„Du und die Werkself“: Leverkusen wirbt um neue Freunde
Leverkusen (dpa) - „Du und die Werkself“ - mit diesem Slogan geht Bayer Leverkusen seit Ende Januar in die Werbeoffensive um neue Freunde.
„Wir wollen als jung, emotional, familienfreundlich und auch liebenswert wahrgenommen werden“, erklärte Bayer-Fußballchef Michael Schade, Nachfolger des im Herbst 2013 ausgeschiedenen Wolfgang Holzhäuser, bei der Präsentation der Aktion, die allenthalben sichtbar ist.
Auf dem Mannschaftsbus prangen 1500 Fan-Fotoporträts, die Wuppertaler Bahn schwebt mit Bayer-Grafik durch das Tal („Spitzenfußball: nur 30 Kilometer entfernt“). In und um Leverkusen machen Großflächenposter an mehr als 1100 Stellen auf das engagierte Anliegen aufmerksam. Ergänzt wird der Image-Feldzug beispielsweise mit Kino- und Radiospots und zwei Gelenkbussen eines regionalen Verkehrsunternehmens - Bayer will positive Stimmung erzeugen.
Tut's not? Unter dem Bayer-Kreuz meint man eindeutig ja! Denn schon Ende November platzte Sportchef Rudi Völler der Kragen. Nach dem 0:5 im Champions-League-Gruppenspiel gegen Manchester United echauffierte sich Völler wegen harscher Kritik und hielt eines klar fest: „Die Mannschaft hat es nicht verdient, so behandelt zu werden.“ Schließlich sei das Team von Trainer Sami Hyypiä kein No-Name-Ensemble. Völler monierte seinerzeit: „Wir sind ein absoluter Topclub.“ Und das, so meinen sie in Leverkusen, müsse irgendwie intensiver vermittelt werden.
„Da muss man einfach Flagge zeigen“, schilderte Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink einen der Hintergründe für die Aktion: „Wir strecken dem Fan, der noch keiner ist, die Hand hin und sagen: Probier's doch mal mit uns. Komm' doch mal zu Bayer. Wir wollen eine etwas andere, sympathische Familie sein.“
Völler erkennt nicht erst seit der neuen Aktion einen positiven Effekt beim UEFA-Pokalsieger von 1988. Noch in den 80er Jahren hätten Bayer-Spieler das Vereinsemblem mit der Hand verdeckt. „Heute laufen die Fans mit breiter Brust durch Köln“, konstatierte Völler.
Die neue Offerte richtet sich gezielt in die Region rings um Leverkusen. Solingen, Remscheid, Wuppertal, Bergisch Gladbach, Bonn - dort sollen laut Schade „neutrale Fans“ rekrutiert werden. Schades primäres Ziel: Zwei Drittel der Heimspiele sollen ausverkauft sein. Denn Bayer 04 stehe, so Schade, „für Spitzenfußball in einem tollen Stadion. Die Mannschaft um Trainer Sami Hyypiä hat es zudem verdient.“
Eines indes wissen die Macher wie Völler, Schade und Sprink ganz genau: Die Aktion wird wohl nur dann nachhaltig Erfolg zeitigen, wenn langfristig auch die Ergebnisse stimmen. Das war in jüngster Vergangenheit nicht der Fall: Inklusive des Pokal-Ausscheidens gegen den Zweitligisten aus Kaiserslautern gab es zuletzt in sieben Pflichtbegegnungen fünf Niederlagen.
Ob es da hilft, dass theoretisch jeder BayArena-Besucher mit einer kostenlosen Smartphone-App Liveticker, Statistiken in Echtzeit oder entscheidende Spielszenen nicht nur im Stadion verfolgen kann? Die Zukunft wird es weisen - und wenn „Vizekusen“ endlich einmal deutscher Meister ist, wird sich die „Ausverkauft“-Prämisse wohl von selbst ergeben. Bis dahin, so verspricht Schade, sollen sich Jung und Alt in der BayArena einfach nur wohlfühlen und mitfiebern. Sprink: „Man kann ja versuchen, sich zu empfehlen. Wir verstehen das Ganze als Angebot.“