„Club“ sendet Lebenszeichen und wartet auf Mister X
Frankfurt/Main (dpa) - Es gab Tage in den vergangenen zwei Wochen, da war Martin Bader einfach nur noch genervt. Die ständigen Fragen nach dem künftigen Trainer machten dem Nürnberger Sportdirektor das Leben schwer.
Statt Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern des entlassenen Michael Wiesinger zu führen, wurde Bader immer wieder mit neuen Namen konfrontiert. Am Samstag wirkte der 45-Jährige dagegen erstaunlich aufgeräumt. Geduldig meisterte er den Interview-Marathon nach dem verdienten 1:1 (0:0) bei Eintracht Frankfurt, mit dem die Franken das erhoffte Lebenszeichen nach dem 0:5-Debakel gegen den Hamburger SV gesendet hatten.
Auch bei der Trainersuche sieht sich Bader endlich am Ziel. „Ich hoffe, dass wir es wirklich bis Anfang der Woche hinbekommen“, sagte Bader in den Katakomben der Commerzbank-Arena. Wie stets kommentierte er keine Namen, aber die Tendenz geht nun wohl doch zu Marcel Koller. Der österreichische Nationaltrainer gilt seit der Absage von Christian Gross als Favorit, zierte sich aber zwischenzeitlich. Sein Vertrag beim ÖFB-Team läuft noch bis Ende des Jahres. Im Rennen ist zudem noch der Niederländer René Meulensteen.
„Es ist schon so, dass wir in die Tiefe gearbeitet haben und jetzt irgendwann am Boden angekommen sind. Jetzt geht es nur noch darum, wann, welche Entscheidung die richtige für den 1. FC Nürnberg ist“, sagte Bader. Der Sportdirektor verteidigte noch einmal seine Vorgehensweise, sich bei der Trainersuche die nötige Zeit zu lassen. „Manchmal ist es auch vernünftig, ein paar Gesprächsrunden mehr zu führen und sich nicht von der schnelllebigen Zeit leiten lassen.“
Baders Vorhaben, dem Wunschkandidaten mit einer guten Leistung der Mannschaft in Frankfurt den Job im Frankenland schmackhaft zu machen, dürfte aufgegangen sein. Denn obwohl der Tabellen-16. auch in Frankfurt zunächst ausnahmslos defensiv agierte, zeigte die Reaktion nach dem 0:1 durch Frankfurts Torjäger Vaclav Kadlec (50. Minute), dass in der auch nach neun Spieltagen weiter sieglosen Mannschaft noch Leben steckt. Der eingewechselte Josip Drmic belohnte die Nürnberger Bemühungen in der 86. Minute mit dem Ausgleich und damit auch den Mut von Interimscoach Roger Prinzen.
„Roger hat einen herausragenden Job gemacht“, kommentierte Bader. Eine Chance auf Dauerbeschäftigung hat Prinzen dennoch nicht. Nach dem gescheiterten Experiment mit dem unerfahrenen Wiesinger will der Sportdirektor einen erfahrenen Mann auf der Kommandobrücke. Fachliche Kompetenz, Menschlichkeit, Identifikation und Persönlichkeit nannte Bader als Kriterien für den neuen Coach. „Es zeichnet Trainer, die länger bei einem Verein arbeiten, eigentlich immer aus, dass sie all diese Facetten vereinen“, erklärte Bader. „Und so einen versuchen wir, für den 1. FC Nürnberg zu bekommen.“
Die Mannschaft wäre froh, wenn rechtzeitig zur Vorbereitung auf die Partie beim VfB Stuttgart endlich der neue Chef gefunden ist. „Es war für die Mannschaft keine einfache Situation. Der Trainer wird entlassen, der neue ist noch nicht gefunden, der Interimscoach ist auch ein paar Tage nicht da. Ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagte Torwart Raphael Schäfer. Doch wenn die Anzeichen des entspannt wirkenden Martin Bader nicht trügen, haben Schäfer und Co. bald einen neuen Boss.
Bei den Frankfurtern verdichten sich dagegen die Anzeichen, dass die Spieler die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal doch nicht so leicht wegstecken. Zum dritten Mal in Serie kassierten die Hessen in den Schlussminuten noch den Ausgleich. Statt mit drei möglichen Siegen in die obere Tabellenhälfte zu klettern, hängt die Eintracht im tristen Tabellenmittelfeld fest. „Wir haben das Ergebnis am Ende nur noch verwaltet“, monierte Eintracht-Coach Armin Veh.