Bayer-Chef Schade: „Bin weder Calli noch Weltmeister“
Leverkusen (dpa) - Der neue Geschäftsführer bei Bayer Leverkusen will nicht die Rolle des Volkstribuns übernehmen und auch nicht als Fußball-Autorität auf die Bundesliga-Bühne drängen. „Ich bin weder Calli noch Weltmeister“, erklärte Michael Schade zum Arbeitsbeginn.
Als Chef des Werksclubs hätte er mit dem Champions-League-Spiel gegen Real Sociedad San Sebastian und dem Schlagerspiel gegen den FC Bayern München am Samstag keinen spannenderen Start haben können.
Während seine Vorgänger Reiner Calmund und Wolfgang Holzhäuser sich gern in das Fußball-Tagesgeschäft mit Ideen, Ratschlägen und Kommentaren laut einmischten, will der 60 Jahre alte frühere Leiter der weltweiten Unternehmenskommunikation der Bayer AG eher Zurückhaltung üben.
„Wir haben eine fantastische sportliche Abteilung und in Rudi Völler einen der besten Sportdirektoren“, erklärte Schade. „Die Aufgabe der Geschäftsführung ist das Große und Ganze zu organisieren. Da muss man nicht immer in den Fußball eingreifen.“ Holzhäuser, der nach 15 Jahren auf eigenen Wunsch in den Ruhestand ging, attestierte er, einen guten Job gemacht zu haben. „Er hat das Haus konsolidiert und bestens bestellt. Die Fortsetzung dieses Weges ist schon ein Erfolg“, meinte Schade, den mit seinem Vorgänger die Vorliebe für gutes Essen und Rotwein verbindet.
Allerdings will der gebürtige Solinger und Sohn des Olympia-Dritten über 5000 Meter von 1952 in Helsinki, Herbert Schade, keineswegs nur alte Pfade weiterlaufen. „Ich will keine Revolution, sondern eine Evolution“, kündigte Schade an. Zu seinen Vorhaben gehören eine Kampagne zur Verbesserung des Vereinsimages, um in der Öffentlichkeit mehr Anerkennung für die Leistungen des derzeitigen Bundesligadritten und Dauergastes in den europäischen Wettbewerben zu erzeugen. „Wehklagen nützt nichts“, so Schade. Außerdem will er Maßnahmen entwickeln, um mehr Besucher in die BayArena zu locken.
„Ich bin unglücklich mit dem Zuschauerzuspruch“, sagte er. In naher Zukunft will er es erreichen, dass das 30.000 Besucher fassende Stadion bei Heimpartien zu zwei Drittel ausverkauft ist. Eine elektronische Rundumversorgung mit Internetzugang für alle Zuschauer und einem multimedialen Service sind bereits geplant. Auch um eine Intensivierung der Nachwuchsarbeit und eine Internationalisierung bei der Sponsorensuche will sich Schade kümmern.
Bei der Verpflichtung von neuen Spielern für den Bundesligakader will er der bisherigen Linie treubleiben - Transferausgaben und -erlöse sollen sich die Waage halten. „Unser Geschäftsmodell ist, dass wir für keinen Spieler in die Schulden gehen“, sagte der frühere Journalist Schade, der dennoch mit Bayer 04 zu den Topclubs gehören will. „Man darf sich ambitionierte Ziele stecken und wir haben auch weiterhin den Anspruch, jedes Jahr in einem europäischen Wettbewerb zu spielen.“
Dass Schade sich im Fußball-Alltag zurückhalten will, heißt nicht, er verstehe nicht viel vom Sport. „Ich habe früh beschlossen, dass der Sport mein Leben dominieren soll“, sagte er. Während seines Studiums an der Deutschen Sporthochschule in Köln teilte er ein Zimmer mit dem ehemaligen Bundesliga-Trainer Reinhard Saftig. Und bei der Bayer AG war er als Kommunikationschef auch für die Koordination der Vereine des Konzerns zuständig. „Als ich im Frühjahr gefragt wurde, ob ich Bayer-Geschäftsführer werden will, habe ich deshalb keine Sekunde gebraucht, um mich zu entscheiden“, sagte Schade.