Borussia Dortmund Mkhitaryans genialer Moment

Borussia Dortmund plagt sich zum 1:0-Sieg gegen Schlusslicht Hannover 96.

Henrikh Mkhitaryan erzielte das goldene Tor.

Foto: Guido Kirchner

Dortmund. Trug er nun einen Flokati um die Schultern? Oder wollte er Eisbär Knut Konkurrenz machen? Pierre-Emerick Aubameyang erwies sich einmal mehr als modischer Trendsetter. Während sich seine Kameraden zum 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Hannover 96 quälten, präsentierte der angeschlagene Torjäger von Borussia Dortmund auf der Westtribüne, was sein Kleiderschrank zu bieten hat. Pure Extravaganz: weiße Jacke mit Fell, blaues Käppi und eine Rapperkette. Ein dankbares Motiv für TV-Kameraleute und Fotografen, die den Paradiesvogel des BVB nicht mehr aus den Augen ließen. „Er hat den Style“, sagte Trainer Thomas Tuchel später. „Ich könnte solche Kleidung nicht tragen.“

Tuchel selbst ist eher der Typ Trainingsanzug. Ohne Glamour. Alleine fokussiert auf den Fußball. Der lief diesmal zäh durch die Reihen von Schwarz-Gelb. „Verkopft“ nannte Tuchel das. Nicht locker, nicht entspannt, nicht ausgelassen. Und so musste gegen gut eingestellte Niedersachsen der Geniestreich eines Mannes her, der mit Aubameyang so gar nichts gemein hat. Sondern der eher ein Introvertierter ist. Henrikh Mkhitaryan zog nach 57 Minuten von der linken Seite nach innen, zog ab und traf flach ins rechte untere Ecke. Unhaltbar für Ron-Robert Zieler, an dem die Borussia vor allem im ersten Abschnitt mehr als einmal gescheitert war.

Manch ein Trainer hätte den Armenier zur Pause in der Kabine gelassen. Er hatte anfangs nicht seinen besten Tag gehabt. War mit seinen Pässen ein wenig schludrig gewesen, wirkte manchmal unkonzentriert. Doch der 27-Jährige ist gereift, ist stabiler geworden. Mkhitaryan kann sich inzwischen selbst aus dem Sumpf befreien.

Wo er in der vergangenen Spielzeit noch mit sich gehadert hätte, nahm er jetzt einfach Anlauf. Lief zehn Meter, schaute. Noch einmal zehn Meter. Abgeben auf Marcel Schmelzer? Der war abgeschirmt. Auf Marco Reus? Ebenfalls nicht anspielbar. Also machte Mkhitaryan weitere Meter und zog ab. Mit edler Schusstechnik. Erlösend ohne Ende gegen den Tabellenletzten. „Er hat sich spät entschieden, aber mit voller Überzeugung“, lobte Tuchel.

Hinterher gab der Armenier für einen Radiosender sein erstes Interview auf Deutsch. Sagte: „Ich muss mich bei meinen Kameraden bedanken, die es mir leicht machen.“ Dabei mussten die eigentlich ihm danke sagen. Für das erste Weitschusstor überhaupt, welches Dortmund in dieser Saison gelungen ist. „Gottseidank hat Micki das Ding gemacht“, sagte Ilkay Gündogan.

Trotz der immer prekäreren Lage redet Thomas Schaaf unerschütterlich vom Klassenverbleib mit Hannover 96. „Wir haben eine klare Zielsetzung: Wir wollen in der Liga bleiben“, sagte der vermeintliche Retter des Tabellenletzten. Nach der vierten Niederlage im vierten Spiel unter seiner Verantwortung ist der einstige Europapokalteilnehmer aber längst Abstiegskandidat Nummer 1 mit inzwischen sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

Es spricht für den BVB, dass er auch aus öderen Auftritten die Punkte mitnimmt. Eine neue Qualität als Folge eines Reifesprozesses. Gegen Ingolstadt war das so. Jetzt auch gegen Hannover. „Insgesamt war das nicht unser oberstes Leistungsniveau“, stellte Gündogan klar. An das kam nur einer heran, den man zuletzt gar nicht auf der Rechnung gehabt hatte. Neven Subotic war für Sokratis in die Innenverteidigung rotiert. Nach seiner starken Leistung verspürte er regelrecht „Schmetterlinge im Bauch“. Abwarten, ob die ihn am Donnerstag in der Europa League auch gegen Porto wieder in die Anfangsformation tragen werden. Pierre-Emerick Aubameyang ist dann definitiv wieder dabei. Nicht als Repräsentant von weichem, dichten Langflor, sondern vermutlich als Torjäger.