Hertha-Fans erwarten Dardai-Bonbon - „Sehr geiler Job“
Berlin (dpa) - Viel Zeit oder gar Muße bleibt Hertha-Retter Pal Dardai nicht. Bei der Mitgliederversammlung am 26. Mai erwarten die Fans des Hauptstadtclubs von Manager Michael Preetz das offizielle Bonbon, dass es nun mit Rekordspieler und Liebling Dardai als festem Chefcoach weitergeht.
„Der Trainer hat frischen Wind reingebracht. Weg vom Negativen hin zum Positiven“, betonte Kapitän Fabian Lustenberger und schloss an: „Natürlich hat Pal Dardai die Chance verdient, auch im nächsten Jahr der Trainer zu sein.“
Auch der Negativlauf im Saison-Endspurt mit sieben sieglosen Partien und einige Skepsis bei Dardai selbst werden das von Preetz bereits vor Wochen angekündigte Szenario wohl nicht mehr ändern, dass der Retter bei Hertha eine Chance als Dauerlösung bekommen und ergreifen wird. In den 15 Spielen als Interimschef hat der 39 Jahre junge Dardai bereits die Gefahren und den Stress des Jobs zu spüren bekommen. „Es ist auch eine große Belastung - auch für meine Familie, die Mannschaft von Platz 17 herauszuholen“, sagte der Ungar: „Aber natürlich ist es ein sehr geiler Job und sehr schön. Man wird sehen.“
Nur die um neun Treffer bessere Tordifferenz gegenüber dem HSV verhinderte am Ende die Abstiegs-Relegation. Das 1:2 zum Saisonende bei 1899 Hoffenheim verärgerte Dardai erneut. Nach dem 0:0 gegen Köln sechs Spieltage vor dem Abschluss hätten sich einige seiner Profis wohl zu sicher gefühlt, mutmaßte Dardai: „Danach ist was passiert. Das ist auch eine Mentalitätssache. Danach haben wir nachgelassen. Das hat man auch während des Trainings gespürt.“ Nur einen einzigen Punkt holte Hertha in den letzten fünf Spielen noch.
Einzelgespräche hat Dardai angekündigt für die wenigen Stunden bis zum Urlaub vieler Spieler, um Ursachen und Perspektiven auszuloten. Der Trainer-Novize will sicher auch von Preetz wissen, wie die Kaderplanungen für die kommende Spielzeit stehen. „Ab Mittwoch gehen wir das genauso an. Mit Pal Dardai“, hatte der Manager in der ARD bereits nach dem letzten Ligaspiel in Hoffenheim bemerkt. Roy Beerens hatte die Führung von Anthony Modeste zwar ausgeglichen, aber Roberto Firmino besiegelte Herthas 17. Saisonpleite.
Das Saisonziel „Etablierung“ hat Hertha nicht erreicht. Es regierten vor allem Krampf, Kampf, Notmaßnahmen und Glück. „Etablierung ist natürlich ein Prozess, keine Momentaufnahme“, erklärte Preetz, räumte jedoch ein, dass am Ende einer schwachen Saison nur der Klassenverbleib zählte: „Wir sind wahnsinnig froh, dass wir jetzt das dritte Jahr hintereinander Bundesliga spielen.“
Jetzt kann es einen neuen Anlauf zur Etablierung geben, nachdem die Transferpolitik des Vorjahres in größeren Teilen nicht aufgegangen ist. Korrekturen sind allerdings schwer, denn außer Marcel Ndjeng haben alle Profis inklusive der Problemfälle John Heitinga, Ronny, Jens Hegeler oder auch Salomon Kalou laufende, gut dotierte Verträge.
Als Tabellen-17. hatte Dardai die Berliner von Jos Luhukay übernommen, mit sieben Partien ohne Niederlage den Absturz abgewendet. Als 15. ging seine Mannschaft aus einer schwierigen Saison. Bisher besitzt Herthas Rekordspieler nur einen unbefristeten Vertrag als Jugendtrainer und Nachwuchs-Koordinator.
Geklärt werden muss auch sein Paralleljob als ungarischer Nationaltrainer. „Von einer Baustelle zur nächsten Baustelle“, kommentierte Dardai diesen Aspekt. Am 13. Juni steht für Ungarn noch das EM-Qualifikationsspiel in Finnland an, als Tabellen-Dritter liegen die Magyaren noch aussichtsreich im Rennen um ein Frankreich-Ticket. Deshalb sieht Dardais Urlaubsplan derzeit so aus: „Fünf, sechs Tage mit der Familie sind schon drin.“