Erfolg gegen Gladbach Zwischen Sieg und AfD-Debatte: Frankfurt feiert Platz zwei

Frankfurt/Main (dpa) - Stolz stand Peter Fischer in den Katakomben der Arena und klatschte beinahe jeden Spieler einzeln ab. Am Freitagabend, beim 2:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach, gehörte die große Bühne noch der Mannschaft von Eintracht Frankfurt.

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Sie ist spätestens jetzt ein ernsthafter Europa-League-Kandidat. Am Sonntag, bei der politisch aufgeladenen Mitgliederversammlung dieses Vereins, wird dann der Präsident im Mittelpunkt stehen.

Wie kein zweiter Fußball-Funktionär hat sich Fischer in den vergangenen Wochen gegen die rechtspopulistische AfD positioniert. „Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei wählt“, sagte der 61-Jährige vor einem Monat in einem FAZ-Interview. Mittlerweile gibt es eine solche Diskussion auch beim Hamburger SV.

Fischer legte sogar noch einmal nach („Es gibt für die braune Brut keinen Platz“), die AfD wiederum reagierte mit einer Strafanzeige. Es geht bei diesem Thema also um die große Frage, wie man am besten umgeht mit politischen Extremen: ausgrenzen oder diskutieren? Und ganz nebenbei auch darum, wie der Verein in der Praxis verhindern will, was gerade offenbar passiert: Dass AFD-Mitglieder und -Symphatisanten jetzt erst recht der Eintracht beitreten. Fischers Rede am Sonntag (11.00 Uhr) wird mit großer Spannung erwartet.

Frankfurts Trainer Niko Kovac gehört zu den Vielen, die in diesem Streit auf der Seite seines Präsidenten stehen. „Wir müssen uns gegen bestimmte Entwicklungen stemmen“, sagte er. Und meinte in einem „Kicker“-Interview noch ganz konkret: „Vor all denjenigen, die gegen Rassismus aufstehen, habe ich großen Respekt. Das ist leider nicht alltäglich. Diejenigen, die sich so äußern, muss ich fragen: Wurdet ihr schon mal rassistisch beleidigt? Wahrscheinlich nicht. Also können diese Menschen nicht nachvollziehen, wie sich das anfühlt.“

Was den Erfolg seiner Mannschaft angeht, hält sich Kovac dagegen zurück. Zumindest für eine Nacht sprang die Eintracht durch den glücklichen Sieg gegen Gladbach sogar auf Platz zwei der Tabelle, was den Frankfurter Sportvorstand Fredi Bobic schon zu der frivolen Bemerkung veranlasste: „Diesen One-Night-Stand nehmen wir gerne mit. Ich habe schon vor dem Spiel gesagt: Wenn wir heute gewinnen, dann fotografiert die Tabelle und rahmt sie euch ein.“

Kovac dagegen mahnte weiter zur Vorsicht. „Natürlich ist die Tabelle schön anzuschauen“, sagte er. „Aber ich weiß genau, wie schnell es gehen kann: Man kann schnell wieder um fünf, sechs Plätze zurückfallen. Deshalb werde ich jetzt nicht in Euphorie verfallen.“

Das Freitagabendspiel gegen den direkten Konkurrenten aus Gladbach führte 47.500 Zuschauern gut vor Augen, was diese Eintracht kann und was noch nicht. Spielerisch sind andere Teams auf den Plätzen zwei bis sieben besser - auch die Borussia. Die drängte in der zweiten Halbzeit massiv auf den Ausgleich und verschoss zwölf Minuten vor Schluss durch Thorgan Hazard sogar einen Foulelfmeter (78.).

In puncto Physis und Willenskraft sind die Frankfurter jedoch so stark, dass ein Einbruch wie noch in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht zu befürchten ist. „Es stimmt bei uns, es funktioniert. Es macht einen Riesenspaß hier. Wenn man so zusammenhält, kann man viel erreichen“, sagte Kevin-Prince Boateng, der gegen Gladbach genau wie Luka Jovic (90.+2) sein viertes Saisontor schoss (43.).

Seine Verpflichtung im Sommer und die Rückkehr des lange verletzten Omar Mascarell haben auch das spielerische Niveau der Eintracht verbessert. „Wir haben uns das im Trainingslager in Spanien erarbeitet. Da wird noch viel mehr kommen“, sagte Boateng. „Wir fighten, wir geben nicht auf, wir sind eklig gegen Ball und Gegner. Und wir haben hier brillante Fußballer. Die Mischung macht’s also.“