Hecking spendet der alten Heimat einen Punkt
Nürnberg (dpa) - In alter Verbundenheit analysierte Dieter Hecking treffend die sportliche Krise beim 1. FC Nürnberg.
„Du musst halt jetzt mal einen Dreier machen, mit Unentschieden kommt man nicht von der Stelle“, betonte der langjährige Coach der Franken. Dabei diente auch der 49-Jährige selbst nur halbwegs als Glücksbringer: Bei der Rückkehr in die alte Heimat überließ er mit seinem VfL Wolfsburg dem „Club“ beim 1:1 (1:0) zwar einen Punkt, nicht aber den erhofften Sieg.
„Insgesamt ist das Unentschieden das beste Ergebnis“, urteilte er. „Ich weiß, dass ich hier viele Freunde habe, die mir alles Gute wünschen, genau wie ich dem Club immer noch alles Gute wünsche.“ Nach seinem überraschenden Abschied aus Nürnberg vor elf Monaten peilt Hecking in Wolfsburg mit viel Geld im Hintergrund und enormer spielerischer Klasse auf dem Platz jetzt größere Erfolge an, als das beim FCN möglich war. Ganz abgeschlossen mit seinem alten Arbeitgeber hat er dennoch nicht.
„Ich wünsche dem Club, dass die Spiele endlich auch mal wieder in einem Sieg münden, dass sie die Erfolgserlebnisse haben, die sie brauchen“, gestand er. Der Neu-Wolfsburger weiß um die Probleme: Mit den Franken spielte er immer vorrangig gegen den Abstieg; mit den in der Fußball-Bundesliga momentan fünftplatzierten Niedersachsen darf er stattdessen auf den Europapokal hoffen. Doch trotz Diego, Luiz Gustavo und anderer Millionen-Kicker fehlt es noch immer an Konstanz.
Nach zuletzt vier Siegen am Stück schaffte es Heckings Team in Nürnberg nicht, die große Überlegenheit zum fünften Dreier in Serie zu nutzen. „Das zeigt uns, dass wir nicht zu viel träumen dürfen. Es ist alles schon gut, aber noch nicht sehr gut“, urteilte Hecking und erkannte abseits aller Harmonie: „Ohne meinen Freunden in Nürnberg wehtun zu wollen, aber es hätte nur einen Sieger geben dürfen, uns nämlich. Wir haben zu viele Chancen liegen lassen.“
Allein Diego hätte bei seinem Comeback nach überwundenem Muskelfaserriss zweimal treffen müssen, als ihm allein vor dem Tor die Nerven versagten. So konnte Daniel Ginczek (72. Minute) die hoch verdiente VfL-Führung durch Maximilian Arnold (39.), eingeleitet vom Brasilianer, noch egalisieren. Auch ansonsten überragte der kleine Spielgestalter mit Raffinesse wie Ballbehandlung und demonstrierte damit Qualitäten, die den weiter sieglosen Franken völlig fehlen.
„Der VfL hat eine hohe individuelle Klasse. Aber wenn du die drei Topverdiener von Wolfsburg nimmst, kannst du damit den ganzen 1. FC Nürnberg bezahlen“, analysierte FCN-Kapitän Raphael Schäfer. Durch das achte Remis im 13. Spiel bescherten die Franken ihrem neuen Coach Gertjan Verbeek immerhin den ersten Heimzähler und schoben sich zugleich wieder vor Eintracht Braunschweig auf Platz 17 vor.
Der Abstand zum Relegationsplatz wächst allerdings ebenfalls - schon drei Punkte trennen den FCN vom SC Freiburg. „Das 1:1 war heute das Maximum für uns“, bilanzierte der niederländische Trainer mit Rod-Stewart-Gedächtnisfrisur, „es wird noch ein langer Weg sein.“
Vier Partien sind es nur noch bis zur Winterpause. Dabei treffen die Franken gleich auf zwei Champions-League-Teilnehmer - am kommenden Samstag müssen sie bei Bayer Leverkusen ran und am 21. Dezember kommt der FC Schalke. Insofern zielte auch Markus Feulners Durchhalteparole („Dann müssen wir die Punkte halt nächste Woche holen“) realistisch betrachtet etwas ins Leere.