Lauterns Abschied ohne Tränen
Berlin (dpa) - Der dritte Bundesliga-Abstieg des FCK ist perfekt. Der Sieg in Berlin soll nun zum Neustart werden. Neu-Trainer Balakow war zufrieden und traurig zugleich. Und mit dem jungen Stürmer Andrew Wooten hat der 1. FC Kaiserslautern einen neuen Hoffnungsträger.
Nur Olcay Sahan drückte sein Gesicht minutenlang in den Rasen des Berliner Olympiastadions, seine Kollegen fanden sich schneller mit dem endgültigen Erstliga-Aus ab. „Schlimmer war es am vergangenen Wochenende. Jetzt haben wir uns schon ein bisschen länger auf den Abstieg vorbereiten können“, sagte der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, nachdem sein Club trotz eines 2:1 (2:0)-Sieges bei Hertha BSC nach dem drittletzten Spieltag zum dritten Mal nach 1996 und 2006 aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen war. „Wir waren darauf eingestellt, dass wir es nicht mehr schaffen“, sagte Torschütze Oliver Kirch nach der Partie, „aber wir wollten uns wenigstens mit erhobenem Haupt verabschieden.“
Das gelang dem FCK, so dass es einen Abschied ohne Tränen gab. Auch Mittelfeldmann Sahan war später wieder gefasst: „Abgestiegen sind wir nicht heute. Das Glück, das wir heute hatten, hätten wir vor zwei oder drei Wochen gebraucht, dann wäre es vielleicht anders gelaufen. Aber wir dürfen nicht heulen, so ist Fußball.“ Sekunden nach dem ersten Jubel über den so lange ersehnten Sieg - Lautern hatte zuvor 21 Spiele nicht gewonnen - erreichte die Spieler auf dem Platz das Ergebnis aus Köln und damit die Gewissheit, definitiv nicht mehr erstklassig zu sein.
„Ich habe mich schon oft bei dem Gedanken erwischt, was möglich gewesen wäre“, sagte Kuntz unter dem Eindruck der FCK-Vorstellung in Berlin: „Wir hatten ja ein unglaubliches Chancen-Plus.“ Kirch (27. Minute) und Andrew Wooten (38.) hatten den ersten, wenn auch rechnerisch bedeutungslosen „Dreier“ der Pfälzer seit dem 22. Oktober 2011 herausgeschossen. Der Anschluss der desolaten Hertha durch Peter Niemeyer (60.) vor 51 461 Zuschauern änderte nichts mehr.
„Wir wollten unbedingt die kritische Stimmung drehen, damit wir uns etwas mehr auf die nächste Saison freuen können“, bemerkte Kuntz, der den Neuanlauf in der 2. Liga mit einem Lizenzspieleretat von zehn Millionen Euro plant. In der 1. Liga waren es noch rund 16 Millionen Euro. Die Ticket- und Marketingeinnahmen werden sich halbieren. Entscheidend wird sein, dass der Sportchef bei der Zusammenstellung des neuen Kaders ein gutes Händchen hat. „In der 2. Liga wird der Druck nicht kleiner“, betonte Kuntz. So sieht er die ausstehenden Erstliga-Spiele vor allem als Charaktertest für das jetzige Personal.
Tief durchgeatmet hat auch Trainer Krassimir Balakow nach seinem ersten Sieg als FCK-Trainer nach zuvor fünf Pleiten. „Das war sehr, sehr wichtig für mich, für die Mannschaft, für den Verein, für die Fans“, kommentierte der Bulgare die Überraschung von Berlin. „Auf der einen Seite bin ich zufrieden, auf der anderen traurig.“ Denn eigentlich war Balakow als Nachfolger des beurlaubten Marco Kurz angetreten, um den Absturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. „Das Leben geht weiter“, meinte der FCK-Coach nun.
Die mitgereisten Fans der „Roten Teufel“ waren in Berlin schon zur ersten Versöhnung bereit. Gleich zweimal forderten sie die Lauterer Profis nach dem Abpfiff zum Gang in ihre Kurve auf. „Natürlich ist der Abstieg traurig, aber ich bin froh, dass wir mal wieder gewonnen haben“, sagte Torschütze Wooten. Den Starteinsatz des 22-jährigen Deutsch-Amerikaners, der für den FCK II in der Regionalliga-Saison bislang 20 Treffer erzielte, hatten auch die Fans gefordert. „Was soll ich sagen - unsere Fans haben Recht gehabt“, meinte Trainer Balakow. „Man muss unseren Fans auch zuhören.“