BVB-Sportdirektor: „können Historisches schaffen“
Dortmund (dpa) - Michael Zorc ist neben Trainer Jürgen Klopp einer der Väter des Dortmunder Erfolges. Nach dem 2:0 gegen Mönchengladbach und der zweiten Meisterschaft nacheinander gab der BVB-Sportdirektor im Interview der Nachrichtenagentur dpa einen Einblick in seine Gefühlswelt.
Zorc erläuterte auch die Gründe für den Triumph und wagte einen Ausblick auf das Pokalfinale gegen Bayern München.
Was macht die Stärke des BVB in dieser Saison aus?
Michael Zorc: „Nach dem Titel im Vorjahr und der kleinen Durststrecke in der Hinrunde wurden vom Trainer ein paar Stellschrauben verändert, auch von der Mannschaft selbst. Wir sind auf den Weg zurückgekehrt, der uns im Vorjahr so stark gemacht hat.“
Wann hatten Sie das Gefühl, dass es wieder richtig rund läuft?
Zorc: „Als wir im Winter und im Frühjahr Spiel um Spiel gewannen, haben wir immer mehr Selbstbewusstsein bekommen. Es hat sich ein Gefühl entwickelt, dass wieder etwas geht. Von da an ist die Mannschaft durch die Liga marschiert. Schauen Sie sich die Rückrunde an. Eine einzigartige Leistung. Davor muss man den Hut ziehen.“
Wie spannend war der Samstag für Sie persönlich?
Zorc: „Ein Wechselbad der Gefühle. Die ganze Woche war klar, dass wir gewinnen mussten, um Meister zu werden. Doch wie der Spielverlauf in Bremen war: In der 90. Minute waren wir Meister, in der 91. nicht mehr, weil Ribéry das Siegtor für die Bayern macht. Man muss unseren Spielern ein Riesenkompliment machen. Wie sie mit dem Druck umgegangen sind und unter der Anspannung gewonnen haben, und das in beeindruckender Weise - das war ein Spiegelbild der ganzen Saison.“
Die Topspiele hat alle der BVB dominiert, der Schlüssel zum Erfolg?
Zorc: „Wir haben zuletzt innerhalb von zehn Tagen den Zweiten, den Dritten und den Vierten geschlagen. Es gibt keinen Zweifel. Es gab selten einen verdienteren Meister als in dieser Saison.“
Ist es schöner, dass es schon daheim gegen Gladbach geklappt hat?
Zorc: „Natürlich. Es ist immer schöner, wenn du den Titel vor den eigenen Fans einfahren kannst. Ich bin aber sicher, dass wir es auch nächste Woche in Kaiserslautern geschafft hätten. So ist es aber viel, viel schöner.“
Wenn Sie die beiden Titelgewinne 2011 und 2012 vergleichen, ist dieser werthaltiger?
Zorc: „Einen Erfolg zu bestätigen, ist immer schwerer als einmal Meister zu werden. Es gab viele sogenannte Experten, die uns einen Absturz vorausgesagt hatten, weil wir nicht entsprechend auf dem Transfermarkt tätig gewesen sind und vermeintliche Stars geholt haben. Ich glaube, dass wir absolut den richtigen Weg gegangen sind. Beide Titel waren aber beeindruckend, das ist schwer zu vergleichen.“
Hat sich die Mannschaft weiterentwickelt?
Zorc: „In der spielerischen Klasse hat sie weiter zugelegt. Sie ist reifer geworden. Sie spielt nicht nur Hurrafußball, sondern mit klarem Plan und klarer Strategie. Zweimal hintereinander am 32. Spieltag Meister zu werden - ich weiß nicht, wann es das gegeben hat. Und das trotz eines FC Bayern München, der auch eine hervorragende Saison gespielt hat. Das zeigt unsere wahre Leistungsstärke.“
Nun kommt es im Pokalfinale in Berlin wieder zum Duell mit den Bayern. Wer ist im Vorteil? Der unterlegene Titelkonkurrent, der sich revanchieren will, oder der BVB, für den der Pokal eine Zugabe ist?
Zorc: „Das ist keine Zugabe, sondern eine große Herausforderung. Wir haben jetzt viermal hintereinander gegen die Bayern gewonnen. Wir werden sicher nicht die nächsten zehn Spiele gegen sie gewinnen. Aber es muss ja nicht gleich das fünfte sein, das wir verlieren. Wir bringen die Dinge zu Ende. Wir haben die Chance, Historisches zu schaffen. In unserer Vereinshistorie wurde noch nie das Double geholt. Das können wir jetzt nachholen.“