Eintracht nimmt Anti-Pyro-Paragraf in Satzung auf
Frankfurt/Main (dpa) - Eintracht Frankfurt hat ein klares Bekenntnis gegen Gewalt und Pyrotechnik im Stadion abgelegt. Nach einer kontroversen Diskussion und teilweise chaotischen Abstimmung nahm der Verein als erster Fußball-Bundesligist einen Anti-Pyro-Passus in seine Satzung auf.
Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stimmte eine nötige Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Änderung des Paragrafen 7: „Der Verein und seine Mitglieder stehen für eine lebendige und friedfertige Fankultur und lehnen daher die Gefährdung anderer Stadionbesucher, z.B. durch den Einsatz nicht genehmigter Pyrotechnik, ab“, heißt es dort ab sofort.
„Eine klare Positionierung ist in dieser Frage angebracht“, sagte Vizepräsident Dieter Burkert. Die Eintracht steht spätestens seit dem ersten Rückrunden-Spieltag unter besonderer Beobachtung, als Frankfurter Fans während der Partie bei Bayer Leverkusen für eine Spielunterbrechung sorgten. „Wenn man sieht, was wir durch diese Situation an Geld verloren haben. Wenn man sieht, wie das auch unserem Ansehen schadet. Dann muss man sagen: Man erwartet von uns ein klares Signal. Das ist absolut nötig“, sagte auch Reinhard Gödel, Aufsichtsratsmitglied der Fußball AG.
Die Vertreter der verschiedenen Fan- und Ultra-Gruppierungen waren bei der Versammlung im Casino der Frankfurter Stadtwerke in der Unterzahl. Trotzdem gelang es ihnen, die Diskussion über den Anti-Pyro-Paragrafen durch laute Zwischenrufe zu emotionalisieren und die Abstimmung darüber noch einmal zu wiederholen.
Zunächst waren lediglich 112 von 416 Stimmberechtigten gegen eine Satzungsänderung. Die Fans protestierten dagegen, dass Nicht-Nein-Stimmen und Nicht-Enthaltungen automatisch als Ja-Stimmen gewertet wurden und erreichten eine neue Abstimmung. Dabei votierten 268 von nur noch 411 Anwesenden für die Anti-Pyro-Erklärung. „Es war klar, dass das hier kein Spaziergang wird“, meinte Vorstandsmitglied Axel Hellmann. „Das zeigt aber, dass wir ein lebendiger Verein sind.“
Zu den Kritikern einer Satzungsänderung gehörten ausgerechnet zwei prominente Eintracht-Mitglieder: Die Sportfunktionärin und frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer, Sylvia Schenk, und der Leiter der deutschlandweiten Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), Michael Gabriel. „Ein solches Bekenntnis an so exponierter Stellung in die Satzung aufzunehmen, ist ein Armutszeugnis und kein positives Signal“, sagte Schenk. „Wer meint, dass er damit an der Realität irgendetwas ändert, der macht sich selber etwas vor.“
Gabriel verwies genau wie Schenk darauf, dass der Gesamtverein Eintracht Frankfurt nicht nur aus den Profifußballern, sondern aus insgesamt 16 Abteilungen besteht. Pyrotechnik und Fangewalt seien aber ein spezifisches Problem der ausgegliederten Fußball AG. „Ich habe Bauchschmerzen bei der Geschichte“, meinte Gabriel. „Es wäre genauso angebracht, etwas gegen Doping in die Satzung aufzunehmen.“
Auftrieb erhielten die Befürworter einer Satzungsänderung am Ende durch das klare Bekenntnis des Leiters der Fan- und Förderabteilung. „Das ist nicht blinder Aktionismus, sondern eine wohl überlegte Antwort auf die öffentliche Hysterie“, sagte Stefan Minden. „Wir müssen versuchen, das Problem Pyro innerhalb des Fußballs zu lösen.“