Ribéry in Superform - Frieden mit Robben
Bremen (dpa) - Unbeeindruckt von dem Wirbel um seine Person lief Ribéry in Bremen erneut zu Hochform auf. Mit seinem Siegtor zum 2:1 sorgte er für eine gelungene Generalprobe vor dem Königsklassen-Rückspiel bei Real Madrid.
Für Coach Heynckes ist der Kabinenzoff mit Robben abgehakt.
Franck Ribéry legte nach seiner halbstündigen Gala-Vorstellung den Finger auf die Lippen und drückte seine Faust gegen die von Arjen Robben. Eine Geste, die signalisieren sollte, dass der Kabinenzoff mit dem Niederländer vom Champions League-Spiel gegen Real Madrid ausgeräumt ist - einen Kommentar dazu wollte der abgezockte Franzose aber nicht abgeben. „Es war kein anderer Ribéry heute“, sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer nach dem 2:1 bei Werder Bremen über seinen Mannschaftskollegen, der Robben ins Gesicht geschlagen haben soll. Das Veilchen war immer noch zu sehen.
Für Trainer Jupp Heynckes sind die Streitigkeiten und die angebliche vereinsinterne Geldstrafe von 50 000 Euro für Ribéry vor dem Spiel des Jahres am Mittwoch im Bernabéu kein Thema: „Die Szene spricht ja für sich“, sagte er nach dem Aufeinanderzugehen der nicht gerade pflegeleichten Superstars. „Es gibt immer mal wieder Differenzen in einer Fußball-Mannschaft. Das ist damit gelöst und ich denke, dass beide das damit ad acta legen. Ich hoffe, dass wir uns in Zukunft wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: gut Fußball spielen.“ Und Neuer ergänzte: „Eine Saison ohne Titel ist keine gute Saison. Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat.“
Und das demonstrierte Ribéry - unbeeindruckt von den Schlagzeilen um seine Person - nach seiner Einwechslung beim Stande von 0:1 durch Naldos Tor (51.) eindrucksvoll: Erst zwang er den Brasilianer nach einem Sturmlauf über die linke Seite und einem Highspeed-Pass zum Eigentor (75.), dann ließ er Werders junge Abwehr ganz alt aussehen und drehte die Partie (90.) mit seinem zwölften Bundesliga-Treffer.
„Ribéry ist so überragend, dass immer zwei gegen ihn spielen müssen“, meinte Naldo. Uli Hoeneß genoss den Auftritt des vor Selbstbewusstsein strotzenden 29-Jährigen auf der Tribüne in vollen Zügen. Der Bayern-Präsident weiß, was er an dem Franzosen hat, der zwar als Spaßvogel beliebt ist, durch eine Prostituierten-Affäre und monatelange Querelen in der Nationalmannschaft in der Vergangenheit aber auch schon manche Negativschlagzeile produzierte.
Für Heynckes war der Erfolg seiner erst in der Schlussphase verstärkten B-Elf gegen eine geschwächte Werder-Truppe mehr wert als vorher zugegeben: „Es mag banal klingen, aber der Sieg war wichtig für uns. Wenn man weiß, wie Madrid zu Hause spielen kann, wird es ein schwieriges Unternehmen“, betonte der erfahrene Fußball-Lehrer. Die Madrilenen werden nach ihrem 2:1 im Spitzenspiel beim FC Barcelona mit breiter Brust auflaufen.
Bayern habe aber bewiesen, „dass wir auf Augenhöhe stehen. In solch einem Spiel ist alles möglich, wir fahren mit Selbstbewusstsein nach Madrid. Ich bin eigentlich optimistisch“, gab Heynckes zu Protokoll. Aufgrund der klaren Torchancen sei der Sieg verdient gewesen, fand Thomas Müller: „Die letzte Minute gehört eben auch dazu.“
Ein besonderes Lob kassierte Bastian Schweinsteiger für seinen ersten 90-Minuten-Einsatz nach langer Zeit: „Er hat nach zwei schweren Verletzungen einen Schritt nach vorn gemacht. Ich denke, dass Bastian uns in Madrid helfen wird.“ Seine Übersicht bringe Ruhe ins Spiel der Bayern, die ohne ihre Spitzenkräfte ziemlich ins Schwimmen kamen gegen eine durch Europa-Ambitionen angetriebene Bremer Mannschaft um den umworbenen Claudio Pizarro.
„Ribéry, Gomez und Kroos haben die Klasse, die ein Spiel entscheiden kann“, sagte der Peruaner mit einem Blitzen in den Augen, das andeutete, dass er nach dem Quasi-Europa-Aus kaum an der Weser verweilen wird. Die Gerüchte um Gespräche des 33 Jahre alten Torjägers mit den Münchnern in der kommenden Woche verstummen nicht.