Hoffenheim will Nationalkeeper Wiese
Zuzenhausen (dpa) - 1899 Hoffenheim will unbedingt Nationaltorwart Tim Wiese unter Vertrag nehmen und gibt damit seine von Mäzen Dietmar Hopp ausgerufene Sparpolitik auf.
„Es ist noch nix perfekt, aber wenn so ein Spieler auf dem Markt ist, dann müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um ihn zu kriegen“, sagte Trainer Markus Babbel und bestätigte damit erstmals das Interesse des nordbadischen Fußball-Bundesligisten an dem Bremer Keeper. Der 30-jährige Wiese kündigte derweil an: „Ich habe weiterhin Zeit und werde mir alles anhören.“
Nachdem der Herbstmeister von 2008 und derzeitige Tabellenneunte zuletzt seine Ansprüche auch angesichts von sportlichen Problemen zurückgeschraubt hatte, greift der Club nun plötzlich an. „Wir wollen mit Hoffenheim international spielen“, sagte Babbel. „Mein Ziel ist es, irgendwann in die Champions League zu kommen.“ Zuletzt hatte 1899 die Verträge mit den Großverdienern Sejad Salihovic und Tobias Weis bis 2016 verlängert, dazu Matthieu Delpierre vom VfB Stuttgart verpflichtet. „Ich will früher höher hinaus, als es bisher der Fall war und mit dem Verein und der Mannschaft ist das auch zu schaffen“, erklärte Babbel unumwunden.
Im Fall Wiese gebe es noch keine Unterschrift, auch noch kein Angebot, nur Interesse. Wieses Vertrag bei Werder läuft zum Saisonende aus. Der Schlussmann selbst hatte von „mehreren Angeboten aus dem Ausland“ gesprochen und davon, dass er davon ausgehe, „wieder Champions League zu spielen“. Auf die Frage, wie das mit Hoffenheim zusammenpasse, sagte der sechsmalige Nationalspieler: „Ich kann mir trotzdem alles anhören.“
Die 1899-Anhänger wetterten in den Internetforen gegen eine Verpflichtung Wieses. Denn Tim Starke, die bisherige Nummer 1, ist nicht nur Publikumsliebling, sondern auch Vize-Kapitän und Leistungsträger. „Jeder Mensch hat gern Unterstützung und Vertrauen, es ist leider nicht immer möglich“, sagte der konsternierte Keeper im SWR. „Das Geschäft ist hart, ich hab Vertrag bis 2013 und werde alles geben für Hoffenheim, so wie ich es immer getan habe.“
Babbel sagte, er wolle den Konkurrenzkampf, „um die Mannschaft besser zu machen“, und meinte: „Die Fans haben natürlich das Recht, ihre Meinung zu sagen. Die Empörung wird sich legen.“ Auch die Transferpolitik verteidigte der 39-jährige Coach: „Wir machen keine verrückten Sachen. Wir wollen den Kader verkleinern.“
Er verwies darauf, dass die Neuzugänge Delpierre und Stephan Schröck (SpVgg Greuther Fürth) ablösefrei kommen. Bei Wiese wäre dies auch der Fall. Allerdings verdient der Nationaltorhüter nach Medienangaben etwa 2,5 Millionen Euro im Jahr. Angesichts der vielen guten jungen Torhüter in Deutschland wird der Noch-Bremer allerdings nach der Europameisterschaft um seinen Status in der DFB-Auswahl kämpfen müssen.