Ruhe vor dem Sturm: Eintracht ins Trainingslager
Frankfurt/Main (dpa) - Die erhitzten Gemüter haben sich erst einmal abgekühlt, doch eine Rückkehr zur Normalität wird es bei Eintracht Frankfurt im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga nicht geben.
Vor dem „Endspiel“ gegen seine große Liebe 1. FC Köln hat Eintracht-Trainer Christoph Daum für seine Profis den 24-Stunden-Tag ausgerufen. „Wir werden uns voll und ganz für die Eintracht einsetzen und rund um die Uhr alles tun, um am Samstag erfolgreich zu sein“, kündigte der 57-Jährige vor der Abreise in ein dreitägiges Trainingslager an.
Von Mittwoch an wird sich der Tabellen-16. in Bitburg intensiv auf die Mission Klassenverbleib vorbereiten. „Das ist aber kein Rückzug. Wir erkennen die Verantwortung und bündeln unsere Kräfte“, erklärte Daum. In der Eifel will er seine Profis von allen äußeren Einflüssen abschotten und auf die Köln-Partie fokussieren.
„Der eine Spieler hat kleine Kinder zu Hause, bei dem anderen kommt noch mal der Freund X, Y oder Z vorbei. Da hast du oftmals nicht die Möglichkeit, komplett abzuschalten und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, begründete Daum die Sondermaßnahme. „In unserer Situation halte ich den 24-Stunden-Tag für angebracht.“
Zur ersten Übungseinheit nach den Fan-Tumulten im Anschluss an die 0:3-Schlappe beim FSV Mainz 05 hatten sich am Dienstagvormittag mehr Journalisten als Eintracht-Anhänger eingefunden. Dass die Lage ruhig blieb und nicht - wie am vergangenen Samstagabend - eskalierte, deutete Daum als gutes Zeichen. „Es ist generell wichtig für den Fußball, dass wir trotz der Enttäuschung, die ich jedem zugestehe, für einen Rahmen sorgen, wo die ganze Familie hingehen kann. Frankfurt hat gezeigt, das eine Atmosphäre herrscht, in der alle zusammenhalten. Das war die richtige Antwort.“
Nach dem Debakel im Rhein-Main-Derby will er in den kommenden Tagen vor allem die Köpfe seiner konsternierten und verunsicherten Profis freibekommen. „Wir werden appellieren, erinnern oder verdeutlichen, was es heißt, Spieler von Eintracht Frankfurt zu sein. Was es für die Region bedeutet, sich einzusetzen und welche Verpflichtung jeder einzelne Spieler hat“, so Daums Marschroute.
Über die Bedeutung der Partie muss er kaum Worte verlieren, dazu reicht ein Blick auf die Tabelle. Mit 34 Punkten liegt die Eintracht auf dem Relegationsplatz nur noch zwei Zähler vor Borussia Mönchengladbach. Der Verfolger geht nach zwei 1:0-Siegen gegen Meister Dortmund und in Hannover mit breiter Brust in das Fernduell.
„Die Spieler haben den Anspruch, Profi in der Bundesliga zu sein. Ich erwarte von diesen Spielern, dass sie selbst Selbstbewusstsein entwickeln“, forderte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen. Die Zweite Liga sei für alle ein Horrorszenario: „Es geht um ein existenzielles Spiel für sie und den Verein“, sagte Bruchhagen.
Der Vorstandschef stellte zudem klar, dass er die Hessen bei einem Abstieg nicht verlassen wolle. „Es ist selbstverständlich, dass ich der Erste bin, der auch dabei sein wird, den alten Zustand wieder herzustellen - wenn der Aufsichtsrat dem zustimmt“, sagte der 62-Jährige am Montagabend in der Sendung „Heimspiel“ des Hessischen Rundfunks. Am Freitag trifft sich der Aufsichtsrat zu einer turnusmäßigen Sitzung.
Bruchhagen ist seit dem 1. Dezember 2003 Vorstandsvorsitzender der Frankfurter. Sein Vertrag läuft 2012 aus und ist eigentlich nur für die Bundesliga ausgelegt. „Das wäre ja geradezu naiv zu glauben, dass die Tatsache, dass ich keinen Vertrag für die 2. Liga habe, dazu führen würde, dass ich die Eintracht verlassen sollte“, betonte er.