Warmer Geldregen für BVB soll Schulden drücken

Dortmund (dpa) - Vom Sorgenkind zum Erfolgsmodell: Für die noch vor sechs Jahren von der Insolvenz bedrohten Dortmunder wird die Meisterschaft zu einer lukrativen Angelegenheit.

Mit den erwarteten Mehreinnahmen aus der Champions League will der deutsche Fußball-Meister Borussia Dortmund seine finanziellen Verbindlichkeiten weiter reduzieren. „Es ist unser ambitioniertes Ziel, in den kommenden ein bis zwei Jahren operativ schuldenfrei zu sein“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. Der Verein hat knapp 57 Millionen Euro Schulden. Exklusive der Stadionfinanzierung gebe es „schwankende Verbindlichkeiten zwischen fünf und sieben Millionen Euro“, erläuterte Watzke. Insgesamt kann sich der Verein über Brutto-Zusatzeinnahmen von über 25 Millionen Euro freuen.

Watzke nannte keine konkreten Zahlen zu den Mehreinnahmen nach dem Gewinn des siebten Meistertitels. Es gebe zusätzliche Sponsorenzahlungen, „und allein der erste Rang ist der DFL im Vergleich mit dem zweiten 500 000 Euro mehr wert“. Allerdings fielen jetzt auch Prämienzahlungen an die Spieler an: „Wenn eine so junge Mannschaft mit einem vergleichsweise niedrigen Etat dermaßen viele Punkte holt, dann muss sie auch belohnt werden.“ Jeder einzelne BVB-Mitarbeiter erhalte zudem eine Sonderzahlung in vierstelliger Höhe. „Das ist ein Novum beim BVB“, ergänzte Watzke.

Der BVB-Geschäftsführer bestätigte den Eindruck, dass Dortmund in dieser Saison lange Jahre geltende Gesetzmäßigkeiten des Fußballs außer Kraft gesetzt habe. „Das 'Geld schießt Tore' haben wir abgeschafft - in der Tat. Aber es sei Ihnen versichert: Die Imperien werden zurückschlagen“, sagte Watzke mit Blick auf die nationale Konkurrenz.

Allein die sichere Qualifikation für die Champions League garantiert rund 20 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum Europa-League-Gewinn in dieser Saison ein Plus von 15 Millionen Euro. Zudem lässt Hauptsponsor Evonik dem Vernehmen nach für den siebten Titel der Borussia eine Extraprämie von vier Millionen Euro springen. Die Zusatzzahlungen weiterer Vertragspartner werden auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt.

Mehrerlöse bei den TV-Geldern machen die Meisterschaft zusätzlich attraktiv. 27,23 Millionen Euro stehen dem Tabellenführer in dieser Saison zu und damit fünf Millionen Euro mehr als im vorigen Jahr. Darüber hinaus darf sich Watzke über einen Meister-Bonus von 2,75 Millionen Euro und mehr Geld aus der Auslandsvermarktung freuen.

Weitere positive Begleiteffekte: Der sportliche Höhenflug hat den allerdings nur virtuellen Transferwert der Mannschaft deutlich erhöht. Watzke taxierte ihn unlängst auf 130 Millionen Euro.

Und auch mit dem Aktienkurs, der noch zu Saisonbeginn zeitweise unter der Ein-Euro-Marke gelegen hat, ging es im Saisonverlauf deutlich nach oben. Am Meisterwochenende lag er bei knapp über drei Euro, war aber damit noch immer weit entfernt vom Ausgabekurs (11 Euro) beim Börsendebüt im Jahr 2000.