Revolution in Hamburg vertagt
Der HSV sucht eine Lösung zur Rettung. Aber der Aufsichtsrat ist sich uneinig und verwirft zunächst den Plan mit Felix Magath als Heilsbringer.
Hamburg. Zusammen kommen sie auf drei Europacupsiege, 15 deutsche Meistertitel und 150 Jahre Bundesliga. Aktuell verbindet die drei taumelnden Bundesliga-Schwergewichte Hamburger SV (17. Platz/16 Punkte), Werder Bremen (13./20) und VfB Stuttgart (14./19) aber nur eins: die nackte Angst ums sportliche Überleben.
In Hamburg ist es derzeit tatsächlich nur noch eine peinliche Posse: Der Abgang des Aufsichtsrats war bezeichnend. Knapp acht Stunden stritt das Gremium am Sonntag im noblen Hotel Grand Elysee um ein Modell zur sportlichen Rettung, dann flüchteten die Kontrolleure uneins und ergebnislos durch die Tiefgarage. Stattdessen wurde Mediendirektor Jörn Wolf vorgeschickt, der verkündete, dass es nichts zu verkünden gibt.
Die Revolution beim HSV wurde — zumindest vorerst — abgesagt. So wird auch der umstrittene Trainer Bert van Marwijk am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern München auf der Bank sitzen. Dabei hatten einige Kontrolleure den ganz großen Schnitt angedacht: Trainer raus, Sportchef raus, Vorstandschef raus, Vize-Vorstandschef raus. Und dann: Der vermeintliche Heilsbringer Felix Magath rein. Der Personalausschuss des Kontrollrates hatte drei Tage zuvor mit dem Umworbenen Kontakt aufgenommen. Doch für die Revolution mit dem Helden von einst als starkem Mann gab es im Aufsichtsrat keine Mehrheit. Acht der elf Mitglieder hätten sich dafür entscheiden müssen.
Folglich bleiben van Marwijk, Oliver Kreuzer und Carl Jarchow im Amt. Die Bedenken bei einem Umsturz: Es sind Abfindungen in Millionenhöhe zu zahlen. Geld, das der mit Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro belastete Verein nicht hat. Zum anderen laufen noch Verhandlungen mit Magath. Die Hoffnung des klammen HSV: Kommt Magath, fließen auch die angekündigten Millionen von dessen Fürsprecher Klaus-Michael Kühne.
In welcher Funktion Magath den HSV auf Vordermann bringen soll, ist allerdings nicht klar. Kurzzeitig, so heißt es, würde der 60-Jährige in Hamburg zwei Jobs übernehmen: die von Trainer und Sportchef. Aber Magath will gar nicht mehr an der Außenlinie stehen. „Ich ziehe mich langsam aus der Trainerposition zurück“, verkündete er vor sechs Wochen. Er möchte künftig einen Verein „mehr aus dem Büro heraus“ leiten. Magaths Ziel: Vorstandschef. Van Marwijk wird wohl noch zwei Chancen erhalten. Gegen die Bayern — und wohl auch am Samstag beim Tabellenletzten Braunschweig.