Ende der Ära Tuchel beschert Mainz 05 unruhige Tage
Mainz (dpa) - Das überraschend disharmonische Ende der Ära von Thomas Tuchel zwingt den FSV Mainz früher als erwartet zum Handeln.
Ungewollt muss sich der Fußball-Bundesligist und Europa-League-Qualifikant jetzt mit der zweiten Zeitenwende nach den prägenden Abschnitten unter den Trainern Jürgen Klopp und Tuchel beschäftigen. „Der Plan B liegt in der Schublade. Er war aber für 2015 vorgesehen, nicht für 2014. Wir wollten uns in Ruhe vorbereiten“, sagte Manager Christian Heidel zu der auf einmal nötig gewordenen Trainersuche.
Handeln ist das Gebot der Stunde für Heidel. Ein neuer Mann muss her - und zwar schnell. Erste Namen geistern durch die Medien. Der „Kicker“ (Montag) sieht den Dänen Kasper Hjulmand in aussichtsreicher Position. Der 42-Jährige trainiert seit 2011 den dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland. Auch der Name Thorsten Lieberknecht fällt, doch hat der gerade erst seinen Vertrag beim Erstliga-Absteiger Eintracht Braunschweig bis 2017 verlängert. Als interne Lösung bietet sich U23-Coach Martin Schmidt an.
Genau ins Mainzer Beuteschema passt der frühere 05-Profi David Wagner. Der 42-Jährige trainiert den Nachwuchs von Borussia Dortmund in der 3. Liga und ist in seiner Arbeit stark beeinflusst von seinem Chef Klopp, mit dem er eng befreundet ist. „Wir verpflichten nur einen Trainer, der die Mainzer Philosophie mitlebt und verinnerlicht. Das schränkt den Kreis der Kandidaten ein“, erklärte Heidel. Der unweit von Mainz in Geinsheim aufgewachsene Wagner passt zu den 05ern, steht aber in Dortmund noch bis Juni 2017 unter Vertrag. Bei den guten Beziehungen beider Clubs dürfte ein Wechsel verhandelbar sein. Dass Wagner bisher nur in der Jugend und der 3. Liga arbeitete, ist - siehe Tuchel - für Heidel kein Problem.
Teammanager Axel Schuster wartet händeringend auf den neuen Chef. „Seit vier Wochen konnte ich nichts mehr vorbereiten“, sagte der 41-Jährige. Fest steht bisher nur, dass die Mainzer Profis am 16. Juni mit der Vorbereitung auf die neue Saison starten. „Inhalte und Trainingslager würden wir gerne mit dem neuen Trainer abstimmen“, meinte Schuster. Auch die nötigen Verstärkungen sollen gemeinsam gesucht und verpflichtet werden. Vor allem ein Nachfolger für den Tschechen Zdenek Pospech wird gesucht. Doch auch im Angriff besteht Handlungsbedarf, falls Eric Maxim Choupo-Moting den Verein verlässt.
Der Konflikt zwischen Tuchel und Mainz 05 schwelt unterdessen weiter. Auf die einfachste Lösung - der 40-Jährige nimmt ein Jahr unbezahlten Urlaub - konnten sich beide Parteien bisher nicht einigen. Sollte er in dieser Zeit wieder Lust an der Arbeit finden, müsste der FSV die Genehmigung erteilen. Für Heidel stand lange fest, dass Tuchel die 05-Mission 2015 nach dann sechs Jahren beenden würde. Die Gründe für den Rückzug mögen nachvollziehbar sein, die harte Haltung der Mainzer, den bis 2015 laufenden Vertrag nicht aufzulösen, ebenfalls.
Die Leistungen des Ex-Trainers bleiben unbestritten, in der „Tuchel- Tabelle“ der vergangenen fünf Jahre rangieren die 05er auf dem fünften Platz hinter den Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen. Als „Zerstörer“ der heilen Mainzer Welt wird Tuchel aber nicht ewiger Liebling der 05er bleiben. Das bleibt allein Jürgen Klopp.