HSV mutlos und naiv gegen freche Augsburger
Hamburg (dpa) - Konzeptlos und naiv, nervös und ohne Courage: Der Hamburger SV fiel beim 0:1 (0:1) gegen den FC Augsburg wieder in alte Schwächen zurück. Selbst Trainer und Spieler waren von ihrer eigenen Leistung schockiert.
Der ernüchternde Auftritt zeigte deutlich, dass es ohne Spielmacher Rafael van der Vaart auf Dauer nicht funktioniert. „Das ist ein schlechter Tag für den HSV. Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Trainer Bert van Marwijk und drückte damit das allgemeine Stimmungsbild aus.
Von der ersten Minute an war seine Mannschaft unterlegen. Keine schlüssige Strategie, keine Aggressivität, dafür immer wieder unnötige Abspielfehler. Es waren die schlechtesten 90 Minuten unter dem Fink-Nachfolger. „Unvergleichbar mit den letzten Spielen. Wir waren naiv in den Zweikämpfen, kamen immer zu spät und hatten nie den Mut, den Gegner in Eins-gegen-Eins-Situationen richtig anzugehen. Es ist schwer, das zu analysieren“, analysierte der ehemalige Bondscoach schonungslos.
Möglicherweise stand die Mannschaft nach dem Schicksalsschlag ihres Kapitäns van der Vaart noch unter Schock. Erst am Vortag erfuhren die Spieler, dass die schwangere Lebensgefährtin des Spielmachers ihr Baby verloren hat. Es sei sehr still in der Kabine gewesen, beschrieb van Marwijk die Atmosphäre, als er den Profis die Nachricht überbrachte.
Im vierten Pflichtspiel in Serie ohne den zuvor verletzten Niederländer fehlten dem HSV Mut und Ideen. „Manchmal hätten wir einfach einen langen Ball nach vorne spielen müssen. Das kann in solchen Spielen helfen“, meinte van Marwijk. Für Interimskapitän Marcell Jansen war die Niederlage die logische Konsequenz aus den Leistungen der vergangenen Wochen. „Ob nun gegen Hannover, Köln oder Wolfsburg - in den ersten Halbzeiten waren wir immer schwach. Nur heute wurden wir dafür bestraft, dass wir kaum Gefahr ausstrahlen und viele Zweikämpfe verlieren“, sagte der 28-Jährige.
Und die Aufgaben werden nicht einfacher. Nach der vermeintlich kleineren Mannschaft aus dem Süden wartet nun der FC Bayern München, der beim 7:0 in Bremen seine Extraklasse einmal mehr eindrucksvoll demonstrierte. Oliver Kreuzer schwant Böses: „So kriegen wir gegen Bayern zwölf Stück“, sagte der HSV-Sportdirektor der „Bild“ und der „Hamburger Morgenpost“. Ironisch fügte Kreuzer hinzu, dass man bei der DFL beantragen solle, mit 13 Spielern und zwei Torhütern in der Allianz-Arena antreten zu dürfen. Auf Maximilian Beister, der seine fünfte Gelbe Karte sah, werden die Hamburger in der Partie gegen den Rekordmeister verzichten müssen. Dafür ist mit der Rückkehr van der Vaarts zu rechnen.
So groß die Enttäuschung bei den Hamburgern war, so groß war die Zufriedenheit bei den Schwaben, die vieles richtig gemacht haben. Trainer Markus Weinzierl ließ den Torschützen Raul Bobadilla (18. Minute) erstmals von Beginn an als Sturmspitze auflaufen. „Er war vier Monate verletzt. Wir haben ihn behutsam aufgebaut. Mit seiner Schnelligkeit konnte er dem Gegner wehtun“, sagte der Coach.
20 Punkte hat der FCA nun auf dem Konto und mischt munter im Mittelfeld der Tabelle mit. Zuhause gegen Braunschweig und bei Eintracht Frankfurt lässt sich der Abstand auf die Abstiegsränge in der Hinrunde weiter ausbauen. „Man kann auf unsere Mannschaft wirklich stolz sein“, betonte Weinzierl. „Wir haben an der starken Rückrunde der letzten Saison angeknüpft. Echt beeindruckend, wie die Spieler auftreten.“