem Seitenwechsel wurde es dann schwieriger, da hat Gladbach besser gespielt. Bei dem Elfmeter hat sich der Schiedsrichter die Situation noch einmal angeguckt und auf Strafstoß entschieden. Deswegen gehe ich davon aus, dass es die richtige Entscheidung war. Aber wir haben auch in einem Top-Spiel eine Top-Leistung gezeigt. Insgesamt war das am Ende eine klasse Mannschaftsleistung von uns.“