„Callis“ großer Tag: Ex-Freiburger trifft gegen Freiburg
Freiburg (dpa) - Der erste Gang nach dem Schlusspfiff führte Daniel Caligiuri nicht zu den eigenen Mitspielern oder den feiernden Fans des VfL Wolfsburg. Der Mann des Tages tröstete erst einmal die alten Kollegen.
Acht Jahre lang spielte der Linksaußen für den SC Freiburg, er hatte am Samstag viele gute Freunde auf dem Rasen und auch auf der Tribüne zu umarmen. Aber Caligiuri machte sich bei der Rückkehr in die alte Heimat auch ziemlich unbeliebt. Beide Wolfsburger Tore beim verdienten 2:1 (1:0) in Freiburg schoss ausgerechnet er.
„Einerseits tut das weh“, sagte der 26-Jährige. „Aber andererseits freut es mich natürlich auch, dass für mich persönlich endlich der Knoten geplatzt ist. Wir haben gewonnen - und das zählt.“
Caligiuri wechselte 2013 für 2,5 Millionen Euro vom SC zum VfL. Seine Geschichte erzählt auch viel darüber, warum sein alter Verein nach acht Bundesliga-Spielen noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet und sein neuer sich gerade „oben festsetzt“, wie Trainer Dieter Hecking nach dem dritten Sieg in Serie erfreut feststellte.
Die Freiburger verlieren regelmäßig ihre besten Spieler. Vor einem Jahr waren das Max Kruse und eben Caligiuri, in diesem Jahr Torwart Oliver Baumann und Weltmeister Matthias Ginter.
Die Wolfsburger dagegen haben in der gleichen Zeit mit so viel Geld wie Augenmaß eines der ausgeglichensten Teams der Liga aufgebaut. Im offensiven Mittelfeld hat Hecking jede Woche die Wahl zwischen Kevin de Bruyne, Vieirinha, Aaron Hunt, Maximilian Arnold, Ivan Perisic und eben Caligiuri. „Es ist bezeichnend, dass Calli das Spiel gegen uns entscheidet. Bisher war er doch meist nur Einwechselspieler“, klagte SC-Trainer Christian Streich. „Schauen Sie sich doch nur mal die Ersatzbank von Wolfsburg an. Wen die alles eingewechselt haben und wer bei denen gar nicht erst dabei war. Das ist Wahnsinn.“
Genau diese Breite im Kader ermöglicht es Hecking, ständig ohne großen Qualitätsverlust zu variieren. Am Samstag war Caligiuri der Mann des Spiels. Am Donnerstag im wichtigen Europa-League-Spiel bei FK Krasnodar könnte es zumindest laut Sportchef Klaus Allofs auch wieder Nicklas Bendtner sein, „der die entscheidenden Tore schießt“. Der neue Stürmer stand in Freiburg nicht mal im 18-köpfigen Aufgebot.
Auch Caligiuri spielte am Samstag nicht nur deshalb, weil er das Schwarzwald-Stadion so gut kennt. „Der Grund war, dass Calli seit drei Wochen überragend trainiert“, erklärte Hecking. „Er hat so viele Tore geschossen und ist an so vielen Gegenspielern vorbeigezogen, dass es für mich die logische Konsequenz war, ihn zu bringen.“
Aus alter Verbundenheit traute sich der frühere Freiburger kaum, den ersten Doppelpack seiner Bundesliga-Karriere ausgiebig zu feiern. Nach seinem ersten Tor (8.) hob er geradezu entschuldigend beide Arme. Nach dem zweiten (66.) grüßte er ein paar alte Freunde auf der Tribüne. Caligiuri machte eine Hobelgeste - genauso hatten sie früher in der Jugend in Villingen-Schwenningen immer gemeinsam ihre Tore bejubelt.
Klaus Allofs meinte hinterher trocken: „In Freiburg war er eine feste Größe, in Wolfsburg ist der Konkurrenzkampf viel größer. Um auch hier diese Anerkennung zu kriegen, helfen solche Tore natürlich weiter.“
Aber ganz so nüchtern konnte Caligiuri das nicht sehen. Gerade für Streich („Ihm habe ich sehr, sehr viel zu verdanken“) tut ihm die augenblickliche Misere des Sport-Clubs sehr leid. Der impulsive Trainer förderte ihn in Freiburg schon in der A-Jugend und später auch bei den Profis. Am Samstag blieben Streich aber nur noch das 1:2 durch Sebastian Kerk (90.+1) und ein paar aufmunternde Worte seines früheren Lieblingsschülers. „Es noch nichts vorbei hier“, sagte Caligiuri. Dann verschwand er in der Kabine seines neuen Vereins.