Großbaustelle Wolfsburg: Helmpflicht für Magath?
Sinsheim (dpa) - Der VfL Wolfsburg bleibt für Felix Magath, den einstigen Architekten des Erfolgs, eine Großbaustelle. Nach der 1:3 (0:2)-Niederlage bei 1899 Hoffenheim hatte der 58-jährige Fußball-Trainer und -Manager keine Lust auf tiefschürfende Analysen und flüchtete sich in knappe Kommentare.
Die Gründe für den ernüchternden 14. Tabellenrang? „Weil wir so viel verloren haben. Heute haben wir die Gelegenheit verpasst, uns weiter nach vorne zu schieben. Von daher müssen wir uns weiter hinten anstellen und hinterherlaufen.“
Magath hat zwar mit 13 Neuzugängen ein kostspieliges Gerüst von erfahrenen Bundesliga-Profis, doch das wackelt überall. Und eine tragende Säule fehlt ihm auch im Tor: Der formschwache Diego Benaglio fehlte wegen einer Daumenverletzung, für seinen Schweizer Landsmann Marwin Hitz kam es einen Tag vor seinem 24. Geburtstag knüppeldick: Beim 0:1 durch einen „Sonntagsschuss“ (Magath) von Ryan Babel (20. Minute) tauchte der Keeper zu spät in die Torwartecke ab.
In der 80. Minute sah Hitz zur Verblüffung der 26 850 Zuschauer und 22 Spieler die Rote Karte von Marco Fritz aus Korb. „Er sagt, er hat was in den Raum gerufen, und das hat der Schiedsrichter scheinbar als Beleidigung aufgefasst“, meinte Magath später.
Der Übeltäter trug auch am Sonntag nur bedingt zur Aufklärung bei. „Ich werde nicht sagen, was ich gesagt habe“, erklärte Hitz nach dem Training an einem für ihn traurigen 24. Geburtstag zu Mutmaßungen, er habe Fritz als „Vollidiot“ bezeichnet. Der Schweizer bestand aber darauf, kein „Schimpfwort“ benutzt zu haben. Gleichwohl kündigte er eine Entschuldigung beim Unparteiischen an.
Die Wolfsburger hatten schon dreimal gewechselt und suchten hektisch wie ein Bautrupp, vor dem sich unerwartet eine Grube auftat, einen Keeper unter den Feldspielern. Innenverteidiger Marco Russ hielt schon das weiße Torwart-Trikot in den Händen, wehrte aber verzweifelt ab. Da Japaner höfliche Menschen sind und ungern Nein sagen, streifte sich dann Makato Hasebe die Handschuhe über.
„Ich war für Hasebe. Die Japaner sind sehr diszipliniert und können auf jeder Position spielen“, meinte Magath, landete damit aber keinen Lacherfolg bei der Pressekonferenz. Gegen den 1. FC Kaiserslautern am nächsten Samstag muss Magath möglicherweise Oldie André Lenz (37) zwischen die Pfosten schicken.
Roberto Firmino, der schon das 2:0 (23.) erzielt hatte, schenkte dem armen Hasebe noch einen ein (85.). Dazwischen hatte Ashkan Dejagah (67.) für die uninspiriert auftretenden Wolfsburger getroffen. Wenigstens Stürmer Srdjan Lakic sprach Klartext: „Wir haben scheiße gespielt und wenig Aktionen nach vorne gehabt.“
Die hatten dafür die Hoffenheimer, allen voran der wuselige Firmino und der wuchtige Babel: Der Brasilianer und der Niederländer haben nun vier Tore auf ihrem Konto, und die Nordbadener legten in ihrer vierten Erstliga-Saison mit 12 Punkten und 12:5 Toren ihren bisher besten Saisonstart hin. „Das ist eine Momentaufnahme, mehr nicht“, warnte Schlussmann Tom Starke.
Holger Stanislawski hatte noch auf dem Rasen die Devise ausgegeben: Ball flachhalten. Und die Tabelle? „Genauso wenig, wie ich einzelne Spiele hoch hänge, hänge ich Platz vier hoch“, sagte der neue Coach. „Wir haben schon noch einige Luft nach oben. Da schlummert noch Potenzial.“ Magath sollte sich beim Meister von 2009 vielleicht einen Bauhelm aufsetzen, bei den vielen Einschlägen. „Bei uns schlummert auch noch viel Potenzial - genau wie bei Hoffenheim“, meinte er und fügte am Sonntag hinzu: „Wir müssen einfach Geduld haben.“