Pezzaiuoli-Aus in Hoffenheim - Kommt Stanislawski?

Zuzenhausen (dpa) - Das Missverständnis Marco Pezzaiuoli wird bei 1899 Hoffenheim nach nur einem halben Jahr wieder beendet. Nach der Talfahrt der vergangenen Wochen beschloss der Fußball-Bundesligist die vorzeitige Trennung von seinem glücklosen Chefcoach zum Saisonende.

Als Wunschkandidat für die Nachfolge gilt St. Paulis Trainer Holger Stanislawski. „Die Situation nach dem Trainerwechsel und den Abgängen im Winter war sicherlich nicht einfach für Marco Pezzaiuoli und den Verein. Wir sind jedoch nach den Entwicklungen der letzten Wochen zu dem Entschluss gekommen, mit einem neuen Cheftrainer in die kommende Spielzeit zu gehen“, erklärte 1899-Manager Ernst Tanner.

Mäzen und Alleinherrscher Dietmar Hopp bestätigte dem „Mannheimer Morgen“, dass es auch aus der Mannschaft kritische Töne über Pezzaiuoli gegeben habe. „Er war wahrscheinlich noch zu unerfahren, um bei der Mannschaft das nötige Feuer zu entfachen“, sagte Hopp.

Da der Club als Tabellenzehnter nach wie vor neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat, war eine sofortige Trennung anscheinend kein Thema. „Tabellarisch ist dies nicht unbedingt notwendig. Wir wollen die Runde würdevoll beenden“, sagte Tanner.

Pezzaiuoli hatte erst am 2. Januar die Nachfolge von Ralf Rangnick angetreten, von dem sich die Kraichgauer nach dem Theater um den Wechsel von Luiz Gustavo zum FC Bayern München getrennt hatten. In den bislang zwölf Spielen der Rückrunde konnte Pezzaiuoli, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 besaß, mit seinem Team allerdings nur zwölf Punkte holen.

Zudem wurden zuletzt immer wieder Undiszipliniertheiten der Mannschaft bekannt. Josip Simunic und Sejad Salihovic wurden vom ehemaligen DFB-Jugendtrainer auf die Tribüne verbannt, zahlreiche Spieler äußerten Abwanderungsgedanken. Ob auch dies ausschlaggebend für den erneuten Trainerwechsel ist, wollte Tanner nicht kommentieren. „Es geht nicht darum, Marco Pezzaiuoli zu beschädigen.“

Wer den zunächst nur als Assistent geholten Pezzaiuoli als Cheftrainer beerbt, ist offiziell noch nicht klar. Hartnäckig halten sich aber Gerüchte, dass St. Paulis Stanislawski das Ruder bei den abgestürzten Kraichgauern übernehmen wird. „Stanislawski ist ein Favorit. Ob er kommt, kann ich aber nicht sagen“, erklärte Hopp. St.-Pauli-Teammanager Christian Bönig meinte nur: „Es gibt nichts zu vermelden.“ Auch andere Medien berichteten in den vergangenen Tagen übereinstimmend, dass der aktuelle Coach des FC St. Pauli nach dieser Saison nach Hoffenheim wechseln wird. Tanner sagte: „Jetzt können wir mit geeigneten Kandidaten sprechen.“

Pezzaiuoli und Tanner hatten sich zuletzt öffentliche Scharmützel geliefert. Geldgeber Hopp, der Pezzaiuolis Beförderung im Januar noch vehement mit betrieben hatte, hatte sich ebenfalls kritisch über den Rangnick-Nachfolger geäußert. „Was er auf dem Trainingsplatz macht, ist ja alles okay. Aber am Ende müssen auch die Ergebnisse passen“, sagte Hopp im „Mannheimer Morgen“.

Spätestens nach der 2:3-Niederlage im Südwest-Derby beim SC Freiburg am Samstag, wo die Hoffenheimer lange Zeit in Überzahl agiert und dennoch eine Führung aus der Hand gegeben hatten, war der Glaube der 1899-Verantwortlichen an den jungen Trainer aufgebraucht.

Mit dem neuerlichen Trainerwechsel erreicht der Absturz der einstigen Himmelsstürmer aus dem Kraichgau den vorläufigen Tiefpunkt. Nach dem Durchmarsch aus der Drittklassigkeit in die Bundesliga hatten die Kraichgauer unter Rangnick zunächst mit begeisterndem Offensiv-Fußball für Furore gesorgt und waren bis zur Winterpause an die Tabellenspitze gestürmt. In der Folgezeit bekam die heile Hoffenheimer Welt aber immer mehr Risse. Inzwischen kämpfen die Kraichgauer gegen das Image einer Grauen Maus der Liga.