Liga-Check 15/16 Eintracht Frankfurt: Die Fans glauben an Veh, die Buchmacher nicht

Eintracht-Rückkehrer gilt als Favorit auf erste Trainerentlassung — Reinartz und Abraham stärken Defensive

Neuzugang Stefan Reinartz (rechts) und Trainer Armin Veh beim Trainingsauftakt von Eintracht Frankfurt an der Commerzbank Arena.

Foto: Arne Dedert

Frankfurt. Mitte August beginnt die 53. Saison der Fußball-Bundesliga. In einer Serie stellt das ECHO die 18 Erstligisten vor. Teil zehn beschäftigt sich mit Eintracht Frankfurt. Dank Rückkehrer Armin Veh auf der Trainerbank träumen nicht wenige Eintracht-Fans wieder vom Europacup — Wettanbieter sind weniger optimistisch.

Was ist von Armin Veh zu erwarten?
Die Rückkehr des Trainers, der die Eintracht 2012 in die Bundesliga und ein Jahr später in die Europa League geführt hatte, löste sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Die einen sehen in ihm den Heilsbringer, der der Eintracht und ihrem Anhang wieder glanzvolle Auftritte im Europacup wie 2013/2014 beschert. Die anderen bezweifeln, dass er an alte Erfolge anknüpfen kann.

Die Spieler reagierten positiv auf den Trainerwechsel, schätzen Vehs Lockerheit nach der auf Rang neun beendeten Saison unter dem wortkargen, reservierten Thomas Schaaf. Buchmacher allerdings erwarten den ersten Trainerrauswurf der Saison in Frankfurt oder Hannover. Selbst für Bruno Labbadia (Hamburg) und Pal Dardai (Hertha BSC) gibt es bessere Quoten als für Veh und Michael Frontzeck.

Haben die aussortierten Spieler wieder Chancen?
Unter Thomas Schaaf spielten Takashi Inui, Johannes Flum und Vaclav Kadlec wenig oder gar nicht. Inui blühte in den ersten Wochen unter Veh auf. Johannes Flum arbeitete sich in den Trainings- und Testspielen nahe an die erste Elf heran. Und Vaclav Kadlec will mit Nachdruck beweisen, dass er kein 3,2 Millionen Euro teuerer Fehleinkauf ist.

Der tschechische U 21-Nationalspieler wurde in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit an Sparta Prag verliehen und traf in 13 Partien neun Mal. Dass er das Vertragsangebot des dänischen Meisters FC Midtjylland nicht annahm, zeigt, dass er es in der Bundesliga noch einmal wissen will.

Was bedeutet der Wechsel von Torwart Kevin Trapp zu Paris Saint-Germain?
Mit Trapp verlor die Eintracht einen ihrer besten Spieler, den einzigen Frankfurter im erweiterten Kader der deutschen Nationalmannschaft — und den Kapitän. Dafür erzielte sie mit neun Millionen Euro die höchste Ablöse seit 27 Jahren (damals umgerechnet 8,5 Millionen Euro für Lajos Detari von Olympiakos Piräus). Mit einem Teil des Geldes soll das Eigenkapital gestärkt werden, ein anderer ist für die Verpflichtung eines Linksaußen vorgesehen.

Ob Neuzugang Heinz Lindner (zuvor Austria Wien) Kevin Trapp auch nur annähernd gleichwertig ersetzen kann, erscheint fraglich. Es soll aber noch ein weiterer Schlussmann verpflichtet werden, im Gespräch ist der finnische Nationalkeeper Lukas Hradecky (Bröndby Kopenhagen). Trapps Kapitänsbinde übernimmt Bundesliga-Torschützenkönig Alexander Meier (32), der verletzungsbedingt allerdings noch monatelang ausfällt. Stellvertreter ist Marco Russ, mit knapp 30 Jahren der dritttälteste Spieler des Teams nach Meier und Makoto Hasebe (31).

Wie lief die Vorbereitung?
„Man sieht, dass wir viele Dinge, die wir wollen, auch schon können“, bilanzierte Trainer Veh nach dem zweiten Trainingslager im österreichischen Windischgarsten zufrieden. Testspielsiege gegen Leeds United (2:1) und FC Fulham (1:0) zeigen, dass die Eintracht auf einem guten Weg ist. Als Top-Verstärkungen für die Defensive kristallisieren sich Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen) auf der Sechs und Innenverteidiger David Abraham (1899 Hoffenheim) heraus. Sie erhöhen das Tempo im Zentrum.

Für den ebenfalls überzeugenden, derzeit verletzten Holländer Luc Castaignos (Twente Enschede) könnte Armin Veh das von ihm präferierte 4-2-3-1-System ändern und mit zwei Stürmern beginnen. Der Schweizer Nationalspieler Haris Seferovic (zehn Tore in der Vorsaison) scheint im Angriff gesetzt. Alexander Meier wird unter dem neuen, alten Trainer ins offensive Mittelfeld zurückkehren und nicht — wie unter Schaaf — ganz vorne spielen.

Geht das Spektakel weiter?
Mit 56 Treffern der viertbeste Angriff der Liga nach den Bayern (80), Wolfsburg (72) und Leverkusen (62), mit 62 Gegentoren die drittschlechteste Abwehr nach Bremen und Paderborn (je 65) — bei Spielen der Eintracht war in der Saison 2014/15 oft Spektakel angesagt. Zu den fünf torreichsten Partien der gesamten Spielzeit zählen zwei der Frankfurter im eigenen Stadion: das 4:5 gegen den VfB Stuttgart und das 4:4 gegen Hertha BSC Berlin.

Veh will die Defensive stabilisieren und hofft auf einen Verbleib des peruanischen Abwehrchefs Carlos Zambrano, der seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat, dank einer Ausstiegsklausel den Verein aber bis Ende August für eine niedrige siebenstellige Ablösesumme verlassen kann.

Fans und Sponsoren jedenfalls scheinen sich auf weitere spektakuläre Partien zu freuen: Die neuen Trikots sind ein Renner, alle 26.000 Dauerkarten waren im Nu vergriffen, die Logen und Business-Seats sind fast ausgebucht. Für das Saison-Eröffnungsspiel am 2. August gegen den FC Tokio wurden bereits 40.000 Karten verkauft, die Eintracht kalkuliert mit einem Zuschauerschnitt von 48.000.